Von Buk-Rakete

Abschlussbericht: Flug MH17 wurde abgeschossen

Ausland
13.10.2015 20:38
Die Boeing 777 der Malaysia Airlines, die am 17. Juli des Vorjahres mit 298 Menschen an Bord über der Ukraine abstürzte, ist tatsächlich von einer bodengestützten Luftabwehrrakete des Typs Buk abgeschossen worden. Das geht aus dem Abschlussbericht über das MH17-Unglück hervor, der am Dienstag im niederländischen Den Haag präsentiert wurde. Die Rakete wurde demnach aus einem Gebiet abgefeuert, das von den prorussischen Rebellen kontrolliert wird.

Der Einschlag fand den Ermittlern zufolge auf der linken Seite des Cockpits statt. Wie aus der Expertise weiter hervorgeht, haben die Passagiere den Absturz ihrer Maschine kaum bewusst erlebt, da sie nach dem Raketentreffer binnen weniger Sekunden aufgrund des Druckabfalls ohnmächtig geworden seien.

Da die meisten Opfer Niederländer waren, wurde der Bericht von der Niederländischen Flugsicherheitsbehörde unter der Mitarbeit zahlreicher internationaler Fachleute verfasst.

(Bild: APA/EPA/ALEXANDER ERMOCHENKO)
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Zwischenbericht bestätigt
Schon in einem Zwischenbericht hatte es geheißen, die Boeing 777 sei mutmaßlich von einer Buk-Rakete getroffen worden. Der Hersteller gab an, Raketen dieses Typs würden seit 1999 nicht mehr hergestellt, die ukrainischen Streitkräfte hätten aber noch derartige Boden-Luft-Raketen in ihren Beständen. Im Absturzgebiet kämpften zum Zeitpunkt der Tragödie prorussische Rebellen und ukrainische Regierungstruppen, die einander gegenseitig für den Abschuss verantwortlich machen.

Nachdem die Details aus dem Abschlussbericht bekannt geworden waren, reagierte der russische Rüstungskonzern Almas-Antej umgehend und teilte noch am Dienstag mit, dass seiner Einschätzung nach der Abschuss von ukrainisch kontrolliertem Gebiet aus erfolgt sei. Ein Test habe frühere Erkenntnisse des Unternehmens bestätigt, sagte Firmenchef Jan Nowikow der Agentur Interfax zufolge in Moskau.

"Falls die Boeing mit einem Buk-M1-Raketensystem abgeschossen wurde, wurde sie von einer Rakete vom Typ 9M38 von Saroschtschenske aus getroffen", sagte der Leiter des Unternehmens, das die Buk-Systeme herstellt. Almas-Antej habe am 7. Oktober ballistische Tests an einer Iljuschin Il-86 vorgenommen, weil der Flugzeugtyp der abgestürzten Boeing 777 gleiche, sagte Nowikow. Mehrere Ergebnisse daraus stünden im Gegensatz zu Aussagen der niederländischen Untersuchungskommission, meinte er. Dies betreffe unter anderem den Raketentyp 9M38, den die russische Armee bereits seit Längerem nicht mehr in ihrem Bestand führe.

Moskau hat "ernsthafte Zweifel" an Ermittlungen
Die russische Regierung hat indes Zweifel an den Absichten der niederländischen Ermittler geäußert. Es gebe immer noch "ernsthafte Zweifel" am "wirklichen Ziel" der Ermittlungen, erklärte das Außenministerium in Moskau am Dienstagabend. Es sei fraglich, ob es darum gegangen sei, die "wahren Gründe der Katastrophe" herauszufinden oder "Schuldzuweisungen zu rechtfertigen". Das Ministerium zeigte sich zudem erstaunt, dass die Ermittler nicht nach Russland gereist seien, um die "Beweise" des Rüstungskonzerns Almaz-Antey zu untersuchen.

Weißes Haus: Bericht ist ein Meilenstein
Die USA hingegen werten den Bericht zum Absturz des Fluges MH17 als wichtigen Meilenstein auf dem Weg, die Verantwortlichen für den Abschuss zur Rechenschaft zu ziehen. Die unabhängige Untersuchung werde als Basis weiterer Ermittlungen dienen, um die Verantwortlichen für die 298 Toten zu finden, erklärte der Sprecher des nationalen Sicherheitsrats, Ned Price, am Dienstag in Washington und fügte hinzu: "Unsere Einschätzung ist unverändert: MH17 wurde von einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen, die von Separatisten-kontrolliertem Gebiet in der Ostukraine abgefeuert wurde."

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