Landesweite Razzia
D: Polizei greift hart gegen Schleppermafia durch
Schwerpunkt der am Mittwochmorgen gestarteten Durchsuchungen sei das Bundesland Nordrhein-Westfalen, aber auch in Niedersachsen und Baden-Württemberg gebe es Maßnahmen, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. Mittwochfrüh suchten rund 570 Bundespolizisten - unter anderem in Essen, Gelsenkirchen und Hildesheim - an insgesamt 24 Orten nach Beweisen. Sie wurden von Spezialeinsatzkräften unterstützt, da bei einigen Beschuldigten "von einer besonderen Gefährdungslage auszugehen war", wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Die Beamten stellten bei der Razzia nicht nur falsche Pässe sicher, die Ermittler entdeckten auch ein umfangreiches Waffenarsenal: Macheten, Schwerter, Messer, Munition für Pistolen und sogar eine Laserzieleinrichtung für ein Gewehr für Scharfschützen.
Hinter der Aktion gegen ein "international weit verzweigtes Schleusernetzwerk" verbirgt sich einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hildesheim zur Verfolgung der organisierten Schleuserkriminalität. Kopf der Schleuserbande soll ein 24-jähriger Libanese sein, er wurde in Essen verhaftet. Insgesamt ermittelt die deutsche Bundespolizei gegen 17 Verdächtige "wegen gewerbsmäßiger Einschleusung von Ausländern, Urkundenfälschung sowie des Verschiffens von falschen amtlichen Ausweisen".
Der 24-Jährige benutzte für die Schleusung von Syrern und Libanesen nach Deutschland ein internationales Netzwerk. Komplizen halfen ihm bei der Beschaffung falscher Dokumente und begleiteten zum Teil die Flüchtlinge sogar bis nach Deutschland. Als Preis für die Einschleusung verlangte die Bande laut "Bild" bis zu 10.000 Euro pro Flüchtling - meist musste der Preis als Vorauskasse gezahlt werden.
Die Einreise sollen die Schlepper überwiegend über den Luftweg organisiert haben, nachdem sie den Flüchtlingen gefälschte Reisedokumente und Aufenthaltstitel verschafft hatten. In mehreren Fällen allerdings erkannten bereits die ausländischen Grenzpolizeibehörden an den als Zwischenziel genutzten Flughäfen von Transitstaaten die Dokumente als Fälschungen und setzen die Flüchtlinge vorläufig fest.
Flüchtlingsfamilie kritisiert betrügerische Schlepper
So musste den Ermittlern zufolge eine zehnköpfige libanesische Familie ohne ausreichende Barmittel über mehrere Wochen in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur ausharren. Der Familie wurde schließlich unter Mitwirkung des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und der deutschen Botschaft aus humanitären Gründen die Weiterreise nach Deutschland ermöglicht. Nach ihrer Ankunft in Deutschland kritisierten einzelne Familienmitglieder das nach ihrer Auffassung betrügerische Verhalten der Schlepper öffentlich in einem arabischsprachigen Fernsehsender.
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