Vorratsdatenspeicherung und weitreichende geheimdienstliche Befugnisse reichen offenbar nicht, um Terrorakte wie jenen in Paris abzuwenden. Wie das IT-Portal "Golem" berichtet, hat Frankreich nach dem "Charlie Hebdo"-Anschlag die Überwachung der Bevölkerung massiv ausgeweitet. Die Frist für die Speicherung von Vorratsdaten wurde von zwei auf fünf Jahre erhöht, Abhöraktionen ohne richterliche Zustimmung wurden genehmigt und sogar "Blackboxen" bei den Telekom-Providern werden für groß angelegte Abhöraktionen verwendet.
Das Problem: Nicht nur Staaten wie Frankreich rüsten beim Kampf gegen IS-Terroristen auf und versuchen, der Bedrohung mit mehr Überwachung Herr zu werden. Auch die Terroristen selbst reagieren auf geheimdienstliche Versuche, ihre Kommunikation abzuhören und setzen zunehmend auf Kommunikationsmittel, mit denen sie der geheimdienstlichen Überwachung entgehen können. Erst kürzlich stellten US-amerikanische Geheimdienste fest, dass IS-Terroristen ihre Kommunikation zunehmend verschlüsseln und auf Kanäle ausweichen, über die sie schwer abzuhören sind.
Terroristen nutzen Tor, PS4, Server in Russland
Die Terroristen verwenden US-Berichten zufolge Anonymisierungs-Tools wie Tor, um ihre Identität zu verschleiern. Sie verschlüsseln ihre Nachrichten, um den Inhalt vor Zugriffen der Behörden zu schützen. Statt leicht zu überwachende US-Webangebote, nutzen sie Kommunikationsdienste aus Ländern wie Russland, die US-Geheimdienste schwer belauschen können.
Und sie weichen auf exotische Kommunikationsmittel aus, koordinieren sich einem Bericht aus Belgien zufolge teilweise sogar über die Spielkonsole PlayStation 4. "Die PS4 ist noch schwerer zu überwachen als WhatsApp", sagt der belgische Innenminister Jan Jambon. Sony hat daraufhin angekündigt, "die Vorwürfe entschlossen überprüfen" zu wollen. Gleichzeitig rief der Konzern PS4-Nutzer dazu auf, verdächtige oder illegale Aktivitäten umgehend zu melden.
Den Grund, wieso die Terroristen mittlerweile so professionell an geheimdienstlicher Überwachung vorbei kommunizieren, orten US-Behörden in den Enthüllungen des Ex-Geheimdienstlers Edward Snowden vor rund zwei Jahren. Ihr Vorwurf: Der ehemalige NSA-Agent machte damals nicht nur der Weltbevölkerung bewusst, wie umfassend sie von den Geheimdiensten der USA und ihrer Partner überwacht werden, sondern auch den Terroristen. Und diese nutzten die Snowden-Enthüllungen offenbar konsequent, um sich vor den Abhörversuchen westlicher Geheimdienste zu schützen.
Lesen Sie auch:
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.