Feier in Grosny

Braut (17) ringt bei Zwangsheirat mit den Tränen

Ausland
20.05.2015 06:09
Eigentlich sollte die Hochzeit zu den schönsten Ereignissen im Leben zählen, doch für dieses Mädchen aus Tschetschenien ist es ganz offensichtlich nicht so. Die 17-jährige Schülerin Luisa Goilabijewa musste in der Hauptstadt Grosny dem 30 Jahre älteren Polizeichef Naschud Gutschigow das Jawort geben und war deshalb den Tränen nahe. Da sogar der Präsident der autonomen russischen Republik, Ramsan Kadyrow, der Verbindung den Segen gegeben hatte, konnte die Minderjährige schlicht nicht mehr aus.

Das Video der Hochzeitsfeier ist erschütternd, es zeigt eine deprimierte, eingeschüchterte Braut, die sichtlich mit sich ringt, ihre Unterschrift unter die Dokumente zu setzen. Den Bräutigam, der noch dazu bereits verheiratet ist, blickt sie nicht einmal an, ihre Augen sind immer nur auf den Boden gerichtet. Der Mann und die anwesenden Gäste dagegen strahlen um die Wette und feiern die Verbindung des Paares. Selbst Kadyrow ist als Ehrengast bei der Zeremonie dabei – immerhin hatte er den Eheleuten persönlich seinen Segen gegeben.

Inszenierung der tschetschenischen Regierung
Die ganze Veranstaltung scheint von der tschetschenischen Regierung inszeniert zu sein, Dutzende Medienvertreter waren bei der Zeremonie anwesend und hielten den wohl traurigsten Tag im Leben von Luisa fest. Gegen den mächtigen Bräutigam hatte die Familie der 17-Jährigen keine Chance, vor allem ab dem Zeitpunkt, als ihm Alleinherrscher Kadyrow volle Unterstützung zusicherte.

(Bild: AP)
(Bild: AP)
(Bild: AP)

Empörung in Russland
Die Eheschließung sorgte vor allem in Russland für Empörung. Viele kritisierten einmal mehr, dass Präsident Wladimir Putin Kadyrow weiter unterstützt, nur weil dieser für Ruhe in der ehemaligen Bürgerkriegsregion Tschetschenien sorgt. Doch mit seinem Segen zu der Eheschließung sei Kadyrow endgültig zu weit gegangen. Tatiana Lokschina von Human Rights Watch etwa erklärte, nach russischem Recht hätte die Regierung in diesem Fall von Zwangsehe aktiv werden müssen - vor allem deshalb, weil der Bräutigam bereits verheiratet und das Mädchen noch minderjährig ist.

"Besser, zweite oder dritte Frau zu sein, als tot"
Kadyrow stellte jedoch in einem Interview klar: "Unsere Bräuche und unsere Religion erlauben Polygamie." Außerdem sei eine Ehe einer Beziehung vorzuziehen, denn eine Beziehung könne zu einem Ehrenmord führen. "Unsere Bräuche sind hart. Es ist besser, zweite oder dritte Frau zu sein, als tot."

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