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Dornbirns MacQueen: “Heuer gibt’s keine Ausreden!”

Sport
29.08.2015 12:49
Seit drei Saisonen gehören die Dornbirn Bulldogs zur Creme de la Creme im österreichischen Eishockey, der EBEL - und genauso lang hören die Ländle-Cracks auf die Kommandos von ihrem Head-Coach Dave MacQueen. Der 56-jährige Kanadier, der mit seiner sonoren, tiefen Stimme so manchem Subwoofer Konkurrenz machen könnte, schaffte das Kunststück, die Bulldogs aus dem Stand wettbewerbsfähig zu machen, und sogar einmal in die Play-offs zu führen. Nach einem Rückschlag in der Vorsaison soll es in der kommenden Saison wieder anders laufen, so MacQueen im Interview mit sportkrone.at: "Heuer gibt’s keine Ausreden!"

sportkrone.at: Wer "Dornbirn" und "EBEL" sagt, der kommt nicht an Dave MacQueen vorbei: Seit die Bulldogs oben spielen, sind Sie hier der Coach. Wie sehen Sie die Entwicklung der Bulldogs in den vergangenen Jahren?
Dave MacQueen: Naja, das erste Jahr war für uns zweifellos sehr schwierig. Wir hatten in sehr kurzer Zeit ein völlig neues Team zusammenzustellen – und darüber hinaus eine eigene Identität zu finden sowie eine Spielphilosophie, für die die Bulldogs stehen sollten. You know: Immer fleißig sein, kämpfen bis zum Ende, stets einen guten Charakter zeigen und alles für die Fans geben. Im zweiten Jahr kam dann der Einzug in die Play-offs, was für viele wohl eine Riesenüberraschung gewesen sein muss - nicht aber für mich. Die vergangene Saison war dagegen wieder ein Rückschritt, da waren wir nicht so gut, wie wir hätten sein wollen...

sportkrone.at: Vor allem wegen des miesen Starts in die Spielzeit...
MacQueen: Yeah, unser Start war fürchterlich! Drei Siege und zwölf Niederlagen in den ersten 15 Spielen. Hier ist es schwieriger als in Nordamerika: Du hast im ganzen Jahr nur 44 Spiele...

sportkrone.at: Zu wenige, um so einen Fehlstart zu reparieren...
MacQueen: Absolut! Du kannst den verlorenen Boden einfach nicht mehr gutmachen. In Nordamerika hast du rund 80 Spiele in einer Saison und da ist es nicht so entscheidend, wenn du einmal zwei, drei Wochen schlecht unterwegs bist - das kann man wieder aufholen! Daher wollen wir heuer unbedingt einen besseren Start als voriges Jahr hinlegen.

Dave MacQueen mit sportkrone.at-Reporter Hannes Maierhofer (Bild: Hannes Maierhofer)
Dave MacQueen mit sportkrone.at-Reporter Hannes Maierhofer

sportkrone.at: Wie schätzen Sie selbst Ihr Standing hier in Dornbirn ein?
MacQueen: (überlegt kurz) Die Erwartungen hier in Dornbirn sind nach dem Play-off-Einzug im zweiten Jahr ziemlich in die Höhe geschnellt - die Leute dachten, dass wir es jedes Jahr so weit schaffen würden. Aber die EBEL ist eine sehr gute Liga, und wir haben es hier mit etablierten Gegnern zu tun. Ich denke, die Dornbirner haben ihr Team ins Herz geschlossen und sie wissen, dass wir jedes Jahr alles geben, um das beste Team aufs Eis zu bringen - sodass sie nach den Spielen, egal ob wir gewonnen oder verloren haben, sagen können: "Beim nächsten Mal bin ich wieder in der Halle!" (zögert kurz) Wir haben einen langen Weg hinter uns und unsere Reise ist noch nicht zu Ende - aber bisher sind die Bulldogs eine Erfolgsgeschichte.

