Nicht willkommen
Golfstaaten wollen keine Flüchtlinge aufnehmen
Die Unterstützung der sechs Länder des Golf-Kooperationsrates - Saudi-Arabien, Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait, Oman und Katar - in der Flüchtlingskrise erschöpft sich bisher weitgehend in Scheckbuchdiplomatie: Milliarden Petrodollar steckten sie in die humanitäre Hilfe, um das Leben der Flüchtlinge in den Lagern im Libanon, in der Türkei und in Jordanien erträglicher zu machen - damit die Syrer nicht an ihre Türen klopfen.
Und so haben die meisten Flüchtlinge Europa als Ziel - trotz der gefährlichen Reise. Seit Beginn des Jahres haben rund 356.000 Menschen auf der Flucht vor Krieg und Elend das Mittelmeer überquert, mehr als 2700 Personen kamen dabei ums Leben, wie aus Zahlen der Internationalen Organisation für Migration hervorgeht. Dabei sind die Golfstaaten viel leichter zu erreichen, reicher als viele europäische Staaten und teilen überdies die Kultur und Religion der meisten Flüchtlinge.
Angst vor Vergeltung für Einmischung in Syrien
Was sind die Gründe für diese mangelnde Solidarität mit den "arabischen Brüdern" aus Syrien? Nicht zuletzt haben die Golfstaaten wegen ihrer Einmischung in den syrischen Bürgerkrieg eine verwundbare Flanke. Sie geben den Gegnern von Machthaber Bashar al-Assad Geld und Waffen. Saudi-Arabien und Katar wurden gar an den Pranger gestellt, weil sie Dschihadisten finanzieren sollen, um den vom Erzfeind Iran unterstützten Assad zu bekämpfen.
Wegen ihrer Einmischung in Syrien seien die Golf-Regierungen darüber besorgt, "was diejenigen unternehmen könnten, die zu ihnen kommen", sagt Sultan Barakat vom Brookings-Institut in Katars Hauptstadt Doha. So wurde Saudi-Arabien seit Anfang des Jahres Ziel von Anschlägen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat.
Einheimische vielerorts schon in der Minderheit
In den kleinen Scheichtümern wie den Emiraten und Katar wiederum ist die einheimische Bevölkerung schon in der Unterzahl und beschäftigt ein Heer von Arbeitsmigranten vornehmlich aus Südasien. Die Bevölkerung fürchtet, durch die Aufnahme großer Flüchtlingskontingente noch weiter in die Minderheit zu geraten.
Eine große Erleichterung wäre es jedoch schon, wenn die syrischen Gastarbeiter in den Staaten ihre Familien zu sich holen könnten - aber die dortige restriktive Visapolitik schiebt selbst dem bisher einen Riegel vor.
Augenmerk eher auf Konflikt im Jemen gerichtet
Kaum ein Experte rechnet mit einem baldigen Umdenken in Saudi-Arabien, den Emiraten oder Katar. "Die große Mehrheit der Bevölkerungen am Golf finden den Kurs ihrer Regierungen gut", meint Michael Stephens vom britischen Royal United Services Institute, das sich mit Fragen der nationalen und internationalen Sicherheit befasst. Überdies konzentrieren sich viele arabische Länder eher auf den blutigen Konflikt im Jemen, wo schiitische Houthi-Rebellen den sunnitischen Präsidenten aus dem Land vertrieben haben.
Allerdings kommt nun zunehmend auch Kritik aus den Golfstaaten selbst: "Leider haben diese reichen Staaten keine einzige Erklärung zur Krise abgegeben, geschweige denn eine Strategie zu deren Bewältigung vorgeschlagen", kommentierte kürzlich die katarische Tageszeitung "Gulf Times". Dabei seien doch die meisten Flüchtlinge Muslime.
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