"Gesegneter Angriff"
IS bekennt sich zum Massenmord in Paris
In der Erklärung der Dschihadistenmiliz heißt es wörtlich, "acht Brüder mit Sprengstoffgürteln und Sturmgewehren" hätten am Freitagabend einen "gesegneten Angriff" auf das "Kreuzzug-Frankreich" verübt. Eine "treue Gruppe der Armee des Kalifats" habe die "Hauptstadt der Unzucht und Laster" angegriffen.
IS droht mit weiteren Anschlägen
Der IS droht in der Botschaft mit weiteren Anschlägen: "Dieser Überfall ist nur der erste Tropfen Regen und eine Warnung. Frankreich und jene, die seinem Pfad folgen, wissen, dass sie ganz oben auf der Liste der Ziele des Islamischen Staates stehen und dass der Geruch des Todes ihre Nasen nicht verlassen wird, solange sie ihren Kreuzzug fortführen, es wagen, unseren Propheten zu beleidigen…, stolz darauf sind, gegen den Islam Krieg zu führen und die Muslime im Land des Kalifats mit ihren Flugzeugen angreifen", heißt es darin. Frankreich gehört zu den Gründungsmitgliedern der US-geführten Koalition gegen den IS und beteiligt sich an Luftangriffen gegen die radikalislamische Miliz in Syrien.
Hollande: "Frankreich befindet sich im Krieg"
Kurz zuvor hatte Staatschef Hollande in einer kurzen Ansprache in Paris erklärt, Frankreich befinde sich "im Krieg", es handle sich um einen "Kriegsakt, der von einer terroristischen Armee, dem IS, verübt wurde". Die "barbarischen" und "feigen" Anschläge mit fast 130 Todesopfern seien im Ausland "vorbereitet, organisiert, geplant" worden, mithilfe von Komplizen in Frankreich.
Hollande kündigte einen "unerbittlichen" Kampf gegen Dschihadisten in Frankreich und im Ausland an. Die Franzosen rief er zur "Einheit" auf. "Alle Maßnahmen sind getroffen worden, um unsere Mitbürger und unser Staatsgebiet zu schützen", betonte der Präsident. Für Montag berief Hollande den Kongress, also beide Kammern des französischen Parlaments, zu einer Sondersitzung nach Versailles ein. Die Angriffe sind die schlimmsten in der Geschichte des Landes. Von den rund 250 Verletzten befanden sich am Samstagnachmittag Dutzende noch in kritischem Zustand.
Erstmals seit 1945 nationaler Notstand
Ganz Frankreich befindet sich nach dem Terror im Schockzustand. Hollande verhängte erstmals seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs den nationalen Notstand und beorderte große Kontingente der Armee zu Sicherungsaufgaben ein. An den Landesgrenzen wurden Kontrollen eingeführt. "Konfrontiert mit Krieg muss die Nation angemessene Maßnahmen ergreifen", erklärte der Präsident. Hollande rief zudem eine dreitägige Staatstrauer aus. Die Polizeipräfektur von Paris verhängte für die Stadt ein öffentliches Versammlungsverbot, auch Schulen, Universitäten, Behörden und zahlreiche Geschäfte blieben am Samstag geschlossen.
Acht Attentäter, sechs Tatorte, rund 130 Tote
Insgesamt acht Attentäter hatten am Freitagabend beinahe zeitgleich sechs verschiedene Orte in Paris angegriffen und sich teils selbst in die Luft gesprengt. Bei dem Terror kamen rund 130 Menschen ums Leben. Der folgenschwerste Angriff wurde auf die bekannte Konzerthalle Bataclan in der Innenstadt verübt, in der rund 1500 Menschen einen Auftritt der US-Band Eagles of Death Metal besuchten. Vier schwer bewaffnete Attentäter schossen dort wahllos in die Menge. Nach Angaben der Behörden kamen dabei mindestens 82 Menschen ums Leben. Kurz nach Mitternacht stürmten Einsatzkräfte der Polizei den Saal. Dabei starben alle vier Attentäter, drei von ihnen, indem sie Sprengstoffgürtel zündeten.
Angegriffen wurden auch mehrere Cafés und Restaurants sowie die Umgebung des Stade de France, wo gerade das Freundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland lief. Während des Spiels waren Explosionen außerhalb des Stadions im Pariser Vorort St. Denis zu hören. Nach dem Abpfiff liefen Hunderte verängstigte Zuschauer auf das Spielfeld, später wurden alle durch mehrere Ausgänge nach draußen geleitet.
Syrischer Pass in der Nähe von Angreifer gefunden
Unklar ist noch, ob bei den insgesamt sechs Attacken alle Terroristen getötet wurden oder ob einige fliehen konnten. Einer der Attentäter in der Konzerthalle konnte mittlerweile identifiziert werden. Es handle sich um einen Franzosen, der dem Geheimdienst bekannt war, hieß es aus Ermittlerkreisen. In der Nähe der Leiche eines weiteren Angreifers sei zudem ein syrischer Pass entdeckt worden. Laut den Behörden gehen die Ermittler gemeinsam mit französischen und ausländischen Geheimdiensten einer "syrischen Spur" nach.
Video: Der Polizeieinsatz im Bataclan
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