Hoffen auf Heilung
Eltern lassen verstorbene Zweijährige einfrieren
Die Entscheidung trafen die Eltern - beide Ärzte -, nachdem Anfang des Jahres die lebenserhaltenden Maschinen bei Matheryn Noavaratpong abgeschaltet worden waren. Bei dem Mädchen war im April 2014 in Bangkok ein elf Zentimeter großer Gehirntumor festgestellt worden - eine besonders aggressive und seltene Krebsart, die vor allem Kleinkinder trifft.
Kampf gegen den Krebs ohne Erfolg
Eine Woche nach der ersten Operation erwachte das Mädchen entgegen aller Prognosen aus dem Koma. Die Eltern entschlossen sich daher, weiter gegen den Krebs anzukämpfen: "Wir können ihn vielleicht nicht schlagen, aber ihr Leben kann zu einem weiteren Schritt der Menschheit führen, Krebs in der Zukunft zu überwinden", so Matheryns Vater gegenüber "Vice". So gründeten sie eine Stiftung zur Erforschung von Kinderkrebs.
Ihrer Tochter konnten sie damit leider nicht helfen. Im Verlauf des nächsten Jahres folgten zwölf weitere OPs sowie 20 Chemo- und Strahlentherapien. Die Zweijährige verlor 80 Prozent ihrer linken Gehirnhälfte und obwohl es immer wieder Hoffnung gab, wucherte der Krebs weiter und verbreitete sich im gesamten Gehirn und Körper. Am 8. Jänner schließlich wurde Matheryn aus dem Krankenhaus entlassen und starb nach Spiel- und Kuscheleinheiten mit ihren Eltern und Verwandten zu Hause.
Gehirn nun tiefgefroren in den USA
Die Eltern hatten zuvor das Unternehmen Alcor Life Extension Foundation kontaktiert, einen der größten Kryonik-Anbieter weltweit, das Matheryn als Patientin akzeptierte. Die Einleitung des Kältemittels wurde noch in Bangkok vorgenommen, bevor der Körper der Zweijährigen in die USA gebracht wurde. Ihr Gehirn habe man dort extrahiert und in einem Behälter mit flüssigem Stickstoff konserviert, heißt es.
Es handelt sich um die günstigste Variante, einen Menschen einzufrieren - dafür werden umgerechnet 73.500 Euro fällig plus 700 Euro pro Jahr. Wer gleich einen ganzen Körper auf Eis halten möchte, muss dafür etwa 183.800 Euro hinlegen. Trotz der Kosten wächst der Markt laut Alcor. Vor allem junge Leute seien offen für diese Möglichkeit, auch wenn man kein ewiges Leben verspreche und noch nicht beantworten könne, wie man einen toten Körper - geschweige denn ein Gehirn allein - einmal wieder zum Leben erwecken will. Doch die Hoffnung unter den Anhängern ist so groß, dass es sogar noch jüngere Patienten als Matheryn geben könnte: Manche Familien würden schon drei Monate alte Babys bei Alcor anmelden, so ein Unternehmenssprecher.
Als illusorisch wollen sich Matheryns Eltern übrigens nicht verstanden wissen. Ihre Tochter habe nur dank moderner Medizin so lange gelebt - ja, sie sei dadurch überhaupt erst auf die Welt gekommen. Schließlich war sie von einer Leihmutter ausgetragen worden, nachdem ihre Mutter bei der Geburt ihres Bruders den Uterus verloren hatte. Wenn die Technik so weit sei, könne Matheryn wieder atmen, so ihr Vater.
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