Samsungs Wunderwaffe

Galaxy S6 Edge: Ein Biest von einem Handy im Test

Elektronik
12.04.2015 08:00
Samsungs Galaxy S6 und dessen futuristische Edge-Variante stehen kurz vor der Markteinführung in Österreich. Ab 17. April ist Samsungs neue Handy-Wunderwaffe hierzulande erhältlich – mit pfeilschnellem Prozessor und toller Kamera, dafür aber ohne Speicherkartenslot und wasserdichtes Gehäuse zu einem gesalzenen Preis. Günstigstenfalls 700 Euro muss man für ein Galaxy S6 hinblättern, mit mehr Speicher oder Edge-Display ist das Gerät noch teurer. Ob der hohe Preis gerechtfertigt ist, klärt unser Test.

Das Galaxy S6 ist Samsungs bislang teuerstes Galaxy-S-Modell, aber auf technischer Ebene auch das bislang beste. Die Koreaner haben sich die Kritik am Plastikgehäuse des Vorgängers zu Herzen genommen, ein deutlich edleres Chassis aus Metall und Glas für ihr Android-Topgerät konstruiert und es mit dem Besten gefüllt, das der Markt für Smartphone-Komponenten hergibt. Wie das in vielen verschiedenen Farben verfügbare S6 (Edge) aussieht, sehen Sie hier:

Was genau im Galaxy S6 (Edge) steckt, klärt die Tabelle:

Samsung Galaxy S6 (Edge)

CPU

Exynos 7 Octa; 4 x 2,1 GHz + 1,5 GHz

RAM

3 GB

Diagonale

5,1 Zoll

Auflösung

2.560 x 1.440 Pixel

Speicher

32 / 64 / 128 GB

microSD-Slot

Nicht vorhanden

Hauptkamera

16 Megapixel, optischer Bildstabilisator, LED-Blitz

Frontkamera

5 Megapixel

Funk

LTE, Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.1, NFC, Infrarot, GPS, GLONASS, BeiDou

Maße

142 x 70 x 7 Millimeter; 132 Gramm

Akku

2.600 mAh

Software

Android 5 (TouchWiz)

Extras

Pulsmesser
Fingerabdruck-Sensor
Universalfernbedienung
kabelloses Laden (Qi)

Straßenpreis

S6: 700 / 800 / 900 Euro; S6 Edge: 850 / 950 / 1050 Euro


Was die Rechenpower angeht, steht das S6 quasi konkurrenzlos da. Der Exynos-Chip aus Samsungs hauseigener Produktion sorgt im Alltag für ein flüssiges Android-5-Bedienerlebnis, flotte App-Starts und mehr als genug Spiele-Power. Tatsächlich handelt es sich um den schnellsten Smartphone-Chip, der bis dato in unserem Testlabor gelandet ist.

Exynos 7: Schneller und kühler als Snapdragon 810
Trotz spürbar geringerer Wärmeentwicklung als beim ebenfalls sehr schnellen Qualcomm Snapdragon 810, der im HTC One M9 oder dem LG G Flex 2 verbaut ist, liefert Samsungs Prozessor etwas mehr Leistung. Im AnTuTu-Benchmark hat unser Galaxy-S6-Edge-Testgerät absolute Top-Bewertungen erzielt, je nach Testvariante zwischen 65.000 und über 70.000 Punkte. Zum Vergleich: Snapdragon-810-Geräte liegen gut 10.000 Zähler darunter und werden bei den Tests wärmer.

Eine mögliche Ursache für die zum Testzeitpunkt konkurrenzlose Leistung des Samsung-Chips ist der Fertigungsprozess. Der Samsung-Chip wird im 14-Nanometer-Verfahren hergestellt, der Qualcomm-Prozessor im 28-Nanometer-Verfahren. Auch der flotte DDR4-Arbeitsspeicher im Samsung-Smartphone dürfte eine Rolle bei den guten Benchmark-Ergebnissen spielen.

Display: Intensive Farben, exzellenter Kontrast
Das AMOLED-Display im Galaxy S6 (Edge) ist ein Traum. Es wartet mit der enorm hohen Auflösung von 2.560 mal 1.440 Pixeln auf und stellt Text entsprechend scharf, Bilder und Videos ausgesprochen detailreich dar. Die Farben sind intensiv, der Kontrast ist ausgezeichnet, die maximal erzielbare Helligkeit und die seitliche Ablesbarkeit spielen auf hohem Niveau. Ob man auf fünf Zoll Diagonale wirklich so viele Pixel braucht, sei dahingestellt, die Darstellungsqualität ist aber in jedem Fall überzeugend.

