Danach wird sich Wiggins wieder dem Bahn-Radsport widmen – mit dem Stunden-Weltrekord und vor allem Olympia-Gold in Rio 2016 als großen Zielen. Am Sonntag warten die letzten 253 Kilometer, viele davon über das harte Kopfsteinpflaster auf staubigen Feldwegen aus den Zeiten Napoleons. Wiggins hat den gefürchteten Frühjahrsklassiker in der "Hölle des Nordens" bewusst ausgewählt. "Das Rennen ist ein Kindheitstraum von mir", sagte Wiggins.
"Es geht um nichts anderes als um Radsport"
Ein Sieg in Roubaix wäre für ihn mehr wert als der Toursieg 2012. "Sicher, die Tour war eine große Sache, aber hier ist nach sechs Stunden alles vorbei. Es ist der große Gegensatz. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das Rennen einmal von einem Dopingskandal überschattet worden ist. Es geht um nichts anderes als um Radsport."
"Ich habe es gehasst, Toursieger gewesen zu sein"
"Ich habe es gehasst, Toursieger gewesen zu sein. Ich habe die Medien dafür gehasst, dass sie mir immer wieder Fragen zu Lance Armstrong gestellt haben. Ich habe Armstrong gehasst, dass er Oprah Winfrey dieses Interview gegeben hat. Und ich habe es gehasst, der Toursieger in einer Periode gewesen zu sein, der all diese Fragen beantworten musste." Er habe sich im Nachhinein oft gefragt, wie er es überhaupt geschafft habe, die Frankreich-Rundfahrt unter diesem großen Druck zu gewinnen.
Der Triumph 2012 war der Startschuss eines regelrechten Radsport-Booms auf der Insel mit dem Höhepunkt der Sommerspiele in London. Seine Landsleute hatten sich ihm zu Ehren Koteletten angeklebt, bei der Eröffnungsfeier durfte er mit einem Glockenschlag die 30. Sommerspiele einläuten, und später wurde er von der Queen zum Ritter geschlagen. "Ich war hier, dort, einfach überall. Ich hatte vergessen, was ich einmal geliebt habe", erzählte Wiggins.
"Ich war die Affen auf meinem Rücken los"
Der verletzungsbedingte Verzicht auf die Tour 2013 sei eine Erlösung gewesen, sagte er rückblickend. "Ich war die Affen auf meinem Rücken los und ein anderer musste sie tragen", erklärte Wiggins. Der andere war sein Landsmann Christopher Froome. Als sich der Rummel verzogen hatte, blühte Wiggins wieder auf. An der Tour nahm er nicht mehr teil. Er gewann kleinere Rundfahrten, fuhr die Klassiker und zeigte alte Zeitfahrqualitäten. 2014 schnappte er Tony Martin den WM-Titel weg. Ein Rennen "wie Ali gegen Foreman" sei es gewesen, so der 34-Jährige.
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