Der 20-Jährige erhielt zwei Jahre, seine Frau 19 Monate, die 39-jährige Mutter 21 Monate. Der Schöffensenat ging davon aus, dass sie im Juli des Vorjahres versucht hatten, mittels eines Schleppers über Bulgarien und die Türkei nach Syrien zu gelangen, um sich dort der Terrormiliz IS anzuschließen. Ziel sei es jedenfalls gewesen, sich im IS-Gebiet niederzulassen, dort auf Dauer zu leben und die Ziele des IS zumindest psychisch zu unterstützen, sagte der vorsitzende Richter Daniel Rechenmacher in der Urteilsbegründung. Das genüge für einen Schuldspruch im Sinn der Anklage, wenn auch von einer "unterstmöglichen Unterstützung" auszugehen sei.
Bei einem Strafrahmen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren erschienen dem Senat die verhängten Strafen "spezial- und generalpräventiv ausreichend". Es müsse "ganz deutlich gezeigt werden, dass das in der westlichen Gesellschaft nicht akzeptiert wird", sagte Rechenmacher. Die leugnende Verantwortung der Angeklagten sei "vollkommen unglaubwürdig" und "durch objektive Beweismittel widerlegt".
Angeklagte bekannten sich nicht schuldig
Die Angeklagten - allesamt gebürtige Tschetschenen, die 2004 bzw. 2011 in Österreich um Asyl angesucht hatten - hatten sich in der am vergangenen Donnerstag begonnenen Verhandlung nicht schuldig bekannt und sagten, sie seien nur deshalb in die Türkei gefahren, um in Istanbul die Dienste eines Heilers in Anspruch zu nehmen. Dieser hätte die kranke Mutter bzw. Schwiegermutter behandeln sollen. Die Frau leidet einem gerichtsmedizinischen Gutachten zufolge an Bluthochdruck, Depressionen und hysteroiden Panikattacken.
Der in erster Instanz bereits separat abgeurteilte Schlepper, der wiederholt IS-Sympathisanten über die Türkei nach Syrien geschleust hatte, gab am zweiten Verhandlungstag als Zeuge unter Wahrheitspflicht zu, die Angeklagten teilweise befördert zu haben. Deren endgültiges Reiseziel sei Syrien gewesen. Dort hätten sie die Mutter behandeln lassen wollen, die während der Fahrt "zwei oder drei Anfälle" erlitten habe, so der Zeuge.
Sohn in U-Haft zur Welt gebracht
Die Angeklagten gerieten in der Türkei zufällig in eine Polizeikontrolle. Da die Tschetschenen keine gültigen Visa vorweisen konnten, wurden sie in Schubhaft genommen und über Bulgarien zurück nach Österreich geschickt. Die 21-Jährige war zu diesem Zeitpunkt hochschwanger. Mittlerweile hat sie in der U-Haft einen Sohn zur Welt gebracht, den sie Osama nannte. Aus religiösen Gründen betrat sie stets vollverschleiert den Gerichtssaal, nahm den Gesichtsschleier während der Verhandlung auf Ersuchen des Vorsitzenden, Zutun ihrer Verteidigerin Alexandra Cervinka und vor allem Kopfnicken ihres Ehemannes hin aber ab.
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