Kamera: Schneller Autofokus, tolle Bildqualität
Die 16-Megapixel-Hauptkamera des Galaxy S6 überzeugt im Praxistest ebenfalls. Sie ist die am schnellsten scharfstellende und auslösende Kamera, die bislang in einem Android-Handy in unserem Testlabor gelandet ist und liefert bei gutem Licht detailreiche und – der optischen Bildstabilisierung sei Dank – scharfe Bilder. 4K-Videos sind möglich, die Kamera-App liefert viele nette Funktionen, etwa Echtzeit-HDR, das Ziel verfolgenden Autofokus oder nachträgliche Fokusveränderung.

Ihrer Lichtstärke (Blende F/1.9) ist es geschuldet, dass Samsungs Kamera auch bei schlechteren Lichtverhältnissen noch gute Fotos liefert. Das Scharfstellen dauert im Zwielicht zwar etwas länger und die Verwacklungsgefahr steigt gegenüber Tageslichtaufnahmen, im Vergleich zu anderen Handys macht sich das S6 aber auch bei schwierigen Lichtverhältnissen ziemlich gut und produziert rauscharme Bilder. Wenn die Umgebungsbeleuchtung allzu schwach ist, erweist sich der verbaute Blitz als fähige Lichtquelle – obwohl er nur mit einer statt zwei LEDs arbeitet. Die Frontkamera mit ihren fünf Megapixeln liefert ansehnliche Selfies und taugt problemlos für Videotelefonie.

Kamera bietet nun Schnellstart-Modus
Praktisches neues Feature: Samsung hat dem Galaxy S6 einen Kamera-Schnellstartmodus spendiert, der durch zweimaliges Drücken des Home-Buttons aktiviert wird. Ähnliches kennt man von Sonys Xperia-Z-Serie, bei der der physische Kamera-Button die Kamera-App öffnet, wenn er länger gedrückt wird. Apropos: Einen physischen Auslöser bietet das Galaxy S6 nicht, hierbei handelt es sich aber um Kritik auf hohem Niveau. Alles in allem ist Samsungs S6-Kamera nämlich derzeit der König unter den Handykameras.

Umfassende Funkausstattung
Die Funkausstattung des Galaxy S6 (Edge) ist auf der Höhe der Zeit. Wer einen entsprechenden Tarif hat, surft im LTE-Netz. In den eigenen vier Wänden ist das Gerät flott über Gigabit-WLAN ans Netz angebunden, NFC und Bluetooth 4.1 dienen der Verbindung mit Peripherie. Ein Infrarot-Modul macht das S6 bei Bedarf zur Universalfernbedienung.

Speicher: Samsung setzt leider auf Apple-Prinzip
Beim Speicher offenbart das Galaxy S6 seine größte Schwäche. Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen bietet das neue Samsung-Flaggschiff keinen microSD-Speicherkartenslot mehr, mit dem der interne Speicher kostengünstig erweitert werden könnte. Stattdessen hat man das Apple-Prinzip gewählt: Der User muss beim Kauf wissen, wie viel Speicher er braucht, und wird für eine Speicherverdopplung mit hundert Euro Aufpreis zur Kasse gebeten.

32 Gigabyte sind zwar selbst bei der kleinsten S6-Variante eine relativ angemessene Speichergröße, wer viel filmt oder gerne Musik mit sich herumträgt, könnte sich aber mehr wünschen – und kommt nicht umhin, 800 (64 GB) oder 900 (128 GB) Euro für das S6 zu bezahlen. Bei der Edge-Variante verschärft sich das Problem: 64 Gigabyte kosten hier bereits 950, 128 Gigabyte satte 1.050 Euro. Ziemlich viel Geld für ein Smartphone.

Extras: Fingerabdruckscanner und Pulsmesser
Vielleicht wäre das Galaxy S6 etwas günstiger geworden, wenn Samsung auf das eine oder andere Extra verzichtet hätte. An Bord sind wieder ein Fingerabdruck-Scanner und ein Pulsmesser. Der Fingerabdruck-Scanner entsperrt das Gerät, ersetzt beim Samsung-Konto und bei PayPal-Zahlungen das Passwort und funktioniert in seiner neuesten Inkarnation deutlich zuverlässiger als noch beim Vorgänger. Der Finger muss nun nicht mehr über den Scanner gezogen, sondern darauf gelegt werden, was uns wesentlich besser als bei früheren Modellen gefällt.

