Exekutionsvideo echt

Warum Mohamed M. nun auch zur Waffe griff

Österreich
06.08.2015 16:45
Es war ein barbarisches Lebenszeichen, das der Wiener Islamist Mohamed M. nach längerer Internet-Abstinenz von sich gegeben hat: Er richtete mit unzähligen Schüssen eine wehrlose Geisel hin - festgehalten in einem Video, das Experten als authentisch einstufen. IS-Experte Jürgen Todenhöfer sagt über die Motivation von M., dieser habe nach seinen prahlerischen Wortmeldungen der Vergangenheit nun womöglich zeigen wollen: "Schaut her, ich kann auch töten."

Seit Wochen bereits wurde in der Islamistenszene über das Schicksal von Mohamed M. spekuliert. "Es haben schon Gerüchte die Runde gemacht, dass er bei einem Luftangriff getötet worden sein soll", so ein Insider. Denn seit dem Video, in dem er als kinderfreundlicher Zuckerl-Verteiler auftrat, gab es vom Wiener Islamisten kein Lebenszeichen mehr. Bis nun das neue, mehr als erschütternde Video im Netz auftauchte.

Islamist greift zum ersten Mal zur Waffe
Zum ersten Mal spuckte der IS-Internet-Propagandist nicht "nur" hetzerische Töne und rief zu Anschlägen auf, sondern machte sich auch selbst öffentlich die Hände blutig. Er und ein "Islamistenbruder" (angeblich ein Dschihadist aus Stuttgart, der sich "Roboto" nannte und schon lange im "Heiligen Krieg" sein soll) richteten mit Kalaschnikows zwei Geiseln hin.

Experten des Innenministeriums stufen das Video als echt ein, einzig der Zeitpunkt der Aufnahmen könne schwer bestimmt werden. Heißt: Theoretisch könnte Mohamed M. mittlerweile bereits sehr wohl tot sein. Dass dieses Video gerade jetzt veröffentlicht wurde, sei laut dem Insider kein Zufall: "Der IS hat momentan aufgrund der verstärkten Grenzkontrollen wegen der Flüchtlinge ein Problem mit dem Kämpfer-Nachschub."

Interview mit Autor und IS-Experte Jürgen Todenhöfer

"Krone": Herr Todenhöfer, halten Sie das Video für echt?
Jürgen Todenhöfer: Ob es tatsächlich Mohamed M. war, der den Mann getötet hat, kann ich nicht hundertprozentig sagen. Das wird nie eindeutig gezeigt. Aber ich denke schon.

"Krone": Warum greift er jetzt plötzlich selbst zur Waffe?
Todenhöfer: Er ist für den IS sehr bedeutend, hat die Terrorpropaganda auf ein beängstigendes Niveau angehoben - und ist somit ein Hauptschuldiger dafür, dass so viele junge Leute aus Deutschland und Österreich in den Dschihad ziehen. Nun wollte er offenbar beweisen, dass er nicht nur ein Laptop-Dschihadist, sondern auch Kämpfer ist. Unter dem Motto: "Schaut her, ich kann auch töten. Und das könnt ihr auch!"

Jürgen Todenhöfer hatte sich für sein jüngstes Buch "Inside IS - 10 Tage im 'Islamischen Staat'" im November des Vorjahres als bislang einziger westlicher Journalist ins Zentrum des IS-Gebiets, in die beiden Städte Mossul und Rakka, begeben. Dort hielt er sich zehn Tage lang auf und führte zahlreiche Interviews mit IS-Kämpfern. In seinem Buch schildert Todenhöfer den Alltag im Islamischen Staat bzw. die Gründe und Ziele der Dschihadisten.

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