Angst vor Seuchen
Erdbeben in Nepal: 10.000 Tote befürchtet
"Wir fürchten, dass es zu Epidemien kommen könnte", sagte der Koordinator der internationalen Arbeiterwohlfahrt in Kathmandu, Felix Neuhaus, am Montag. Die Trinkwasserversorgung sei ausgefallen und Regen verschlimmere die Lage. Die Krankenhäuser seien komplett überlastet. Auf den Straßen herrsche allgemeines Chaos, besonders schlimm sei die Situation in den Dörfern, "wo bis zu 100 Prozent der gesamten Bausubstanz zusammengefallen sind", sagte der Nothilfekoordinator.
Rotkreuz-Helferin: "Hier steht kaum ein Haus"
Die Stimmung im Katastrophengebiet ist auch drei Tage nach dem schweren Erdbeben weiter angespannt. "Die Leute hier sind extrem nervös", sagte Andrea Reisinger vom österreichischen Roten Kreuz. Die Nachbeben lassen die Betroffenen immer wieder aus ihren Häusern fliehen. Reisinger war am Montag gemeinsam mit ihrem Kollegen Georg Ecker in Nepal gelandet.
Die Kapazitäten des Flughafens in Kathmandu reichen für die anlaufende internationale Hilfe kaum noch aus: "Wir sind vier Stunden in der Luft gekreist, weil 15 Maschinen vor uns in der Landeschleife waren", sagte Reisinger. Am Dienstag will sich die Katastrophenhelferin einen ersten Eindruck über das Ausmaß der Schäden machen. "Bekannte haben mir gesagt, dass besonders das Zentrum sehr betroffen sein soll und dort kaum noch ein Haus steht", so Reisinger.
Verzweifelte Bebenopfer: "Seit Tagen ohne Essen und Wasser"
Was die Lage der Betroffenen noch dramatischer macht, ist die schleppend anlaufende Katastrophenhilfe. Selbst in der Hauptstadt Kathmandu beschwerten sich zahlreiche Menschen. "Wir leben hier auf der Straße, ohne Essen und Wasser, und wir haben in den vergangenen drei Tagen (seit dem Beben) keinen einzigen Beamten gesehen", sagte ein Mann, der mit seiner Familie im Freien campierte. Die Stromversorgung ist zusammengebrochen, sodass weder Wasserversorgung noch Telekommunikation gut funktionieren. In Nepal sind nach Angaben der Vereinten Nationen rund acht Millionen Menschen von den Auswirkungen des schweren Erdbebens betroffen. Wie die UNO am Dienstag mitteilte, sind mehr als 1,4 Millionen Menschen auf Lebensmittelhilfen angewiesen.
Regierung war "auf solches Desaster nicht vorbereitet"
Die Regierung erklärte erstmals öffentlich, trotz zahlreicher Warnungen vor einem bevorstehenden großen Beben nicht ausreichend vorbereitet gewesen zu sein. "Wir haben nicht genügend Mittel, und wir brauchen mehr Zeit, um alle zu erreichen", sagte Innenminister Bam Dev Gautam im staatlichen Fernsehen. Die Behörden hätten Schwierigkeiten, die Krise zu meistern. "Wir waren auf ein Desaster dieses Ausmaßes nicht vorbereitet", sagte der Innenminister.
Fast alle Bergsteiger vom Mount Everest gerettet
Unterdessen sind fast alle Bergsteiger, die nach mehreren Lawinenabgängen am Mount Everest festsaßen, mittels Hubschrauber gerettet worden. Im Basiscamp waren am Samstag mehr als ein Dutzend Bergsteiger - mittlerweile variiert die Zahl der Toten zwischen 17 und 22 - getötet worden, als eine Lawine das Camp zerstörte. Bergsteiger Daniel Mazur schrieb aus Camp 1 oberhalb des Basislagers: "Wir sind die letzten neun Sherpas und acht Kletterer am Everest." Die Hubschrauberlandestelle liegt auf 6.100 Metern Höhe. "Sonnig und wolkenlos, aber das Warten ist schwer", teilte Mazur via Twitter mit.
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