Thomas de Maiziere, deutscher Innenminister, Jurist, Professor für Staatsrecht, ist weder ein Heißläufer noch ein Folklore-Bayer, sondern ein besonnener und nobler Politiker aus Dresden mit einem hohen Verantwortungsbewusstsein. De Maiziere gilt als loyal und zählt zum engsten Kreis um Kanzlerin Angela Merkel. Sein Wort hat Gewicht. Nicht nur in Deutschland. Am Mittwoch bezeichnete de Maiziere das Verhalten Österreichs in der Flüchtlingskrise als nicht in Ordnung.
Das ist keine billige und populistische Österreichbeschimpfung, wie wir sie zur Genüge kennen. Das ist ein - mutmaßlich mit Kanzlerin Merkel abgesprochenes - Urteil über das politische Krisenmanagement der österreichischen Bundesregierung. Und dieses Urteil fällt offenbar vernichtend aus.
Und was machen SPÖ und ÖVP unterdessen? Sie beraten und streiten und diskutieren darüber, ob man einen Zaun tatsächlich als Zaun bezeichnen darf. Und suchen die absurdesten technischen Tarnbezeichnungen für einen Grenzzaun.
Das ist peinlich.
Das ist lächerlich.
Das ist fahrlässig.
Keiner, auch nicht wir von den Zeitungen, den Oppositionsparteien oder Hilfsorganisationen soll sich hinstellen, und behaupten, irgendwer hätte die ultimative, menschliche, kluge, alle Menschen glücklich machende Lösung für diese Krise. Hat keiner derzeit. Diese Frage ist auch schwierig wie selten eine zuvor. Aber für billige politische Possen rund um das Wort "Zaun" ist jetzt definitiv der falsche Zeitpunkt.
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