Bulgariens Premier:

“Es herrscht Krieg an der EU-Außengrenze”

Ausland
18.10.2015 09:53
Nach dem Tod eines afghanischen Flüchtlings durch Schüsse eines bulgarischen Grenzpolizisten hat Premier Bojko Borissow personelle Konsequenzen ausgeschlossen. Es habe sich um einen "tragischen Zwischenfall" gehandelt, "niemand wollte den Mann töten", sagte er am Samstag. "An der EU-Außengrenze wird ein Krieg geführt", fügte er allerdings hinzu.

"Die Untersuchung hat eindeutig ergeben, dass der Mann von einem Querschläger eines Warnschusses im Nacken getroffen wurde", zitiert das Staatsradio BNR den konservativen Premier. "Niemand wollte den Mann töten." Rücktritte im Innenministerium wegen des tragischen Zwischenfalls schloss Borissow aus.

"Dienst in Extremsituation getan"
Die Grenzbeamten hätten ihren Dienst in einer Extremsituation getan, so der Regierungschef. "An der EU-Außengrenze, und Bulgarien liegt an der Außengrenze, wird ein Krieg geführt. Darauf haben wir uns auch auf dem EU-Gipfel in Brüssel geeinigt", interpretierte Borissow den Beschluss der EU-Staats- und Regierungschefs vom Donnerstag, die EU-Außengrenze besser zu schützen. Die illegalen Einwanderer aus Afghanistan seien "schwer als Flüchtlinge aufzufassen", so der Premier.

"In der Nacht auf Freitag ist es zu einem tragischen Vorfall gekommen, der nicht kennzeichnend für die bulgarische Flüchtlingspolitik ist", verteidigte sich auch Innenministerin Rumjana Batschwarowa. Die Opposition wirft der Regierung allerdings vor, die Grenzschützer überfordert zu haben. "Sie sind seit drei Jahren im Dauereinsatz und Dauerstress", kommentierte der sicherheitspolitische Sprecher der sozialistischen Partei, Atanas Merdschanow, im Staatsradio.

Solidaritätskundgebungen für Todesschützen
Unterdessen haben sich am Samstagnachmittag mehr als 100 Menschen aus ganz Bulgarien versammelt, um ihre Solidarität mit dem 46-jährigen Grenzpolizisten auszudrücken, der den fatalen Schuss in einem Waldstück nahe Sredetz in Südostbulgarien abgegeben hatte. Der Beamte habe lediglich seine Befehle befolgt und einen Warnschuss gegen eine große Gruppe Grenzverletzer abgegeben, zitierten bulgarische Medien Teilnehmer der Kundgebung. Bereits seit Freitag werden in Sredetz, der Geburtsstadt des Beamten, Unterschriften zu seiner Unterstützung gesammelt.

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