Islamkritikerin:

“Die Scharia ist endgültig bei uns angekommen”

Österreich
22.11.2015 08:47
Nach den Terrorattacken klingen ihre Warnungen noch schärfer. Die Ex-Muslima und Islamkritikerin Sabatina James spricht im "Krone"-Interview mit Conny Bischofberger über radikale Muslime, falsche Toleranz und Frauen in Lebensgefahr.

Ihr Anruf wird mir für den späten Nachmittag angekündigt, mit unterdrückter Nummer. Sie befinde sich im Wohnzimmer von Freunden, erzählt Sabatina James, heute 33. Die Menschenrechtsaktivistin und Buchautorin steht unter Polizeischutz und lebt an wechselnden Wohnorten in Deutschland.

"Es tut gut, Österreichisch zu hören", sagt sie leise. Ihre Familie hat sie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gesehen. Als sie sich der Zwangsverheiratung widersetzte und von zu Hause flüchtete, traf sie das Urteil des Islam: Ehrenmord. "Achte auf deinen Kopf und schau', dass die deutsche Polizei pausenlos deinen Hals bewacht!" Diese Drohung kam erst vor drei Wochen auf Arabisch.

"Krone": Frau James, Sie haben wieder ein sehr kämpferisches Buch geschrieben, Untertitel: "Wenn die Gesetze des Islam das Recht brechen". Könnte es sein, dass Ihre eigene, traurige Geschichte den Blick auf den Islam verzerrt hat?
Sabatina James: Schon komisch. Wer an der katholischen Kirche etwas kritisiert, wird sowas nie gefragt... Meine Geschichte ist eben kein Einzelfall, leider gibt es Tausende von Frauen, denen es genauso geht.

"Krone": Ich frage es, weil Milliarden Menschen diese Religion leben, die meisten friedlich.
James: Dass es demokratische Muslime gibt, ist ja keine Frage. Und sie sind auch nicht das Problem. Wie jemand die Religion lebt, ist die eine Sache. Die Lehre Mohammeds ist die andere. Er hat nachweislich Gewalt gelehrt und praktiziert. Er hat zum Schlagen der Frau aufgerufen, zur Steinigung von Ehebrecherinnen, zur Hinrichtung von Apostaten, von Menschen wie mir. Wenn all diese Gewalt, von der ich spreche, nichts mit dem Islam zu tun hat, dann hat Mohammed nichts mit dem Islam zu tun. Die etablierte Theologie muss sich endlich damit befassen. Es fehlt die kritische Auseinandersetzung.

"Krone": Glauben Sie, dass eine Streitschrift wie Ihr Buch dazu beitragen kann?
James: Natürlich. Denn die Scharia ist endgültig bei uns angekommen. Da tragen Familienclans ihre religiösen Kriege öffentlich aus, und die Opfer sind in erster Linie Frauen. Da praktizieren sogenannte Friedensrichter eine Paralleljustiz, so unter dem Motto: Entweder unterwirft sich die Frau dem Gewaltsystem oder sie wird liquidiert. Mitten in Europa wird über Tausende Frauen das Todesurteil gesprochen. Auch von meiner Familie. Deshalb war mir jetzt die politische Perspektive wichtig.

"Krone": Und die Scharia in Österreich?
James: Ich denke, dass es in Österreich in vielen Bereichen sogar noch schlimmer ist. Als ich damals Schutz gebraucht hätte, haben manche Medien und die Polizei Solidarität mit den Tätern gezeigt.

"Krone": Derzeit kommen über die Flüchtlingsrouten Zigtausende Muslime nach Österreich und Deutschland. Geben Sie Außenminister Sebastian Kurz recht, wenn er Strafen für integrationsunwillige Muslime einführen will?
James: Ich stimme ihm zu, aber all unsere Integrationsbemühungen werden nichts nützen, wenn Menschen, die in unser Land kommen, das Gefühl haben, dass sie sowieso hier bleiben dürfen, selbst wenn sie Menschenrechtsverletzungen begehen.

"Krone": Dann kommen sie bei uns vor Gericht und bei Schuldspruch ins Gefängnis.
James: Aber wollen wir das? Wollen wir Leute hier bestrafen und weiterhin hier leben lassen? Damit geben wir der gewaltbereiten, antidemokratischen, islamistischen Szene bei uns eine Heimat. Wer Islamisten, die sich mit ihrem Weltbild gegen die Demokratie entschieden haben, nicht in ihre Länder zurückschickt, darf sich nicht wundern, wenn weitere Anschläge kommen. Wir in Europa können den Menschen in der islamischen Welt nur dann helfen, wenn wir unsere eigenen demokratischen Strukturen erhalten. Das heißt: Anerkannte Islamisten zurückschicken! Sonst unterwandern sie uns, während wir den Krieg gegen den IS zu gewinnen versuchen.

