Brüssel steht still
Bruder von Paris-Attentäter: “Soll sich stellen”
Zu der intensiven Fahndung der Polizei nach seinem Bruder sagte Mohamed Abdeslam: "Wir ziehen es vor, Salah im Gefängnis zu sehen, als auf dem Friedhof." Die drei Brüder Abdeslam, die aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek stammen, stehen in Verbindung zu den Terroranschlägen von Paris. Brahim Abdeslam hatte sich im Restaurant "Comptoir Voltaire" in die Luft gesprengt. Nach seinem jüngeren Bruder Salah, der bei den Anschlägen beteiligt gewesen sein soll, wird gefahndet. Er wird in Brüssel vermutet und könnte eine Sprengstoffweste bei sich haben, die er eigentlich in Paris zur Detonation bringen hätte sollen.
Mohamed selbst war in Molenbeek festgenommen worden, ist aber wieder auf freiem Fuß. "Ich konnte nachweisen, dass ich zum Zeitpunkt der Attentate nicht in Paris war", sagte der Bruder des flüchtigen Terrorverdächtigen. Seine Brüder hätten sich radikalisiert, ohne dass die Familie es bemerkt habe.
Bürgermeister: "Es gibt diese Gefahr"
In Brüssel wird indes aktiv nach zwei gefährlichen Terroristen gesucht, die im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris stehen sollen, wie der Bürgermeister der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek, Bernard Clerfayt, am Sonntag gegenüber RTBF bestätigte. "Es gibt diese Gefahr. Wir haben erfahren, dass sich zwei Terroristen auf Brüsseler Territorium befinden und gefährliche Taten verüben könnten." Deshalb müsse man sehr wachsam bleiben.
Auch der belgische Innenminister Jan Jambon erklärte gegenüber dem flämischen Sender VRT, "die Bedrohung ist größer als nur Abdeslam alleine". Es handle sich um "mehrere Verdächtige, deshalb haben wir eine derartige Vielzahl von Maßnahmen eingeleitet", sagte er.
Brüssel steht weiterhin still
Das öffentliche Leben in Brüssel steht weitgehend still. Im Großraum Brüssel gilt seit Samstagfrüh die höchste Terrorwarnstufe, die am Sonntagnachmittag verlängert wurde. Der gesamte U-Bahnverkehr wurde eingestellt, nur Busse und Straßenbahnen fahren derzeit. Einkaufszentren, Geschäfte, Museen wurden geschlossen, Fußballspiele und Konzerte abgesagt. Auch das Wahrzeichen der Stadt, das Atomium, blieb geschlossen. Die Menschen wurden aufgefordert, in der Hauptstadtregion Brüssel belebte Orte mit vielen Menschen zu meiden, also Konzerte, Großereignisse, Bahnhöfe, Flughäfen und den öffentlichen Personennahverkehr.
Die Nervosität in der belgischen Bevölkerung zeigte sich am Sonntagnachmittag in einer Vielzahl von telefonischen Anfragen an das Krisenzentrum. Am Wochenende hatten bislang allein 3300 besorgte Menschen die Nummer 1771 angerufen, um sich zu erkundigen, ob es ratsam sei, nach Brüssel zurückzukehren. Sie fürchten, dass sich das Leben nicht normalisieren könnte, und dass es fraglich sei, ob sie arbeiten gehen oder ihre Kinder in die Schule schicken können.
Aus dem Video-Archiv: Razzia gegen Paris-Drahtzieher
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