7 Männer in Haft

Brutale Raubserie auf betagte Hausbesitzer geklärt

Österreich
17.09.2015 12:28
Eine in der Vorwoche in Wien gefasste siebenköpfige Einbrecherbande hat laut Polizei neben einem Raubmord in Bayern eine Reihe von äußerst brutalen Überfällen auf betagte Hausbesitzer in Nieder- und Oberösterreich sowie in der Schweiz auf dem Kerbholz. Die in verschiedenen Ländern mehrfach vorbestraften Rumänen, die allesamt miteinander verwandt sind, unternahmen Raubzüge bis in die Beneluxstaaten, sagte Franz Polzer, der Chef des Landeskriminalamts Niederösterreich.

Die bedrohten, geschlagenen und malträtierten Opfer waren ältere Menschen, die den aggressiven Männern hilflos ausgeliefert waren, so Polzer am Donnerstag. Eine Gegenwehr gegen die mit Knüppeln und Stichwaffen ausgerüsteten Eindringlinge war sinnlos. Die Beute an Schmuck und Bargeld war meist gering - in einem Fall lediglich 30 Euro.

Überfallsserie begann in Niederösterreich
Den Vernehmungen bzw. Geständnissen zufolge hat die Serie der sogenannten Home-Invasions am 28. Juni in Alland im niederösterreichischen Bezirk Baden begonnen. Vier teilmaskierte Männer stiegen durch ein Badezimmerfenster in ein Haus ein und misshandelten den Besitzer derart, dass der 72-Jährige Gesichtsfrakturen und Rippenbrüche erlitt. Dann sperrten sie das Ehepaar im Schlafzimmer ein und flüchteten mit 2000 Euro und minderwertigem Schmuck, sagte Chefinspektor Josef Deutsch von der Raubgruppe des Landeskriminalamts Niederösterreich. Die Ehefrau (48) sprang schließlich aus dem Fenster und holte Hilfe.

Am 18. Juli wurde in Puchberg am Schneeberg im Bezirk Neunkirchen - ebenfalls von vier Männern - eine 69-Jährige im Bett überfallen, mit Faustschlägen und Tritten traktiert und mit einem Küchenmesser bedroht. Sie täuschte einen epileptischen Anfall vor, damit die Täter von ihr abließen. Auch in diesem Fall war die Beute minimal.

Nach dieser Tat waren die Verdächtigen laut Deutsch kurz in Rumänien, zu fünft traten sie dann am 26. August in Strengberg im Bezirk Amstetten erneut in Aktion. Während einer aufpasste, drangen vier auf das Grundstück einer 72-jährigen Frau ein, bedrohten und schlugen sie mit Holzknüppeln und hielten ihr zeitweise Mund und Nase zu, wodurch sie zu ersticken drohte.

Körperlich behinderte Frau malträtiert
Wenige Tage darauf, am 31. August, folgte nach demselben Schema eine Home-Invasion in Reichersberg am Inn in Oberösterreich. Die Opfer waren in diesem Fall eine 58-jährige, laut dem Raubermittler körperlich behinderte Frau und ihre 83-jährige Mutter. Sie wurden geschlagen, bedroht und eingesperrt - wiederum für minimale Beute: "30 Euro", sagte Deutsch.

Dann trafen sich die fünf Rumänen mit Verstärkung aus Frankreich und überfielen am 3. September eine 78-jährige Frau in Wila im Schweizer Kanton Zürich. Die Pensionistin wurde mit einem Sessel niedergeschlagen, sexuell genötigt und es kam auch zu einem Vergewaltigungsversuch, ehe die Frau an Händen und Füßen gefesselt und mit dem Umbringen bedroht wurde. Mit einem dreistelligen Frankenbetrag und drei Goldmünzen zogen die Täter ab.

72-jähriger Deutscher zu Tode geprügelt
Zwei Tage später kam es dann zu einem tödlichen Überfall im deutschen Meiling bei Seefeld in Oberbayern: Ein 72-Jähriger war durch Hundegebell aufmerksam geworden, schaute nach und wurde auf der Terrasse mit Eisenstangen und Holzprügeln niedergeschlagen, ebenso erging es seiner Frau (67) im Haus. Bevor die Täter flüchteten, sperrten sie das schwerst verletzte Ehepaar in eine Abstellkammer und verkeilten die Tür mit einem Tisch. Die Opfer wurden erst zwei Tage später von einem Zeitungsausträger entdeckt, der Mann war seinen Verletzungen bereits erlegen.

Bereits am folgenden Tag erfolgte der letzte Coup vor der Festnahme: Am Abend des 6. September wurde eine 87-Jährige im niederösterreichischen Gänserndorf ins Gesicht geschlagen, man hielt ihr eine Axt an den Hals, sperrte sie in den Keller und raubte eine geringe Summe Geld und zwei Goldketten. Der alten Dame gelang es, sich selbst zu befreien.

Keine Erklärung für außergewöhnliche Brutalität
Zu diesem Zeitpunkt war die Fahndung bereits "sehr intensiv". Vor einem Lokal in Wien wurden die Verdächtigen gestellt und festgenommen - wobei "niemandem ein Haar gekrümmt wurde", wie Polzer betonte. Für die Serie an Straftaten liegen zahlreiche Beweise vor, hieß es, Opfer hätten die Täter zudem teilweise identifiziert. Noch sind nicht alle erbeuteten Schmuckstücke ihren Besitzern zugeordnet und auch die Ermittlungen nicht abgeschlossen. Eine Erklärung für die außergewöhnliche Brutalität und Aggression fand bei der Pressekonferenz niemand. Die Männer seien verwandt (zwei Brüder, Neffen, Onkel...), im Alter von 21 bis 48 Jahren.

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