Radikaler Islamist
Thalys-Attentäter war vor Anschlag in Syrien
Der Schock über die Bluttat in dem Thalys-Zug sitzt noch tief – auch wenn das geplante Ausmaß des Attentats aufgrund des Eingreifens mehrerer mutiger Passagiere, allen voran zweier US-Soldaten, die zufällig in dem Zug saßen, wohl nicht erreicht worden ist. Denn nicht nur stürzten sich die Männer umgehend auf den 25-Jährigen, zudem hatte seine Kalaschnikow eine Ladehemmung. Doch der Plan des Marokkaners dürfte auf der Hand liegen: ein wahres Blutbad in dem Zug anzurichten – auch wenn der Mann selbst jede terroristische Absicht bestreitet. Doch dagegen spricht vieles:
Nach spanischen und französischen Behördenangaben gilt Ayoub El Khazzani, der anhand verschiedener Elemente identifiziert worden ist, darunter seinen digitalen Fingerabdrücken, als radikaler Islamist, gehört einer radikalislamischen Bewegung an. Von 2007 bis 2014 lebte El Khazzani in Spanien, zunächst in Madrid, dann bis Anfang 2014 in Algeciras. Als er dann nach Frankreich zog, meldeten die spanischen Behörden laut der Zeitung "El Pais" Paris die Gefährlichkeit des Mannes. Unter anderem saß der 25-Jährige wegen Drogenschmuggels im Gefängnis.
Über Berlin und Istanbuld nach Syrien gereist
Im Mai fuhr El Khazzani laut der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" von Paris nach Berlin und reiste am 10. Mai vom Flughafen Berlin-Tegel über Istanbul nach Syrien. Von dort soll er am 26. Mai zurückgekehrt sein und sich in Belgien niedergelassen haben, wie es von spanischen Behörden heißt. Die Zeit dazwischen könnte sich der 25-Jährige in einem Ausbildungslager der Terrormiliz Islamischer Staat aufgehalten haben – vermutlich um sich auf das Attentat vorzubreiten.
El Khazzani selbst bestreitet jegliche terroristische Absicht, wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Samstag unter Berufung auf Polizeikreise berichtete. Der Fall liegt nun in den Händen der für Terrorismus zuständigen Pariser Staatsanwaltschaft. Auch in Belgien wird ermittelt.
Belgien will Züge dauerhaft sicherer machen
Nach den Schüssen in einem Thalys will die belgische Regierung diese internationalen Hochgeschwindigkeitszüge dauerhaft sicherer machen. Der belgische Premier Charles Michel brachte dafür Kontrollen wie beim Eurostar-Zug ins Spiel, der vom europäischen Festland aus nach London verkehrt. Europa sei mit neuen Bedrohungen konfrontiert, so Michel, er wolle sich nun für eine Anpassung des Schengen-Vertrags einsetzen, der den freien Reiseverkehr garantiert.
Passagiere des Eurostars müssen sich ausweisen und ihr Gepäck - ähnlich wie auf Flughäfen - kontrollieren lassen. Diese Überprüfungen sind auch deshalb nötig, weil Großbritannien nicht zum Schengen-Raum gehört. Solche Kontrollen gibt es beim Thalys bisher nicht.
EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc teilte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit, die Sicherheitsmaßnahmen für Zugreisende sollten überprüft werden. Deren Sicherheit habe erste Priorität.
In Thalys-Zügen patrouillieren nach der Attacke vorerst Polizisten. Zurzeit seien dies französische Sicherheitskräfte, es werde aber auch erwogen, belgische und niederländische Polizisten einzusetzen, sagte eine Sprecherin der belgischen Bahngesellschaft SNCB der Nachrichtenagentur Belga.
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