Nur knapp entkommen

Grazer BM Nagl: Amokfahrer “hat mich anvisiert”

Österreich
21.06.2015 08:17
Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl wäre am Samstag beinahe selbst ein Opfer des Amokfahrers geworden. "Ich war in der Zweiglgasse mit meiner Vespa unterwegs. Dieser Täter, der Mörder, hat erst ein Paar niedergemäht; der Mann war offenbar sofort tot, dann dachte ich erst, er bleibt stehen, aber er hat mich und einen anderen Passanten anvisiert", schilderte Nagl schwer gezeichnet von den Erlebnissen. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer verurteilte die "abscheuliche Tat".

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl geriet zu Beginn der Amok-Wahnsinnsfahrt ins Visier des 26-jährigen Lenkers. "Wir konnten uns in Sicherheit bringen, der Passant hinter einer Säule", so Nagl, der vor Journalisten sichtlich mitgenommen mit den Emotionen kämpfte: "Ich habe so etwas noch nie erlebt", erklärte Nagl völlig fassungslos.

"Es wird alles abgesagt, alle Feierlichkeiten und Feste, wir werden schwarze Fahnen aufhängen", so der Bürgermeister. Er dankte allen Einsatzkräften für die rasche Hilfe. "Ich bin noch nie über den Hauptplatz gegangen und habe eine solche Stimmung erlebt", kämpfte Nagl mit den Tränen.

Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer erklärte den Tränen nahe, dass es keine Entschuldigung für diese Tat gebe. Er verurteilte das Geschehene als "abscheuliche Tat", für Derartiges gebe es "weder eine Erklärung noch eine Entschuldigung". Seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer und bei den Verletzten.

Sein Stellvertreter Michael Schickhofer sagte: "Es tut unendlich weh, für mich als Familienvater nicht zu fassen, was hier passiert ist. Es wurde alles getan, um die Verletzten sofort zu versorgen." Schickhofer teilte mit, dass in der Landeswarnzentrale die Einsatzaktivitäten koordiniert werden. "Jetzt stehen die Betroffenen, die sofortige Versorgung und die Sicherheit im Mittelpunkt." Ein Krisenstab wurde eingerichtet.

Bischof Wilhelm Krautwaschl appellierte: "Stehen wir auch in diesen schweren Stunden zusammen. Unsere Gedanken und Gebete gelten jenen, die betroffen sind, und jenen, die helfend vor Ort sind."

Bundespräsident Heinz Fischer ist "zutiefst geschockt" über die "Wahnsinnstat, die sich heute Nachmittag in Graz ereignet hat", heißt es in einem Schreiben an Schützenhöfer. "Ich möchte Ihnen als Landeshauptmann der Steiermark meine größte Betroffenheit zum Ausdruck bringen und zugleich mein Mitgefühl mit den Opfern des unfassbaren Verbrechens", schrieb das Staatsoberhaupt "mit stillem Gruß".

Auch die Spitzen der Bundespolitik zeigten sich am Samstag entsetzt über die Amokfahrt in Graz. "Mein Mitgefühl und meine Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei den Opfern und deren Familien", betonte Bundeskanzler Werner Faymann. "Ich bin bestürzt über die unfassbare Amokfahrt", so der SPÖ-Chef, der sich bei den Helfern und Einsatzleuten vor Ort bedankte.

Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner reagierte in einer Stellungnahme "tief betroffen" auf die "unfassbare und entsetzliche Amokfahrt" in Graz. "Unser ganzes Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Hinterbliebenen, den vielen Verletzten und ihren Angehörigen. In diesen schweren Stunden wünsche ich vor allem den Familien und Freunden der Opfer viel Kraft."

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bezeichnete die Amokfahrt als "erschütternde Tat". Sie besucht um Sonntag Graz, um sich selbst ein Bild zu machen. Die Innenministerin will erst die Grazer Polizeispitze treffen und sich dann zu den Tatorten begeben. "Unser Mitgefühl gilt jetzt vor allem den Opfern und ihren Hinterbliebenen dieser unfassbaren Tat. Die Betreuung der Betroffenen und die Sicherung des Tatorts stehen jetzt an erster Stelle", so Mikl-Leitner. Die Polizei arbeite auf Hochtouren an der Klärung der Hintergründe und des Motivs.

"Ich bin zutiefst geschockt über die entsetzliche Tat", teilte Grünen-Chefin Eva Glawischnig mit. Auch sie sprach den Verletzten und ihren Familien sowie den Angehörigen der Toten ihr Mitgefühl aus.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sprach den Angehörigen der Opfern des Amokfahrers sein "tiefes und aufrichtiges Mitgefühl" aus und wünschte den Verletzten baldige Genesung.

Die Grazer Uni gab bekannt, dass der für den Abend geplante Multikultiball abgesagt wurde.

Der Fußballklub Sturm Graz sagte ein Testmatch ab. "Die Gedanken der Schwarz-Weißen sind bei den Angehörigen der Opfer und bei den Menschen, die ihnen nahestanden. Der SK Sturm wünscht allen Verletzten gute Besserung."

Vertreter der Formel 1 – am Sonntag findet in Spielberg der Grand Prix von Österreich statt – nahmen am Abend nach dem Qualifying ebenfalls Stellung zur Amokfahrt. "Verglichen damit verkommt unsere kleine Formel-1-Welt zur Bedeutungslosigkeit", meinte etwa Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Und Christian Horner, Teamchef des österreichischen Rennstalls von Gastgeber Red Bull, erklärte: "Wir denken zuallererst an die Opfer und ihre Angehörigen."

Am Samstag um 12.30 Uhr war der 26-Jährige aufs Gaspedal gestiegen. Mit bis zu 100 km/h raste er durch die Grazer Innenstadt und fuhr dabei etliche Passanten an. Auslöser für die Wahnsinnstat soll eine Psychose gewesen sein.

Das steirische Kriseninterventionsteam hat neben einer Hotline für Betroffene und Angehörige (erreichbar unter der Telefonnummer 14844) alle Kräfte mobilisiert, um Personen beizustehen, die sich aussprechen möchten. Dazu zählen auch Augenzeugen der Amokfahrt.

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