Der Pulsmesser an der Rückseite des S6 arbeitet ebenfalls zuverlässiger als in älteren Samsung-Smartphones und liefert nun bei den meisten Messversuchen Ergebnisse. Eine Messreihe zeigte, dass diese mitunter schwanken können – bei zwei aufeinanderfolgenden Versuchen mit zwei verschiedenen Händen attestierte uns das S6 Edge Ergebnisse, die sich um bis zu 20 Schläge unterschieden. Für den professionellen Bereich dürfte das zu ungenau sein, zur ungefähren Selbsteinschätzung taugt der Sensor. Ein Must-have ist er aber nicht.

Saubere Verarbeitung, hervorstehende Kamera
Die Verarbeitung des im Gegensatz zum Vorgänger leider nicht mehr wasserdichten Galaxy S6 gibt kaum Anlass zur Kritik: Das Gehäuse ist sauber verarbeitet, knarzt nicht und gibt nirgends nach und fällt auch nicht durch zu große Spalten oder ähnliche Mängel auf. Dass die Kamera aus dem Gehäuse hervorsteht, könnte manche Nutzer stören, ansonsten ist das S6 aber ein sehr hochwertiges Gerät.

Hübsches, aber fingerabdruckanfälliges Design
Das Design ist im Grunde eine Folge der anhaltenden Kritik an den Plastikgehäusen der Vorgängermodelle. Das S6 komm im Metall- und Glasgehäuse daher, wobei der Rahmen aus Metall besteht und ein wenig an die Apple-Konkurrenz erinnert. Vorder- und Rückseite sind mit kratzfestem Glas überzogen. Das macht das Gerät anfällig für Fingerabdrücke und erfordert häufiges Putzen, sieht aber richtig gut aus.

Vor allem der Effektlack, mit dem Samsung die Metallkomponenten unterhalb der Glasbeschichtung versehen hat, macht viel her und ändert je nach Lichteinstrahlung seine Farbe. So lässt das schwarze S6 Edge bei Lichteinfall beispielsweise blaue Akzente erkennen – sehr schön!

S6 vs. S6 Edge: Unterschiede in der Ergonomie
Ein Wort zum Unterschied zwischen S6 und S6 Edge: Weil die teurere Edge-Variante links und rechts ein über die Gerätekante gezogenes Display hat, ist der Rahmen seitlich deutlich dünner als beim normalen S6. Das sorgt dafür, dass das S6 Edge gewöhnungsbedürftiger in der Hand liegt als die normale S6-Variante. Wir haben beide Geräte in Händen gehabt und halten das normale S6 für das ergonomischere Smartphone.

Ein weiteres Problem des S6 Edge: Die Funktionsvielfalt des seitlichen Displays ist nicht sehr groß. Die Bildschirmkante dient – wenn das Smartphone auf dem Display liegt – als Benachrichtigungs-LED-Ersatz und kann mit einer Kontakte-Schnellwahlfunktion sowie einer Benachrichtigungsleiste versehen werden. Das ginge ebenso mit einem planen Bildschirm, der bei Berührung am Rand Zusatzfunktionen anbietet, nur der bei Tageslicht schwer sichtbare Benachrichtigungs-LED-Ersatz funktioniert nur mit dem Edge-Display. Dass an der Kante eine Nachtuhr angezeigt werden kann, rechtfertigt den Aufpreis von 150 Euro gegenüber der normalen S6-Version da auch nicht mehr.

An der Kante blendet das Galaxy S6 auf Wunsch Benachrichtigungen ein. (Bild: Dominik Erlinger)
An der Kante blendet das Galaxy S6 auf Wunsch Benachrichtigungen ein.
(Bild: Samsung)
(Bild: Samsung)
(Bild: Samsung)
Samsung Galaxy S6 Edge (Bild: Samsung)
Samsung Galaxy S6 Edge
(Bild: Samsung)
(Bild: Samsung)
(Bild: Samsung)
(Bild: Samsung)
(Bild: Samsung)
(Bild: Samsung)
(Bild: Samsung)

Unser Rat für Unentschlossene, die zwischen beiden Modellen hin- und hergerissen sind: Nehmen Sie das S6 (Edge) vor dem Kauf in die Hand, entscheiden Sie für sich, welche Variante Sie für ergonomischer halten, und stellen Sie sich in die Frage, ob das futuristische Äußere des Edge Ihnen 150 Euro Aufpreis wert sind oder ob das Geld nicht besser in mehr Speicher investiert wäre. Viel mehr als ein optisches Gimmick ist die Displaykrümmung nämlich nicht.

