Warum spielen wir? Der Unterhaltung wegen, sicherlich. Der Action, der Spannung und der Herausforderungen wegen vermutlich auch. Ich für meinen Teil, weil ich Geschichten liebe, darin ein- und abzutauchen und - zumindest teilweise - in ihnen aufzugehen. "The Witcher 3: Wild Hunt", die lang ersehnte Fortsetzung der polnischen Entwicklerschmiede CD Projekt Red rund um die Abenteuer des Hexers Geralt von Riva, steckt voller Geschichten - kleine wie große, aber doch fast immer fesselnd und packend erzählt.
Oberflächlich unterscheidet sich "The Witcher 3" zunächst kaum von anderen Genregrößen: Der Held, aus Liebe zu einer Frau in die weite Welt ausgerückt, in der er sich alsbald allerlei Gefahren gegenübersieht, erkämpft sich mithilfe von Waffen, Zaubern und unzähligen anderen Gegenständen, die es teils zu kaufen, in der überwiegenden Mehrheit der Fälle aber erst zu finden gilt, Erfahrungspunkte. Diese wiederum ermöglichen die Verbesserung bestimmter Attribute, sodass aus dem anfangs noch eher schmalbrüstigen Geralt "bald" ein kräftiger Recke wird.
Einen großen Teil auf dem Weg dorthin nimmt dabei das sogenannte Crafting in Anspruch: Pusteblume, Hundetalg, Bärenfell und Asche, um nur ein paar der schier unzähligen vorhandenen Zutaten zu nennen, lassen sich mittels Schema genannter Vorlagen zu Tränken, Rüstungen, Waffen und dergleichen mehr verarbeiten - sei es für den Eigenbedarf oder um sie gewinnbringend beim nächsten Händler zu verhökern. Auch das kennt man von anderen Rollenspielen.
Die Auseinandersetzungen mit Greifen, Ghulen, Ertrunkenen und andere Spukgestalten gestalten sich durch die Kombination von Zaubern, Nah- und Fernkampfwaffen (Armbrust) oder sogar Bomben sehr dynamisch, bedürfen aber nicht selten einer gewisser Vorbereitung. Beispielsweise erweist sich so manches Biest als immun gegen Geralts magische Zeichen, was sich durch einen Klick ins Schnellauswahl-Menü jedoch glücklicherweise beheben lässt.
Zu tun gibt es in jedem Fall reichlich: Neben Haupt- und Nebenquests laden Schätze, Höhlen, Monsternester, Banditenlager und andere Aufgaben - ein Blick auf die Anschlagtafel im nächsten Dorf genügt - zu ausgiebigen Erkundungstouren durch die offene, lebendig wirkende und mit viel Liebe zum Detail gestaltete Spielwelt. Und manchmal genießt man auch einfach nur, wie die untergehende Sonne den Himmel tief rot färbt, während ein paar Rehe am Waldesrand äsen und der Wind durch die Blätter rauscht.
Die eigentliche Stärke von "The Witcher 3: Wild Hunt" liegt jedoch in dessen Geschichte bzw. in der Art und Weise, wie diese erzählt wird - nämlich authentisch, ehrlich und verblüffend menschlich. Auch deshalb, weil die - von den Synchronstimmen übrigens hervorragend vorgetragenen - Dialoge oftmals vor Witz und Humor geradezu sprühen, ohne dabei allerdings aufgesetzt oder gar platt zu wirken. Kurzum: Es macht Spaß, den Protagonisten und ihren Geschichten zu lauschen, von ihnen emotional berührt zu werden und dadurch wie von selbst in die Handlung hineingezogen zu werden - bis man irgendwann beim Spielen einschläft.
Fazit: Mit "The Witcher 3: Wild Hunt" liefert Entwickler CD Projekt Red ein großartiges Rollenspiel-Epos ab, das von der ersten Minute an fesselt und in seinen Bann zieht. Grafik, Spielwelt, Kampfsystem - hier stimmt einfach alles. Es sind jedoch die Geschichte, ihre Dialoge und die Emotionen, die sie hervorruft, an der sich andere Genrevertreter künftig messen müssen.
Plattform: Xbox One (getestet), PS4, PC
Publisher: Bandai Namco
krone.at-Wertung: 10/10
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