sportkrone.at: Gerade einmal zwei ihrer Kollegen gehen ebenfalls in ihre vierte Saison in Folge beim selben Klub: Rob Daum bei den Black Wings und Hannu Järvenpää beim VSV. Wieso kommen Trainer in der EBEL nur auf relativ kurze Amtszeiten?
MacQueen: Das weiß ich nicht! Es läuft hier zweifellos anders als in Nordamerika - klar, auch dort gibt es Trainerwechsel, aber die meisten Teams geben ihren Coaches schon über Jahre die Chance, sich zu etablieren. Aber natürlich ist es einfacher, an dieser Schraube zu drehen, weil es da nur um einen Mann geht...

sportkrone.at: ...während 20 Spieler auf einen Satz zu wechseln eher schwierig ist...
MacQueen: Absolut! Grundsätzlich ist der Gedanke ja nachvollziehbar: Die Klubspitze erhofft sich, dass eine neue "Stimme" in der Kabine die Spieler aufs Neue begeistern kann. Aber ganz ehrlich: Meistens läuft es doch so, dass es in den ersten Wochen nach einem Trainerwechsel eine Verbesserung zu geben scheint, aber am Ende sind es eben doch nur die gleichen Spieler wie zuvor, die auch wieder auftreten wie zuvor. Aber okay, das gehört zum Geschäft eines Trainers - wenn man unterschreibt, weiß man, dass es nicht für immer sein wird...

(Bild: GEPA)

sportkrone.at: Stichwort Kommen und Gehen: Wie praktisch jede Saison müssen Sie auch heuer wieder viele neue Cracks ins Team einbauen. Ist das für einen Trainer nicht ein Stück weit frustrierend, wenn man Jahr für Jahr die halbe Mannschaft neu zusammenstellen muss?
MacQueen: Klar kann das frustrierend sein, aber es ist auch eine Herausforderung! Als ich vor drei Jahren hier in Dornbirn angefangen habe, wusste ich, dass es so laufen würde - und ich habe mich darauf vorbereitet. Es steckt viel Arbeit dahinter, jedes Jahr wieder neue Spieler zu finden - wir sind ja nicht die einzigen, die auf der Suche sind. Nur während sonst nach einem oder zwei neuen Cracks Ausschau gehalten wird, geht's bei uns regelmäßig um fünf, sechs oder sieben Neue. Darin liegt auch ein Mitgrund dafür, wieso wir eher schlecht in die Saison starten - denn diese Spieler müssen ja auch erst integriert werden, das braucht Zeit.

sportkrone.at: Zeit, die am Ende fehlt, wie Sie gesagt haben.
MacQueen: Yeah, aber wir haben den Spielern explizit gesagt: Heuer gibt's keine Ausreden!

sportkrone.at: Worauf haben Sie bei den Neuverpflichtungen geachtet?
MacQueen: Well, ganz eindeutig Skills! Wichtig ist auch, was für Typen die Männer sind, was für Charaktereigenschaften sie haben. Sie müssen wirklich für uns spielen wollen - also für den Namen, der am Shirt vorne draufsteht und nicht für den am Rücken. Wenn es niemanden kümmert, wer die Tore schießt, stehen die Chancen gut, dass wir als Team erfolgreich sein können. Was wir im Vergleich zu den vergangenen Jahren anders angegangen sind, ist, dass wir eher die Jüngeren als die 32-, 33-Jährigen im Visier gehabt haben. Ich glaube zwar, dass man ein paar Ältere braucht, um Routine reinzubringen, aber Spieler im Bereich von 24 bis 28 Jahren sind womöglich noch "hungriger". Sie sind noch nicht am absteigenden Ast...

sportkrone.at: Grundsätzlich: Wie lockt man gute Spieler nach Dornbirn? Nur mit dem Verweis auf die schöne Natur wird's wohl nicht funktionieren…
MacQueen: (lacht) Well, wir erwähnen schon, dass wir hier eine wunderschöne Landschaft haben - aber natürlich ist das nicht der wichtigste Aspekt. Der Kniff, wie ich die "Bulldogs" in Nordamerika "verkaufe", ist, dass wir der perfekte Klub für diejenigen sind, die zum ersten Mal nach Europa kommen oder bereits in Europa sind und einen Neu-Start brauchen. Bei uns gibt's im Gegensatz zu größeren Klubs eine reelle Chance für die Jungs, auf viele Einsatzminuten zu kommen, regelmäßig im Powerplay oder im Penalty-Killing eingesetzt zu werden und generell ihre Stats zu verbessern.

