Dass die Venus von Willendorf rund 29.500 Jahre alt ist, geht aus Untersuchungen, des aus vielen Schichten aus Löss bestehenden Bodens an der Fundstelle, hervor. Durchgeführt haben die Analysen der österreichische Forscher Philip Nigst von der Universität Cambridge und Bence Viola vom Max-Planck-Institut für Anthropologie im deutschen Leipzig.
Die Wissenschaftler konnten anhand der Zusammensetzung der Arten und Unterarten von Schnecken, deren Häuser in diesen Schichten vergraben sind, das altsteinzeitliche Klima rekonstruieren. So gelang eine viel genauere Schätzung, als es mit der vor allem bei sehr alten Funden ungenaueren Kohlenstoff-Datierungen (der C14-Methode, Anm.) möglich war.
"Fanny von Stratzing" ist sogar 36.000 Jahre alt
Gleiches gilt übrigens auch für die 1988 nur etwa 25 Kilometer von Willendorf entfernt in Stratzing bei Krems gefundene "Venus vom Galgenberg" oder "Fanny von Stratzing". Die 72 Millimeter große, aus grünlich glänzendem Schiefer gearbeitete "Fanny" dürfte sogar ungefähr 36.000 Jahre alt sein.
Die Venus von Willendorf zählt zu den bekanntesten altsteinzeitlichen Fundstücken Österreichs. Sie wurde am 7. August 1908 im Zuge von archäologischen Grabungen begleitend zum Bau einer Bahntrasse nahe dem kleinen Ort Willendorf entdeckt. Dass damals Forscher anwesend waren, lag daran, dass in der Gegend des späteren Fundortes bereits Ende des 19. Jahrhunderts Ausgrabungen durchgeführt wurden.
Neue Heimat für die "alten Damen" in Spezialvitrine
Seit ihrer Entdeckung in der Wachau ist die Venus von Willendorf zu einer Art Ikone der Weiblichkeit geworden. Die Darstellung der nackten, beleibten Frau wird aufgrund der starken Betonung der Geschlechtsmerkmale, etwa der Brüste, als Fruchtbarkeitssymbol gedeutet.
Im Zuge der umfassenden Neugestaltung der drei prähistorischen Schausäle des Naturhistorischen Museums (NHM) wurde nun ein eigenes Kabinett für die beiden "alten Damen" eingerichtet, "um sie aus der Masse der Funde herauszuheben", erklärte der Direktor der Prähistorischen Abteilung des NHM in Wien, Anton Kern. Man habe darauf geachtet, die "besondere Aura" der Venus hervorzuheben. Von den Fundstücken selbst soll im dem Raum so wenig, wie möglich abgelenkt werden.
"Queens of the Stoneage" ab 30. September zu sehen
Der etwa zwölf Quadratmeter große Raum beherbergt zwei Vitrinen und ist über den Saal 11 im Hochparterre des Museums zu erreichen, in dem ab 30. September archäologische Funde aus der Alt- und Jungsteinzeit sowie aus der beginnenden Bronzezeit ausgestellt werden. In der Raummitte befindet sich die Venus von Willendorf in einer Spezialvitrine. Lichttechnisch ist sie so in Szene gesetzt, dass sie zu schweben scheint.
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