"Krone": Warum geben Sie eigentlich immer dem Islam die Schuld?
James: Solange die islamische Staatengemeinschaft (OIC) als offizieller Vertreter des Islam lehrt, dass Frauen nicht gleichberechtigt und Nichtmuslime keine richtigen Menschen im rechtlich vollwertigen Sinne sind, kann man sie aus der Mitverantwortung nicht entlassen.

"Krone": Trifft auch den Westen eine Verantwortung für die Anschläge?
James: Sicher! Diese Täter fallen ja nicht zufällig vom Himmel. In Europa werden gewaltbereite Islamisten nicht zurückgeschickt und in der islamischen Welt versucht man mit Unterstützung des Arabischen Frühlings, Demokratie herbeizuführen. In Wirklichkeit hat man aber stabile Strukturen beschädigt. Die Demokratisierung der islamischen Welt kann im Bündnis des Westens mit den Saudis nicht funktionieren, denn die haben das entgegengesetzte Interesse.

"Krone": Sie schreiben in Ihrem Buch viel von "falscher Toleranz", was meinen Sie damit?
James: Die Religion, die am meisten Blutspuren auf der Welt hinterlässt, wird am meisten geschützt. Das finde ich total paradox. Und manchmal gerade von denjenigen, die den Banner von Gendergerechtigkeit, Multikulti und sexueller Selbstbestimmung vor sich hertragen. Aber wenn Islamisten den Ton angeben, ist es mit Meinungsfreiheit, Homosexualität und Frauenrechten bald vorbei. Ich frage mich, was diese Menschen antreibt. Totale Naivität? Oder Angst vor der Wahrheit?

"Krone": Aber sind es nicht einzelne Fanatiker, die die Religion für ihre Zwecke missbrauchen?
James: Wenn das so wäre, dann hätten wir nicht 60 Millionen Frauen, die schon im Kindesalter zwangsverheiratet werden. Dann könnte es nicht sein, dass das gesellschaftliche Ansehen, die Familienehre mehr wert ist das als Leben einer Tochter.

"Krone": Sie haben auf die Frage, ob der Koran "eine Lizenz zum Töten" sei, mit "Ja" geantwortet.
James: Bewusst. Denn wenn man einem IS-Kämpfer sagt, er dürfe kleine Mädchen nicht vergewaltigen, dann wird er eine Sure aus dem Koran bringen und sagen: "Mohammed hat das gelehrt." Und das ist genau das Problem. Die moderaten Muslime folgen halt nicht allen Lehren Mohammeds, sondern nur einem Teil, nach einem "Pick and Choose"-System. Aber solange man diesem Propheten überhaupt folgt, duldet man auch, dass Gewalt gezüchtet wird.

"Krone": Wenn Sie auf die vielen Jahre zurückblicken, in denen Sie unter falschem Namen, getrennt von Ihrer Familie, leben: Hat sich der Kampf gelohnt?
James: Oh ja. Unser Verein hat Hunderten Frauen geholfen und manchen sogar das Leben gerettet. Das eine ist, für sich selbst zu kämpfen. Das andere ist, diese Freiheit auch für andere zu ermöglichen. Das ist für mich der christliche Ansatz daran. Dass ich für diese Freiheit sowohl die Menschen, die ich am meisten liebe, aufgeben musste, als auch meine Heimat, ist ein hoher Preis.

"Krone": Sehnen Sie sich manchmal nach Pakistan zurück?
James: Ja... Manchmal wünsche ich mir, durch die schmutzigen Straßen von Lahore zu gehen. Ich wünsche mir, mein altes Dorf wiederzusehen, meine ehemaligen Schulkolleginnen zu treffen. Aber weil auf Menschen wie mich die Todesstrafe steht, kann ich nicht mehr in islamische Länder fahren. Das macht mich auch so traurig.

"Krone": Was ist aus dem Cousin geworden, mit dem Sie zwangsverheiratet wurden?
James: Er lebt, soviel ich weiß, noch immer in Österreich...

"Krone": Heimweh?
James: Ja, im Advent immer besonders. Ich würde nichts lieber tun, als über den Wiener Christkindlmarkt zu schlendern. Und das ist das Schlimme: Viele Muslime flüchten nach Europa, um hier ihre Menschenrechte wahrnehmen zu können. Und dann stellen sie fest: Das geht hier auch nicht mehr. Weil neben demokratischen Mus

Ihre Geschichte
Sabatina James - ihren wahren Namen hält sie geheim - kommt als Kind von Pakistan nach Österreich und wächst im Mühlviertel, Oberösterreich, auf. Als sie 17 ist, wird sie mit ihrem Cousin verheiratet. Sie flieht nach Deutschland und lebt dort seit 2001 unter Opferschutz. 2006 gründet die Islamkritikerin, die mittlerweile zum Christentum übergetreten ist, den Verein Sabatina e.V. Die gemeinnützige Organisation unterstützt von Gewalt, Zwangsverheiratung und Ehrenmord bedrohte Mädchen und Frauen.

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