Arena Open Air

Gruselpapst Alice Cooper schockte Wien

Musik
25.06.2015 09:29
Rund 3.000 begeisterte Fans scharrte Schock-Rocker Alice Cooper Mittwochabend in der Wiener Arena um sich, um nach vierjähriger Österreich-Pause eindrucksvoll zu zeigen, dass er auch mit 67 noch in absoluter Top-Form ist. Die gewohnt theatralische Horrorshow hatte sogar ein paar Überraschungen zu bieten.
(Bild: kmm)

Für so manch erfahrenen Konzertgänger und Cooper-Fan war der Abend in der Wiener Arena ein Déjà-vu, schließlich gab es das idente Konzertpackage am gleichen Ort bereits 2010 zu bewundern. US-Schockrocker Alice Cooper hatte schon damals die heimische Horror-Rockabilly-Punk-Kapelle Bloodsucking Zombies From Outer Space im Vorprogramm, das einstige Bewerbungsschreiben schien den Altmeister aus Detroit also so überzeugt zu haben, dass er sich das Wiener Gespann (übrigens bekennende Cooper-Fans) gleich noch einmal zur Brust nahm. Zum Glück kann man sagen, denn die mittlerweile auch Amadeus-veredelte Combo war mehr als nur ein schnöder Anheizer und brachte nicht zuletzt mit stimmigen Austropop-Coverversionen ("Vienna Calling") Stimmung auf der Wiese. Da störte auch das nasskalte Frühlingwetter keinen mehr.

Anhaltende Sogwirkung
Der Gruselpapst selbst beschritt die Bühne überpünktlich, sodass fast die Hälfte seines Konzerts bei Tageslicht stattfand, was der Sogwirkung seiner Show glücklicherweise nicht abträglich war. Im Gegensatz zu seinen letzten Österreich-Gastspielen in Wien und Unterpremstätten 2011 hat der mittlerweile 67-jährige Kinderzimmerschreck der 70er-Jahre nicht nur die Setlist aufgefettet, sondern auch so etwas wie späte Power aufgepackt. Agil, motiviert und sichtlich gut gelaunt startete er bereits bei "Hello Hooray" und dem eingängigen "House Of Fire" in den Abend, die knapp 3.000 Anwesenden Besucher ließen sich schnell von der Stimmung mitreißen und sorgten für einen würdigen Rahmen.

(Bild: Andreas Graf)
(Bild: Andreas Graf)
(Bild: Andreas Graf)
(Bild: Andreas Graf)
(Bild: Andreas Graf)

Was vor vielen Dekaden noch Schockwellen auslöste und ein Schlag in die Magengrube des Establishments darstellte, kann gegenwärtig durchaus ironisch gesehen werden. Wenn der Altmeister etwa bei "Welcome To My Nightmare" mit der Schlange auf die Bühne tänzelt, bei "Billion Dollar Babies" Spielgeld in die begeisterten Massen wirft, oder während "Killer" versucht, eine Krankenschwester zu strangulieren, hat das in Zeiten von Internet, Reizüberflutung und kollektiver Abstumpfung nur mehr nostalgische Gruselspannung.

Modernisierung: nein, danke
Andererseits muss man Mr. Vincent Damon Furnier (so sein richtiger Name) auch dankbar sein, dass er wohl als einer der letzten großen Rockstars nicht auf die üppige Gigantomanie moderner Rockproduktionen aufspringt, sondern seine Effekte ohne fette Videowalls und übertriebene Spezialeffekte bodenständig und urig hält. Die zwangsgetriebene Modernisierung des Business läuft auch anno 2015 problemlos am Detroiter vorbei.

Seine in drei Akten gegliederte Show begann ab dem zweiten Drittel so richtig interessant zu werden, wo er zu "Feed My Frankenstein" ein riesiges Monster auf die Bühne holt, nach seinem Tod am elektrischen Stuhl bei "Ballad Of Dwight Fry" wiederaufersteht und zu "I Love The Dead" traditionell von der Guillotine geköpft wird. Wo früher Angst und Entsetzen in den Gesichtern der Besucher zu sehen war, kann man sich heute eines Schmunzelns nicht erwehren – doch so ursprünglich und unverändert die Show auch seit Jahren anmuten mag, von ihrer Magie hat sie auch heute nichts verloren.

Würdevolle Ehrerbietung
Die große Überraschung kam dann aber am Ende, wo Cooper – mit thematisch unterstützenden Grabsteinen – Cover-Versionen eigener Idole über das Gelände jagte. "Break On Through" von den Doors, "Foxy Lady" von Jimi Hendrix, "Revolution" von den Beatles und schlussendlich "My Generation" von (den teilweise noch lebenden) The Who passten überraschend gut in das klanglich hervorragende Gesamterlebnis und boten dem geeichten Fan somit auch eine bislang unbekannte Komponente.

Die größten Hits zum Schluss, "I'm Eighteen" und das immer noch hervorragende "Poison" vertrauten ganz auf die Kraft der Musik, da sie ohne besondere Showeffekte zum abschließenden "School's Out" leiteten, bei dem mit bunten Springschlangen und ins Publikum geworfenen Bällen die Ironie des Spektakels noch einmal richtig greifbar wurde. Der Gruselpapst kann ja auch ganz samtweich. So ändern sich die Zeiten.

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