Die IS-Expertin Rachel Bryson sagt im Gespräch mit der US-Nachrichtenplattform "Dead State": "Es ist ein Schock für ihr System, aber es wird die Verbreitung dschihadistischer Propaganda langfristig nicht beeinflussen." Auch wenn Anonymous den IS für den Moment seines wichtigsten Kommunikationsforums beraubt habe, dürften die Dschihadisten eine Möglichkeit finden, es zu ersetzen.
Tausende Twitter-Konten lahmgelegt
Die Abschaltung des Kommunikationsforums ist der neueste Schlag gegen die Terroristen in einer groß angelegten Racheaktion unter dem Titel #OpISIS. Die Hacker hatten dem IS nach den Anschlägen von Paris den Krieg erklärt. Geführt wird er mit Cyberangriffen, aber auch mit Emotionen und hämischen Social-Media-Beiträgen.
Die Hacker haben bei ihrer Racheaktion bereits Tausende IS-Twitter-Konten lahmgelegt. Zusätzlich haben sie mit dem IS rivalisierende Rebellengruppen in Syrien mit persönlichen Infos über IS-Kämpfer versorgt, die sie in einem Untergrundforum erbeutet hatten.
Über die Fortschritte von Anonymous im Cyberkrieg gegen die Dschihadisten ist allerdings nicht jeder Beobachter erfreut. Manche glauben, dass Anonymous den IS durch die Attacken noch tiefer in den digitalen Untergrund zwingt, wodurch die Aktivitäten der Terroristen für Geheimdienste und Behörden noch schwerer zu verfolgen sind. Schon jetzt scheint sich der IS immer weiter in die nur über Anonymisierungsdienste wie Tor zugängliche Online-Schattenwelt des Darknet zurückzuziehen.
Cyberkrieg ist "nicht der Schlüssel zum Sieg"
Auch verschlüsselte Krypto-Messenger wie Telegram nutzt der IS in seinem Bestreben, seine Kommunikation zu verschleiern. Dort wurden zuletzt zwar etliche dem IS zugeordnete öffentliche Chaträume geschlossen. Die verschlüsselte Kommunikation zwischen den Telegram-Nutzern können die Betreiber des russischen Chat-Dienstes allerdings nicht einschränken, weil sie durch die genutzte Ende-zu-Ende-Kryptografie selbst nicht wissen, worüber in diesen Chats gesprochen wird.
Generell sei es der Expertin zufolge schwierig, die Terrororganisation allein mit Online-Angriffen an der Kommunikation zu hindern. Wird eine Plattform abgeschaltet, wechselt der IS auf eine andere. Tatsächlich beschäftigt der IS eigens Informatiker, die ständig nach den neuesten Methoden der verdeckten Kommunikation suchen. Bryson: "Ich denke nicht, dass man durch die Abschaltung eines jetzt vom IS genutzten Kommunikationsmittels dafür sorgen kann, dass der Islamische Staat versagt. Es ist nicht der Schlüssel zum Sieg über sie."
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