Mit dem "Hofa" läutete Ambros 1971 eine neue Ära der heimischen Liedkunst ein und startete zugleich seine turbulente Karriere, die Klassiker wie "Schifoan" und "Es lebe der Zentralfriedhof" hervorbrachte. "Für mich ist und war er immer der John Wayne unter den österreichischen Populärmusikern", meinte Weggefährte und Laudator Joesi Prokopetz, der mit Erinnerungen an den bereits im Teenageralter "mürrischen" und gleichwohl "unduldsamen" Ambros und die eigene Abneigung gegen Ambros' Spitznamen für Gelächter im Publikum sorgte.
"Dieses unangenehm anbiedernde, vereinnahmende, ranschmeißerische 'Wolferl' ist aber auch unwiderlegbares Indiz dafür, wie Wolfgang Ambros die Seele der Menschen durchdrungen hat", so Prokopetz, der Ambros' Authentizität als "wesentliche Facette seines durchschlagenden Erfolgs" wertete. "Dieses unverrückbare Ich-selbst-Sein, das kriecherisches Verstellen, um was auch immer zu erreichen, a priori ausschließt, das kompromisslose Annehmen seiner selbst, diese Selbstverliebtheit und letztlich leichtfüßige Beratungsresistenz basierend auf seinem Bauchgefühl haben den Ambros immer die richtigen Entscheidungen treffen lassen - zumindest, was das Künstlerische angeht."
Mehr Gesang statt Reden zu Ambros' Ehren
Der historische Kongresssaal jedenfalls habe laut Kulturminister Josef Ostermayer selten einen derartigen Andrang und noch nie eine derart große Band erlebt. "Man hat das Gefühl, man stört ein Konzert, wenn man hier spricht", so der Minister in Hinblick auf Streichquartett und Band unter der musikalischen Leitung von Christian Kolonovits. So wurde zu Ambros' Ehren mehr gesungen denn gesprochen, und interpretierten Austropop-Legende Marianne Mendt, STS-Sänger Schiffkowitz und Christina Stürmer große Ambros-Hits und gab BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken das Bob-Dylan-Cover "Für immer jung" zum Besten.
Zu letztgenanntem Lied sang das Publikum dann auch tatkräftig mit, allen voran Bundeskanzler Werner Faymann, der aufgrund des Griechenland-Marathongipfels in Brüssel um sein persönliches Erscheinen bangen musste. "Umso schöner, dass in einem Saal, wo über die Aufteilung nach Kriegen geredet wurde, endlich mal was Gescheites stattfindet", so Faymann, der Ambros vor einigen Monaten persönlich ins Bundeskanzleramt eingeladen und ihm die Idee eines Ehrenzeichens unterbreitet habe. Andere würden da bescheiden ablehnen, Ambros aber habe gleich zugesagt. "Das hat mir gefallen, das war so direkt", so der Bundeskanzler, der "fest davon überzeugt" sei, dass Ambros die Auszeichnung zustehe. "Wir sind stolz auf dich als König des Austropop, auf dich als Österreicher, als jemand, der sich gegen Vorurteile einsetzt."
"Hauptsache, du bist oben auf der Bühne"
Als "durch und durch überzeugter Österreicher" freute sich Ambros dann "umso mehr, dass ich diese Auszeichnung erhalten habe". Dem Dank an seine Mutter, seine Lebensgefährtin, seine Zwillinge und "all die, die mir recht und billig sind", hing der "liebenswerteste Grantler Österreichs", so Rudi Dolezal in einem Videozusammenschnitt, dann doch noch zwei verschmitzte Bemerkungen an: Den "Schiffi" nämlich müsse er wegen der paar vergessenen Textzeilen in "Du bist die Blume aus dem Gemeindebau" noch schimpfen. Und warum Christl Stürmer ausgerechnet das Lied "Du verstehst mi ned" gewählt habe, "versteh i jetzt ned".
Seit einer Wirbelsäulen-OP sichtlich schmaler und am Stock gehend, schien der Schritt auf die Bühne für Ambros zum Finale des rund eineinhalbstündigen Festakts alles andere als selbstverständlich. "Mir ist es schnurzegal, ob du mit einem Stock, auf Krücken, mit einem Rollator oder im Rollstuhl kommst", ermutigte Moderator Peter Rapp gleich zum Auftakt der "Familienfeier" den Preisträger, "Hauptsache, du bist oben auf der Bühne. Glaub mir, mehr wollen wir gar nicht von dir." Und so sang "Wolferl" mit voller Inbrunst schließlich das Lied, das auf den Bühnen des Landes und so auch im Kongresssaal jeder von ihm hören will: "Schifoan". Und ließ sich einmal mehr feiern.
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