Wilde Spekulationen
Sinai-Absturz: Raketenangriff oder Bombe an Bord?
Die einzige erklärbare Ursache sei eine mechanische Einwirkung auf das Flugzeug, sagte Kolavia-Vizechef Alexander Smirnow in Moskau. Weder Risse noch ein Ausfall der Systeme oder schlechter Treibstoff hätten das Unglück bewirken können, hieß es vonseiten der Airline. Zum Absturz hätten starke Schäden an Konstruktionen des Airbus geführt. Nach Beginn der Katastrophe konnte die Maschine nicht mehr gesteuert werden. "Sie flog nicht, sie fiel", sagte Kolavia-Mitarbeiter Viktor Jung.
Der Chef der russischen Luftfahrtbehörde, Alexander Neradko, kritisierte die Aussagen von Metrojet: Der Verweis der Fluggesellschaft auf eine "äußere Ursache" sei "voreilig und stützt sich auf keine realen Fakten", sagte er. Auch US-Geheimdienstdirektor James Clapper sieht keine Anzeichen für einen Abschuss. Es gebe "keine direkten Beweise für eine Verwicklung von Terroristen", sagte er.
"Die Zerstörung ist in der Luft geschehen"
Schon am Sonntag hatte Viktor Sorotschenko von der Untersuchungskommission in Moskau spekuliert, die Maschine sei vermutlich schon in der Luft zerbrochen. "Die Zerstörung ist in der Luft geschehen", erklärte er, fügte aber hinzu, es sei zu früh dafür, weitere Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Dass die Trümmer des Airbus A321 auf einer Fläche von 20 Quadratkilometern verstreut sind, ist auch für manche Experten ein Hinweis mehr auf eine mögliche Explosion der Maschine in der Luft.
Es scheint also denkbar, dass die Maschine des russischen Ferienfliegers Metrojet durch einen Raketenangriff oder eine Bombe an Bord - möglicherweise ausgelöst von einem Selbstmordattentäter - vom Himmel geholt wurde. Immerhin sind im Norden der Halbinsel Sinai Extremistengruppen aktiv, die im Besitz von Boden-Luft-Raketen, sogenannten MANPADS (Man Portable Air Defense System), sind. Das zeigen Propaganda-Fotos und Videos des IS. Allerdings liege die Flughöhe der in den Händen der Terroristen befindlichen Boden-Luft-Raketen bei maximal 3500 Metern, so Beobachter - ein Raketenangriff auf den Airbus sei daher eher unwahrscheinlich.
Nicht verifizierbares IS-Bekennerschreiben
Wilayat Sinai, ein ägyptischer Ableger des Islamischen Staates, hatte in einem nicht verifizierbaren Bekennerschreiben behauptet, die Maschine mit 224 Menschen zum Absturz gebracht zu haben. Experten und Angehörige der Regierungen Russlands und Ägyptens bezeichneten das aber in einer ersten Reaktion als unwahrscheinlich oder schlossen einen Anschlag aus. Ihr Argument: Die im Sinai vom IS-Kriegern genutzten Waffen seien ungeeignet, um die in 9,5 Kilometer Höhe fliegende Maschine abzuschießen. Um ein Flugzeug in dieser Höhe zu treffen, würden die Dschihadisten Waffen wie etwa das BUK-System benötigen, mit dem 2014 ein malaysischer Passagierjet über der Ostukraine abgeschossen wurde.
Möglich sei allerdings, dass die russische Maschine schon kurz nach dem Start, in noch geringer Höhe, von einer Boden-Luft-Rakete getroffen, die Beschädigung aber zunächts nicht bemerkt wurde und später den Absturz verursacht hat.
Auch früherer Unfall als mögliche Ursache
Medien in Moskau spekulierten am Montag, ob ein früherer Unfall der Unglücksmaschine fatale Spätfolgen gehabt haben könnte. Das Heck des Flugzeugs sei 2001 bei einer Landung in Kairo beschädigt und danach repariert worden. Kolavia hatte das als Grund aber ausgeschlossen.
Airbus über der Sinai-Wüste zerschellt
Der Airbus der Fluggesellschaft Kolavia mit russischen Urlaubern an Bord war am Samstag kurz nach dem Start in dem ägyptischen Badeort Sharm el-Sheikh in der felsigen Wüstenregion der Sinai-Halbinsel zerschellt. Keiner der 224 Insassen überlebte das Unglück.
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