Im "Krone"-Talk

Westwood: “Viele Politiker sind Verbrecher”

Adabei
04.09.2015 08:46
Im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach hielt Design-Ikone Vivienne Westwood am Donnerstag, gemeinsam mit ihrem aus Tirol stammenden Ehemann Andreas Kronthaler, einen Vortrag in Sachen Ungleichheit. Im "Krone"-Talk verriet uns die britische Designerin ihr Lieblingswort, warum sie Lederhosen trägt und was bei einem Dirndl nicht vonnöten ist.

"Krone": Im Laufe der Jahre wurde aus der "Queen of Punk" eine "Grande Dame". Welche Auszeichnung gefällt Ihnen besser?
Vivienne Westwood: In erster Linie bin ich stolz, ein politischer Aktivist und eine Modedesignerin zu sein. Ich bin ein großer Fan der Queen und ich habe den Status "Dame" gerne von ihr angenommen, obwohl auch Margret Thatcher, mit deren Ansichten ich überhaupt nicht einverstanden war, ebenfalls diesen Titel trug.

"Krone": Was brachte Sie dazu, Ihre Bekanntheit für politischen Aktivismus zu nutzten?
Westwood: Ich bin der Meinung, dass sehr viele Politiker Verbrecher sind. Sie müssen aufhören, uns anzulügen und mit ihrer Propaganda zu kontrollieren. Europa befindet sich momentan durch die Kriege und Flüchtlingsströme in einer sehr großen Krise. Die Medien und die Politiker wollen uns weismachen, dass diese Krise bald wieder vorübergeht. Meiner Meinung nach haben wir noch nicht einmal die Spitze des Eisberges erreicht. Es ist nun an der Zeit, aus Verbrechern wieder ehrliche Politiker zu machen.

"Krone": Während Sie Ihren Orden im Buckingham Palace erhielten, trugen Sie keinen Slip. Haben Sie heute Dessous an?
Westwood: Natürlich trage ich manchmal auch Unterwäsche. Eigentlich sogar immer öfter. Ich mag Unisex-Boxershorts sehr gerne. Die trage ich auch unter meiner Lederhose. Bei einem Dirndl kann man allerdings sehr gut auf einen Slip verzichten. Bei diesem Kleidungsstück braucht man definitiv keine Unterwäsche.

"Krone": Und bei welcher Gelegenheit tragen Sie ihre Tiroler Hirschlederhosen?
Westwood: Immer beim Wetterwechsel. Wenn ich in London mit meinem Fahrrad unterwegs bin und es sieht nach schlechtem Wetter aus, gibt es nichts Besseres als eine Krachlederne.

"Krone": Sie sind schon seit 23 Jahren mit einem Tiroler verheiratet. Sprechen Sie mittlerweile Deutsch?
Westwood: Nein, obwohl Deutsch eine sehr schöne Sprache ist und einen guten Klang hat. Da ich aber eine hohe Affinität zu Frankreich und der französischen Kultur habe, liegt mir Französisch näher. Aber ich kenne ein deutsches Wort, das auch zu meinen Lieblingswörtern gehört, und das ist "Fetzen". Ich persönlich besitze viele Fetzen, denn ich liebe Kleidung, die aus Abfall entstanden ist. Mein Kleiderschrank ist voll von recycelten Dingen.

"Krone": Sie mögen die Konsumgesellschaft nicht und stehen dem Kapitalismus sehr kritisch gegenüber. Beides hat Sie reich gemacht. Ist diese Einstellung nicht ein Widerspruch?
Westwood: Natürlich sind Designerklamotten nicht gut für die Umwelt. Aber Menschen müssen nun einmal Kleidung tragen. Mein Motto lautet: Nicht die Quantität, sondern die Qualität zählt. Daher produziere ich hochwertiger und weniger. Ich möchte auch die Konsumenten dazu anhalten, ihre Kleidung länger zu tragen.

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(Bild: kmm)



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