Er ist der Prince Charming des Rock-Geschäfts. Das ewig grinsende Hutschpferd, das vor Nächstenliebe übersprudelt und mit allen ein gutes Verhältnis hat. Fans, Bandkollegen, internationalen Musikstars, Plattenfirmen, Managements. Zudem ist er eines der extrem raren Exemplare des "duplex success", des doppelten Erfolgs, den er hat weiland mit Nirvana Musikgeschichte geschrieben und das mit den Foo Fighters in etwas zugänglicherer Form wiederholt. Dave Grohl ist zudem laut KISS-Mastermind Gene Simmons auch der "letzte Rockstar, den das Musikgeschäft hervorgebracht hat", insofern mussten sich die 15.800 Fans in der nach fünf Minuten ausverkauften Stadthalle keine Sorgen machen.
Sitzend zum Erfolg
Vier Jahre nach ihrem gefeierten Frequency-Gig war die Sehnsucht nach den Mainstream-Rockern sichtlich groß. Grohl selbst zog von Anfang an die Blicke auf sich. Da er wegen seines im Juni gebrochenen Beins noch immer im eigens angefertigten Rock-Thron residierte (mittlerweile eher aus Gründen der "Broken Leg Tour", denn aufgrund der wahren Verletzung), verblasste seine starke Instrumentalfraktion unverdienterweise. Neben dem doch stark übersteuerten und oft breiigen Sound war das aber schon einer der wenigen Kritikpunkte, denn während der mehr als zweistündigen Show bewiesen die Foo Fighters eindrucksvoll, warum sie dermaßen hoch in der Gunst des Publikums stehen.
Die bunte Songpalette reichte nämlich über die ganze Karriere der Millionenseller und zur Überraschung vieler gab es nur zwei Songs des aktuellen Werks "Sonic Highways" zu hören, das im Direktvergleich mit den anderen Erfolgsalben aber auch etwas holprig und sperrig geriet. Kaugummikauend und stets headbangend leitete Grohl durch das Programm, unterstützt von einer dreiteiligen Videowall und einem bestens aufgelegten Taylor Hawkins am Schlagzeug, der in punkto Look und Attitüde der eigentliche Rockstar der Band ist und als Sänger bei "Cold Day In The Sun" und dem Pink-Floyd-Cover "In The Flesh?" beweist, dass sich seine Talente nicht nur aufs Fellgerben beschränken. Effekte werden von den Foo Fighters ebenso abgelehnt, wie Zugaben - hier regiert tatsächlich noch die handgemachte Ehrlichkeit der seligen Rock-Urzeiten.
Geh-Comeback in Wien
Von seinem Thron aus regiert Grohl das gesamte Hallen-Oval, die Fans fressen ihm bereitwillig und begeistert aus der Hand und die Stimmung kocht ebenso, wie die Temperaturen. Mit "Everlong", "Monky Wrench", dem rabiaten "Congregation" oder der Stadionhymne "My Hero" verbraten die Foo Fighters schon in der ersten Konzerthälfte eine Vielzahl an Großkaliber-Hits, bei der sanften Version von "Big Me" bedankt sich Grohl bei seiner Crew, die per Videowall eingeblendet wird, und kurz darauf erzählt er davon, dass er am Tag vor dem Konzert ausgerechnet in Wien seine ersten Spazierschritte seit seinem Beinbruch gemacht hat, um schmunzelnd anzufügen: "Für alle hier, die uns bislang noch nie gesehen haben - normalerweise kann ich gehen."
Dementsprechend semi-fit stellte sich Grohl auch des Öfteren auf beide Beine - dass es ihn bei Songs wie "Times Like These", "Breakout" oder dem durchdringenden "Arlandria" aus dem Sessel federt, ist auch wenig verwunderlich, denn gerade in dieser Phase des Auftritts verinnerlichen Band und Publikum am intensivsten den Geist einer modernen Rock-'n'-Roll-Show. Am Stärksten ist die Band freilich, wenn sie nicht die allergrößten Radiohits aus dem Köcher zieht. So ist etwa das mit flackerndem Stroboskop-Licht verstärkte "All My Life" ein rabiates Vergnügen mit paralysierender Wirkung. "Best Of You" als feierndes Abschlussstatement beendet das wichtigste Hallenkonzert des Herbstes, das nach Meinung der enthusiasmierten Zuseher wohl ruhig noch länger hätte laufen können. Nice Guy Grohl verspricht aber ohnehin ein Wiedersehen - bleib für viele nur zu hoffen, dass bis dorthin nicht wieder vier Jahre ins Land ziehen...
Aus dem Video-Archiv (3.8.): Innerhalb weniger Tage entwickelte sich dieser Clip zum YouTube-Hit. Darin performen 1.000 Musiker gemeinsam den Foo-Fighters-Song "Learn To Fly":
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.