280 Flüchtlinge

Linz: Stimmung im Asyl-Zeltlager ist am Kippen!

Österreich
02.06.2015 17:20
"Wenn's da drinnen richtig losgeht, dann gnade uns Gott!" Nur hinter vorgehaltener Hand sagen Polizeibeamte, was sie befürchten. Nämlich, dass sich das Zeltlager für mittlerweile 280 Asylwerber am Linzer Polizeisportverein blitzartig in einen Hexenkessel verwandeln kann. War die Essensrandale nur ein Vorgeschmack?

Sie lachen, machen Faxen, grölen und stänkern: Mehr als hundert Asylwerber drängen sich am Dienstag gegen 13 Uhr beim Tor zum Linzer Polizeisportverein. Und die beiden Mitarbeiter der Betreuungsfirma ORS versuchen minutenlang vergebens, sie dazu zu bringen, sich in einer Zweierreihe aufzustellen. Immer wieder drängen sich einzelne Männer vor und beschweren sich lautstark. "Österreich, warum nix geben? No eat, no shoes." Die lapidare Antwort einer ORS-Mitarbeiterin, warum dieser Mann wirklich barfuß unterwegs ist: "Weil seine Schuhe im Zelt liegen." Schließlich gibt das ORS-Personal genervt den Weg frei.

Mit der Ausgabe von Bons wird, wie berichtet, nun versucht, dass alle Asylwerber genug zu essen bekommen. Etliche hatten sich mehrmals angestellt und dadurch für Chaos gesorgt. Die Spannung entlud sich am vergangen Wochenende, als ein Syrer mit Suizid drohte, weil er mit der Verpflegung und der Unterbringung unzufrieden war und man ihm keine Gratis-Rauchwaren zur Verfügung stellte. Er ist in der Landesnervenklinik.

"Massenquartier ohne Betreuung immer gefährlich"
Ekber Gercek von der Flüchtlingsbetreuung der oberösterreichischen Volkshilfe erklärt, warum die Situation im Zeltlager zu eskalieren droht: "Ein Massenquartier ohne professionelle Betreuung kann immer gefährlich werden. Die Menschen dort haben keine Privatsphäre, keine Tagesstruktur, kein Programm. Sie wissen nicht, was sie tun sollen, außer warten. Und man darf nicht vergessen, dass die meisten durch den Krieg und die oft wochenlange Flucht sehr wohl traumatisiert sind. Wenn man 300 österreichische Studenten wochenlang in ein Lager zusammenpfercht, wird auch dort die Stimmung explosiv."

Am Dienstag wurden in Schärding insgesamt 14 Asylsuchende aus Syrien, darunter vier Kinder, aufgegriffen. Sie wollten nach Deutschland und dort Asyl beantragen, wurden aber von einem Schlepper auf der A8 ausgesetzt. Weitere fünf Erwachsene und drei Kinder wurden gegen 6.30 Uhr in St. Florian angehalten. Und sechs Asylsuchende aus Syrien, darunter ein Kind, hat man gegen 6 Uhr bei einer Tankstelle in St. Marienkirchen bei Schärding angetroffen. Auch diese Menschen stellten einen Asylantrag. Aktuell sind in Oberösterreich 6.186 Asylwerber untergebracht.

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