Profil geschärft

Mercedes B-Klasse: Geschmeidigkeit ist eine Zier

Motor
15.10.2015 14:37
Mit Einführung der aktuellen B-Klasse hat sich Mercedes vom Image des motorisierten Rollators verabschiedet. Nun haben die Stuttgarter ihren vergleichsweise frisch wirkenden Minivan upgedatet, damit er Konkurrenten wie BMW 2er Active Tourer oder VW Golf Sportsvan Paroli bieten kann. Dabei zieht der Benz die Komfort-Karte, ohne fad zu sein.

Die Mercedes-Macher haben ihren 4,39 Meter langen Kompaktvan dezent verschönert. Retuschierte Stoßfänger sowie ein leicht vergrößerter Grill lassen die B-Klasse selbstbewusster auftreten, dieser Eindruck wird durch die in die Scheinwerfer integrierten Tagfahrleuchten verstärkt. Am Heck soll eine zusätzliche Chromleiste das Hinterteil schlanker machen und edler wirken lassen.

Zum Test tritt der manuell geschaltete Mercedes B 180 an, mit dem 122 PS starken 1,6-Liter Vierzylinder-Benziner an. Der läuft extrem leise und geschmeidig, was irgendwie das ganze Auto charakterisiert. Okay, er hat nicht den heftigen Durchzug von unten heraus, den Dieselfreunde so schätzen, aber immerhin erreicht er sein maximales Drehmoment von 200 Nm bereits bei 1.250/min. Sehr flink arbeitet die Stopp-Start-Automatik, ebenso das exakte Sechsganggetriebe. Man kann mit ihm zügig unterwegs sein, z.B. in 9,3 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sprinten - muss man aber nicht. Und aus Versehen passiert das auch nicht, denn die Gaspedalkennlinie ist auffallend flach, was geradezu zwingend zu einer defensiven Fahrweise führt. Damit markiert die B-Klasse geradezu das Gegenteil zum BMW 2er Active Tourer. Testverbrauch: 7,4 l/100 km.

Auf der komfortablen Seite ist auch das Fahrwerk zu Hause, was nicht heißt, dass sich der Mercedes vor schnellen Kurven fürchtet. Ganz und gar nicht, allerdings neigt er sich dabei relativ auffällig. Mit der tadellosen Lenkung hat man ihn aber immer gut im Griff.

Die leicht erhöhte Sitzposition ermöglicht sowohl eine gute Rundumsicht als auch einen leichten Ein-und Ausstieg, wobei auch die B-Säule nicht im Weg ist. Die Sitze sind angenehm straff gepolstert und geben einen dem Fahrzeugcharakter entsprechenden Seitenhalt. Am Raumgefühl gibt es nichts auszusetzen und wer die B-Klasse als Transporter für Einkäufe oder Freizeitaktivitäten nutzen möchte, kann dies getrost tun. Das Ladevolumen beträgt zwischen 488 und 1.547 Litern. Allerdings lassen sich die Rücksitzlehnen nicht vom Kofferraum aus umlegen, sondern nur indem man an den Laschen direkt am Sitz zieht.

Das Interieur wirkt vertraut, die Bedienelemente sind typisch Mercedes. Nicht ideal ist nur die etwas beengte Ablagensituation. Der freistehende Bildschirm fällt mit acht Zoll eine Nummer größer aus als bisher. Das Navigationssystem ist zwar über den Comand-Controller zu bedienen, wirkt aber etwas unintegriert. Die Bedienung ist nicht immer logisch. So wird rechts unten normalerweise die aktuell gefahrene Geschwindigkeit (Tacho-Anzeige, nicht GPS-basierend) angezeigt; sobald ein Ziel eingegeben ist, steht dort die aktuelle Uhrzeit. Anders als bei ähnlich aussehenden Mobil-Navis lässt sich die Belegung der Anzeige nicht ändern. Nerviges Detail am Rande: Zoomt man die Darstellung heran, legt sich zunächst ein dicker Zoom-Balken sekundenlang über die Karte - und verdeckt ausgerechnet die Stelle, die man gerade im Moment genauer sehen wollte.

Ganz groß geschrieben: Sicherheit
Serienmäßig immer an Bord ist der Collision Prevention Assist (CPS), dessen Funktionen nun erweitert wurden. Die radargestützte Abstandswarnung und Bremsunterstützung durch einen adaptiven Bremsassistenten kann nun mehr. Als CPA-Plus leitet er selbständig eine Teilbremsung ein, wenn der Fahrer bei erkannter Kollisionsgefahr trotz Warnleuchte im Kombiinstrument und Intervallton nicht reagiert. Das System ist für Stadtfahrgeschwindigkeiten ausgelegt. Auswertungen der Daten des deutschen Statistischen Bundesamts haben ergeben, dass Auffahrunfälle mit B-Klasse-Fahrzeugen seit Einführung des Systems um rund 20 Prozent zurückgegangen sind. Mercedes rechnet damit, dass die verbesserte Funktionsweise die Unfallhäufigkeit um 30 Prozent sinken lässt.

Ebenfalls ab Werk gehört der Aufmerksamkeits-Assistent (Attention Assist) zum Serienumfang. Er arbeitet nun in einem größeren Geschwindigkeitsbereich (60 bis 200 km/h) und kann den Ablenkungsgrad des Fahrers über eine fünfstellige Balkenanzeige darstellen. Außerdem offerieren die Stuttgarter optional natürlich einen aktiven Parkassistenten. Dieser lenkt das Auto in Längs- und Querparklücken und parkt auch automatisch wieder aus. Eine Verkehrszeichen-Erkennung steht ebenfalls in der Aufpreisliste. Auch die übrige Technik wurde aufpoliert. Erstmals zu haben sind etwa optionale LED-Scheinwerfer oder ein schlüsselloses Schließsystem.

Unterm Strich
Der Einstiegs-Listenpreis liegt bei 27.480 Euro für den B 160 mit 102-PS-Benziner, der Testwagen kommt inklusive 12.000 Euro Extras auf 39.000 Euro. Wer die B-Klasse kauft, ist also sicher nicht arm, wobei auch das Auto durchaus reich ist: an Varianten. Motorenseitig gibt es jede Menge Alternativen, nämlich je fünf Benziner und Diesel im Leistungsband von 90 PS bis 211 PS, um 39.600 Euro gibt es die B-Klasse sogar als Elektroauto mit 180 PS und einer angegebenen Reichweite von 200 Kilometern, es gibt eine Gas-Version und auch Allradantrieb ist im Angebot.

In jedem Fall gilt: Die B-Klasse ist ganz klar der Mercedes unter den Kompaktvans - komfortabel, aber durchaus dynamisch.

Warum?

  • Der Golf ist im Vergleich zu wenig Premium (die anderen Konkurrenten sowieso), der BMW zu sportlich.
  • Volle Sicherheitsbreitseite

Warum nicht?

  • Das Image ist noch immer nicht wirklich dynamisch - was aber auch eine Stärke sein kann.

Oder vielleicht …

… BMW 2er Active Tourer, Golf Sportsvan, oder Toyota Verso, Peugeot 3008, Citroen C4 Picasso, Seat Altea

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(Bild: KMM)
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