(Bild: GEPA)

sportkrone.at: Garnet Exelby wurde im Vorjahr mit Vorschusslorbeeren präsentiert, als erfolgreich wird seine Zeit im "Ländle" allerdings nicht in Erinnerung bleiben. Wieso hat's mit diesem Ex-NHL-Crack nicht geklappt?
MacQueen: Garnet war ein wunderbarer Mensch mit einem tollen Charakter - ein absoluter Vorzeige-Profi. Allerdings war er ein Nummer-6- oder -7-Verteidiger in der NHL, also eher von der "Kämpfer"-Sorte, die den Puck nach vorne chippen und rausgehen. Lange Direktpässe zu Teamkameraden oder das Spiel im Powerplay gehören da nicht unbedingt zum Aufgabenbereich. Außerdem hatte er so seine Probleme mit der größeren Eisfläche, den längeren Eiszeiten hier in Europa und seinem für die Referees zu physischen Spiel. Kurz gesagt: Sein Stil passte einfach nicht nach Europa.

sportkrone.at: Erinnern Sie sich noch daran, welche ersten Eindrücke Sie vom österreichischen Eishockey hatten, als Sie hier zu arbeiten begonnen haben?
MacQueen: Als ich mit Alex (Kutzer, Anm. Manager der Bulldogs) zu verhandeln begann, wusste ich nur, dass das österreichische Hockey nicht so gut sei, wie das schweizerische oder das schwedische. Aber dann war ich doch sehr positiv vom Level überrascht, vor allem vom Tempo und von den Skills der Spieler. Aber was noch wichtiger ist,...

sportkrone.at: Ja?
MacQueen: ...die EBEL macht jedes Jahr einen Schritt vorwärts, sie wird von Jahr zu Jahr immer besser: Dank besserer Imports, dank besserer Österreicher. Langer Rede kurzer Sinn: Wenn Spieler aus Nordamerika kommen, dann sage ich ihnen als erstes: "Passt auf! Ihr werdet überrascht sein, wie gut diese Liga ist!"

(Bild: GEPA)

sportkrone.at: Themenwechsel: Ab heuer gibt's in der EBEL die Dreipunktregel. Ändert das etwas an der Spielausrichtung?
MacQueen: Ob die Dreipunkte-Regel so viel am Spiel verändert? Ich weiß nicht... vielleicht gegen Ende, wenn man die Punkte wirklich ganz unbedingt braucht. Um ehrlich zu sein, habe ich mir darüber noch nicht viele Gedanken gemacht. So weit ich es bisher verfolgt habe, hat es zwar Veränderungen gegeben, aber keine allzu großen. Mal schauen...

sportkrone.at: In der Saison 2012/13 wurde das Play-off verpasst, ein Jahr später scheiterte man erst im Viertelfinale knapp an Salzburg, vergangene Saison wurde das Play-off wieder verpasst - was spricht für das Erreichen der Play-offs im März?
MacQueen: (lächelt schelmisch) Wie ich bereits gesagt habe, ist die EBEL eine wirklich gute Liga. Du gehst in kein einziges Spiel, von dem du vorher schon genau weißt, dass du es fix gewinnen wirst - du kannst nie sagen: "Das wird ein leichtes Spiel!" Wir haben es mit Top-Gegnern zu tun, aber ich sage meinen Spielern immer wieder, dass es inakzeptabel ist, schon im Vorhinein zu sagen: "Es reicht, über die Quali-Runde in die Play-offs zu kommen". Das sind alles Ausreden.

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(Bild: KMM)



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