Nach Übernahme

Lebensmittelkette Zielpunkt meldet Insolvenz an

Wirtschaft
25.11.2015 19:15
Die Handelskette Zielpunkt ist pleite. Der zur oberösterreichischen Handelsgruppe Pfeiffer gehörende Konzern werde voraussichtlich am 1. Dezember beim Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag einbringen, teilte Pfeiffer am Mittwochabend mit. 2500 Mitarbeiter sind betroffen, ihre Löhne und Gehälter seien durch den Insolvenzentgeltfonds gesichert. Bereits die November-Löhne können nicht mehr ausgezahlt werden.

Die Auszahlung über den Fonds werde allerdings ein wenig länger dauern, so Pfeiffer-Sprecherin Martina Macho. Die betroffenen Mitarbeiter müssten selbst einen Antrag beim Fonds stellen. Für die Auszahlung der Dezember-Löhne und -gehälter werde dann der Masseverwalter zuständig sein.

Zur Rettung von Zielpunkt wären mindestens 60 Millionen Euro bis 2018 nötig. Diesen Betrag könne Pfeiffer nicht aufbringen, da sonst alle gesunden Pfeiffer-Firmen (etwa Unimarkt oder Nah&Frisch) gefährdet wären, hieß es in der Mitteilung der Handelsgruppe.

11,7 Millionen Euro Verlust im Vorjahr
Pfeiffer hatte Zielpunkt erst im Vorjahr zur Gänze übernommen. "Nach drei Jahren intensivster Sanierungsbemühungen und Investitionen sind nunmehr dramatische Verschlechterungen der äußeren Rahmenbedingungen für Zielpunkt eingetreten", hieß es. Zielpunkt hatte 2014 einen Verlust von 11,7 Millionen Euro geschrieben, bei einem Umsatz von 440 Millionen Euro.

Pfeiffer: "Umsatzrückgänge waren massiv"
Trotz der "Altlasten aus der Vergangenheit", wie beispielsweise einer Strafe der Bundeswettbewerbsbehörde aufgrund von Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht, habe es im Frühherbst bei den Sanierungsbemühungen noch besser ausgesehen, so Aufsichtsratsvorsitzender Georg Pfeiffer. Aufgrund des schwächelnden Lebensmitteleinzelhandels hätten sich aber die Vorzeichen geändert. Die Umsatzrückgänge, die bisher durch Kostensenkungsmaßnahmen kompensiert werden hätten können, seien "massiv" ausgefallen, die Suche nach Investoren sei nicht erfolgreich gewesen.

"Schmerzhafter, aber notwendiger Schritt"
Zielpunkt betreibt 229 Filialen, davon mehr als die Hälfte in Wien. Pfeiffer geht davon aus, "dass eine Vielzahl der Standorte an Mitbewerber übergehen und damit viele Mitarbeiter übernommen werden". Es handle sich auf jeden Fall um einen "schmerzhaften, aber notwendigen Schritt".

Gewerkschaft über Vorgehen "entsetzt"
Die Insolvenzankündigung kam für die Spitzengewerkschaftler überraschend. Wolfgang Katzian, Vorsitzender der Privatangestellten (GPA-djp), zeigte sich über das Vorgehen des Eigentümers "entsetzt". Belegschaft und Betriebsrat seien am Mittwochnachmittag vor vollendete Tatsachen gestellt worden. "Seitens der Geschäftsführung hat es keinerlei Bemühungen gegeben, eine sozialpartnerschaftliche Lösung zu finden", kritisiert Katzian. Bis Mittwochabend habe von der Unternehmensleitung niemand Kontakt mit der Gewerkschaft aufgenommen. Derzeit recherchiere man noch die Hintergründe für die Pleite, so der Gewerkschaftsvorsitzende.

Die Gewerkschaft werde jetzt alles daran setzen, dass die Belegschaft die ausstehenden Gelder so schnell wie möglich bekommt. In Betriebsversammlungen sollen die Angestellten dann ab Donnerstag informiert werden.

Video aus dem Archiv: 2013 ging die Drogeriekette Schlecker pleite

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