Solide Akkulaufzeit, gute Energiesparmodi
Der nicht austauschbare Akku im Galaxy S6 bietet eine Kapazität von 2.550 (S6) bzw. 2.600 (Edge) Milliamperestunden. Das ist für ein Fünf-Zoll-Gerät nicht besonders viel, reicht dank stromsparender Android-Version und effizienten Komponenten aber problemlos für einen Tag normaler Nutzung. Wer sparsam mit dem Saft umgeht und die vorhandenen Energiesparmodi nutzt, könnte durchaus auch zwei Tage damit auskommen, bei den meisten Nutzern dürfte nächtliches Stromtanken aber üblich bleiben.

Kabelloses Ladepad verfügbar
Neu bei der Galaxy-S-Reihe: Für 50 Euro verkaufen die Koreaner ein Induktions-Ladepad zum kabellosen Laden. Für diesen Preis hätte man ein microUSB-Netzteil beilegen können, finden wir. Und das Wörtchen "kabellos" ist auch eher relativ: Das Smartphone lädt mit dem Zubehör zwar tatsächlich, ohne dass das Ladekabel angesteckt werden müsste, von der Steckdose zum Ladepad braucht's aber weiterhin ein Stromkabel. Die Folge: Das Handy lädt wohl am gleichen Ort wie sonst, nur dass beim Aufladen ein Handgriff weniger anfällt.

(Bild: Samsung)

Gut gemacht ist die Ladestation trotzdem: Im Test lud sie das S6 Edge auch dann auf, wenn es in einer Hülle steckt. Und eine LED-Leiste am Ladepad zeigt von Weitem an, wie es um den Akkustand bestellt ist. Erfreulich: Um den Akku durch zu häufige Ladevorgänge nicht zu sehr zu beanspruchen, startet der Ladevorgang erst ab einem gewissen Ladestand – liegt das Gerät darüber, schickt die Ladeschale keinen Strom.

Lautsprecher ist ungünstig platziert
Beim Testen des S6 Edge fiel uns – insbesondere beim Spielen und Videoschauen – auf, dass der an der Geräteunterkante angeordnete Lautsprecher beim horizontalen Betrieb allzu leicht durch die Hand des Nutzers zugedeckt wird. Die Folge: Klanglich kann der – unverdeckt durchaus ausreichende – Lautsprecher nicht ganz überzeugen, Stereoboxen an der Gerätefront wären die bessere Lösung gewesen.

Schönes Interface mit Software-Dreingaben
Am Galaxy S6 Edge läuft Android in Version 5 Lollipop, allerdings hat Samsung das Google-Betriebssystem optisch mit der hauseigenen TouchWiz-Oberfläche angepasst. Erfreulich: Samsung-typisch gibt's einige praktische Software-Dreingaben, unter anderem 100 Gigabyte OneDrive-Speicher für zwei Jahre. Etwas Bloatware – etwa ein Hotel-Buchungstool – ist leider auch an Bord.

Die Benutzeroberfläche gibt sich am S6 unaufdringlicher als in früheren Inkarnationen und wartet nun beispielsweise wieder mit einem übersichtlichen Einstellungsbereich auf, ein paar Besonderheiten wie die im Vergleich zum Android-Standard seitenverkehrt angeordneten Kontextmenü- und Zurück-Buttons bleiben aber. Trotzdem: Insgesamt ist Samsungs Interface aufgeräumt und ansehnlich.

Fazit: Exzellentes Gerät mit wenigen Mankos
Mit dem Galaxy S6 und seiner futuristischen Edge-Variante hat Samsung ganze Arbeit geleistet: Prozessor, Display und Kamera sind herausragend, Optik und Verarbeitung wissen zu überzeugen und Fingerabdruck-Scanner sowie Pulsmesser arbeiten deutlich zuverlässiger als noch im Vorgänger. Ein paar Schönheitsfehler – der nicht wechselbare Akku, der nicht erweiterbare Speicher, der ungünstig platzierte Lautsprecher und das nicht mehr wasserfeste Gehäuse – gibt es zwar, in der Smartphone-Oberklasse hat Samsung mit dem Galaxy S6 aber trotzdem betriebssystemübergreifend eines der derzeit stärksten Geräte im Sortiment.

Dass es eine Erfolgsstory wird, ist aber noch nicht fix: Günstigstenfalls 700 Euro für ein Smartphone könnte vielen Interessenten schlicht zu teuer sein, die Bedürfnisse der meisten Nutzer erfüllen heute längst auch weit günstigere Geräte.

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