Häupls Lehrer-Sager:

Zwei Stunden mehr in Klasse? Neugebauer sagt Njet

Österreich
15.04.2015 13:04
Soll die Unterrichtsverpflichtung für Lehrer von 22 auf 24 Wochenstunden ausgedehnt werden? Der Dauerstreit ist seit dieser Woche um eine schwergewichtige Front reicher. Nach einem markigen Sager von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (siehe Video oben) reagierte der oberste Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer am Mittwoch unnachgiebig: "Das Dienstrecht ist gesettelt", sagte er und machte damit klar, wenig gesprächsbereit zu sein.

Häupl hatte die mangelnde Bereitschaft der Lehrer, zwei Stunden länger in der Klasse zu stehen, am Vortag mit den Worten kommentiert: "Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich am Dienstag zu Mittag fertig. Dann kann ich heimgehen."

Offener Lehrer-Brief
Die Wiener AHS- und BMHS-Lehrer werten diese Aussage als Provokation und schrieben postwendend einen offenen Brief an Häupl. Darin heißt es, es sei "nicht zielführend, verschiedene Berufsgruppen gegeneinander auszuspielen". Außerdem hielten sie fest, "dass die Arbeitszeit der Lehrer nicht nur aus der Anwesenheit in den Klassen besteht, sondern auch andere Tätigkeiten außerhalb des Unterrichts als Arbeitszeit veranschlagt werden müssen".

Neugebauer verwies im Ö1-"Morgenjournal" auf die Einschnitte, die der öffentliche Dienst bereits in der Vergangenheit verkraften habe müssen - etwa die Nulllohnrunde vor zwei Jahren: "Wir haben gespart", so Neugebauer, zur Ausweitung der Unterrichtsverpflichtung für Lehrer gab es ein striktes "Nein".

Beamte "nicht freie Rücklage der Republik"
Erst vor wenigen Jahren sei ein neues Dienstrecht verhandelt worden - "und damit ist eigentlich das Dienstrecht gesettelt", so der Chef der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Neuerliche Änderungen lehnt er klar ab, "jeder Eingriff in Dienstrecht und Besoldung ist nicht annehmbar", sagte er in Hinblick auf die Steuerreform. Im "Kurier" sagte er, "der öffentliche Dienst wird sicher nicht die Steuerreform zahlen", dieser sei "nicht die freie Rücklage der Republik". Im Ö1-Interview schloss Neugebauer gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen nicht aus: "Sie wissen, dass eine Gewerkschaft immer bereit sein muss."

Regierungskoordinator Josef Ostermayer reagierte am Mittwochvormittag beschwichtigend: "Eine Nulllohnrunde ist eine Phantomdiskussion. Grundsätzlich gilt: Man führt Verhandlungen direkt mit der Gewerkschaft und nicht über die Medien. Diesen Weg wird die Regierung wie auch in der Vergangenheit beschreiten."

Polit-Konkurrenz schießt sich auf Häupl ein
Auch um die Häupl-Aussage vom Dienstag, die den Stein ins Rollen gebracht hatte, wurde am Tag danach weiter gestritten. Der Bürgermeister habe sich "nicht nur im Ton vergriffen, sondern er zeigt auch seine Wertschätzung für den wichtigsten Rohstoff, den wir haben", sagte der Wiener ÖVP-Chef Manfred Juraczka. FPÖ-Bildungssprecher Walter Rosenkranz sagte, Häupl verteidige in Wien "Beamtenprivilegien für seine Parteigänger. Er sieht den Splitter im Auge des anderen, aber nicht den Balken im eigenen Auge."

Für die NEOS sagte Wien-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger: "Solche Sager haben zwar einen gewissen Unterhaltungswert, bringen uns aber in bildungspolitischen Diskussionen keinen Millimeter weiter. Fehlende Wertschätzung für Lehrer, die den wichtigsten Beruf der Republik ausüben, und Lehrer-Bashing sind hingegen kein Weg aus der Bildungsmisere."

Häupl: Kritik richtete sich an Gewerkschaft, nicht an Lehrer
Häupl reagierte seinerseits Mittwochmittag unbeeindruckt und sagte, "ich wüsste nicht, wofür ich mich entschuldigen soll". Er habe keineswegs die Lehrerschaft beleidigen wollen, sondern Kritik an der Gewerkschaft geübt. Von dort höre er seit Jahrzehnten nichts anderes als ein "Nein", so der Wiener Bürgermeister. So würden sich die Gespräche zur Schulverwaltungsreform bereits "ewig lang" hinziehen. Im Vergleich zur Diktion der Gewerkschaft seien seine "Witzchen" harmlos.

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