Experten-Interview:

Steirer-Technik erobert Weltall

Steiermark
14.08.2015 16:04
Er ist Wissenschafter des Jahres und einer der wenigen ganz klugen Köpfe, der hochkomplexe Zusammenhänge auch Laien verständlich machen kann. Die Rede ist von Professor Wolfgang Baumjohann , Leiter des Grazer Instituts für Weltraumforschung. Aktuell wird er von Forscherkollegen und Medien wieder bestürmt – denn vom Kometen "Tschuri", untrennbar mit dem Grazer Weltraumprojekt verbunden, gibt es wieder Neues.

Herr Professor Baumjohann, was tut sich aktuell auf dem Kometen „Tschuri“, auf dem 2014 ja die Sonde "Rosetta" gelandet ist?

"Er wird so richtig ,lebendig’! Weil er so nah an der Sonne ist, wird dieser schmutzige Eisbrocken erwärmt und es kommt dann zu Wasserdampfausbrüchen. Es sind aber nicht nur allgemeine Dämpfe, sondern es schießen auch Strahlen heraus, die den Schweif des Kometen bilden. Manchmal sind diese Ausbrüche so stark, dass der Sonnenwind zurückgedrängt wird. Man kann das mit Kameras, die von uns entwickelt wurden, beobachten oder den herausgeschleuderten Staub mit einem von uns gebauten Mikroskop analysieren."

Wie wichtig ist weiß-grüne Technik bei dieser internationalen Weltraummission?

"Sehr wichtig. Wie gesagt, wir haben dafür unter anderem ein Rasterkraftmikroskop beigesteuert, zwei Magnetometer und eine Art Meißel, der in die Eisfläche hineingetrieben wird. Bei internationalen Ausschreibungen haben wir mit unseren Geräten überzeugt."

Und sie funktionieren auch noch?

"Bisher funktioniert alles sehr gut – Gott sei Dank!"

Bei wie vielen Weltraummissionen ist Ihr Institut beteiligt?

"Derzeit ist das Grazer IWF an mehr als einem Dutzend internationalen Weltraummissionen beteiligt, die von der europäischen Weltraumorganisation ESA, der NASA oder nationalen Weltraumagenturen in den USA, Japan, Russland und China geleitet werden. Die Missionen reichen von Satellitenflotten im erdnahen Weltraum über die Sonnenbeobachtung bis hin zur Erforschung von Planeten und Planeten außerhalb unseres Sonnensystems."

Warum sind die Steirer da so erfolgreich?

"Zum einen muss man sich den Ruf mit der Zeit erwerben: Keine Agentur will bei extrem hohen Projektkosten ein Risiko eingehen! Zum anderen muss man sich – wie wir mit unseren vergleichsweise wenigen Mitarbeitern, also 80 bis 90 – auf bestimmte Bereiche konzentrieren. Unser Institut ist etwa beim Bau von Magnetometern und Bordcomputern führend."

Warum fasziniert der Weltraum eigentlich die Menschen so sehr?

"Es ist das Entdeckertum, das in jedem Menschen steckt. Man ist halt einfach neugierig…"

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