Adam-Lambert-Festspiele in Österreich - im Mai 2016 kommt der populäre Barde aus San Diego gleich zweimal zu uns, um für Begeistung zu sorgen. Am 2. Mai spielt Lambert im Zuge seiner "The Original High"-Tour im Wiener Gasometer, am 25. Mai mit Queen beim "Steel City Festival" im Linzer Stadion. Wir haben uns im Vorfeld mit dem sympathischen Stimmwunder über die Unterschiede zwischen Queen und seiner Solokarriere, die Tücken des Berühmtseins und die großen Fußstapfen von Freddie Mercury unterhalten.
"Krone": Adam, am 2. Mai kommst du endlich wieder live nach Wien…
Adam Lambert: … ja, ich kann es kaum erwarten. Wien ist eine Stadt, in der habe ich mich schon vom ersten Moment an wie zuhause gefühlt. Ich kann dir gar nicht sagen wieso, es ist einfach so. Die Geschichte und Architektur dieser Stadt ist atemberaubend und ich habe schnell gelernt, dass hier eine sehr große Kunst- und Kulturaffinität herrscht, die keine Grenzen kennt.
"Krone": Du kommst im Zuge der "Original High"-Tour zu uns – was dürfen wir uns hinsichtlich der Show denn alles erwarten?
Lambert: Derzeit sind wir gerade dabei, die Show zusammenzustellen, ich kann dir also noch nicht zu viel verraten. Ich freue mich aber sehr darauf, denn die Show wird sehr individuell ausfallen und ich nehme das Publikum auf eine Art emotionale Reise mit. Die Show enthüllt sich im Laufe des Abends immer weiter, weil sie in verschiedene Themenbereiche aufgeteilt ist. Es wird aber nicht nur Musik von "Original High" zu hören geben, sondern auch die Hits meiner ersten Alben und auch ein paar Songs, die jeden überraschen werden, weil ich sie noch nie live gespielt habe.
"Krone": Nach den furchtbaren Anschlägen in Paris hast auch du dein Bedauern kundgetan. Wie verändert sich die Lage für dich selbst bzw. kann man überhaupt etwas verändern?
Lambert: Ich bin mir nicht sicher. Das Ereignis war so tragisch, das muss man erst einmal verarbeiten können. Es ist auf jeden Fall beängstigend, dass man die meisten Opfer mit einem Konzert in Verbindung setzen kann. Einem Ereignis, das Spaß und Freude machen sollte. Ich glaube es gibt keinen Musiker der das nicht zumindest im Hinterkopf hat und wir müssen einfach achtsam sein und besser auf uns und die anderen aufpassen.
"Krone": Viele Künstler haben sich dazu entschlossen, ihre Touren abzubrechen, andere wiederum machen mit einer "Jetzt erst recht"-Mentalität unaufhörlich weiter. Verstehst du beide Seiten?
Lambert: Das obliegt natürlich jedem selbst. Ich denke alle geplanten Paris-Konzerte sagte man auch aus Respekt ab, weil man die Opfer damit ehren möchte. Ein bisschen Abstand ist vielleicht auch nicht schlecht. Wie lange diese Periode dauern wird, das muss dann jeder Künstler individuell für sich selbst herausfinden, aber ich denke, den meisten geht es einfach um den nötigen Respekt in dieser schwierigen Lage.
"Krone": Einerseits bist du solo extrem erfolgreich, andererseits mit den Rock-Legenden von Queen, mit denen du am 25. Mai beim "Steel City Festival" im Linzer Stadion zu sehen sein wirst. Fällt es dir leicht, immer wieder zwischen diesen beiden Projekten zu switchen?
Lambert: Gar nicht, für mich ist das ziemlich erfrischend, weil sich dadurch niemals Routine einstellt. Ich finde es toll, dass ich beide Möglichkeiten habe, sie halten mich und meine Fähigkeiten gut in Balance. Ich habe einen Background mit "American Idol", stand immer schon auf Classic Rock und habe auch Erfahrung mit Musicals. Wenn ich mit Queen auf der Bühne stehe, fühlt sich das für mich an, so als ob ich in meine eigene Vergangenheit zurückreisen würde, wo ich mich gut zurechtfinde und auskenne. Dort ist auch meine Lieblingsmusik verortet. Meine Solonummern handeln eher von mir in der Gegenwart, ich versuche damit, neue Territorien zu betreten, mich damit zu entwickeln.
"Krone": Gerade weil du eben musikalisch in zwei völlig verschiedenen Welten wandelst, bist du in einer wirklich besonderen Position.
Lambert: Das ist richtig. Ich werde sehr oft gefragt, welche Art von Musik ich bevorzuge, oder wo ich mich selbst sehe, aber ich habe eigentlich niemals nach diesen Gesichtspunkten gearbeitet. Manche Künstler sind kategorisch sicher spezifischer, aber ich mag viele Arten von Musik und finde, dass sich gute Popmusik aus ganz vielen verschiedenen Stilen zusammensetzt. Das ist auch im Backkatalog von Queen ziemlich offensichtlich, denn die Jungs haben über die Jahre in vielen verschiedenen Genres gewildert. Das ist auch der Grund, warum sie so besonders sind.
"Krone": Wenn du so vielseitig bist, dann dürfen wir vielleicht auch mal mit einem Country-Album von dir rechnen?
Lambert: (lacht) Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich glaube das ist so ziemlich das Letzte, das passieren wird, aber man soll ja niemals nie sagen.
"Krone": Oder du wirst elektronischer – das merkt man auch auf "Original High", wo du sehr stark in diese Richtung gehst. Was macht sie so besonders und interessant für dich?
Lambert: Ich liebe Tanzmusik, oder überhaupt alles, was mich in Bewegung bringt. Das ist auch ein Mitgrund, warum das Album "The Original High" heißt, weil sehr viel darauf vom House und der elektronischen Musik der 90er-Jahre beeinflusst ist. In den 90ern, wo ich meine Kindheit verbrachte, verliebte ich mich auch in Popmusik. Ich schwelge auf dem Album quasi in Erinnerungen daran, was mich an der Musik als erstes wirklich angeturnt hat und ich sehe elektronische Musik als grenzenlos. Du kannst so viele verschiedene Sounds und Schallklänge erschaffen und perfekt wird es dann, wenn du das mit organischen Instrumenten vermischt, die ich nicht weniger liebe. Jeder Song auf "The Original High" hat in seinem Herzen organische Elemente, die von elektronischen Klängen ummantelt sind.
"Krone": Fühlst du dich beim Komponieren deiner Solosongs wohler als bei Queen? Vielleicht auch deshalb, weil du als Adam Lambert alleine mehr Verantwortung hast und trägst?
Lambert: Das ist ganz unterschiedlich. Jede meiner Möglichkeiten hat seine Herausforderungen und Vorteile. Ich könnte das auch nicht reihen, weil die Unterschiede zwischen beiden Welten einfach zu groß sind.
"Krone": Du bist ja nicht nur Solokünstler und bei Queen, du hast auch in der US-TV-Serie "Glee" mitgespielt und bist mittlerweile auch medial dauerpräsent. Wie geht sich das alles aus?
Lambert: (lacht) Derzeit ist meine Karriere einfach mein ganzes Leben, ansonsten würde sich das auch wirklich nie ausgehen. Ich habe schon ein Privatleben und unternehme viel mit Freunden, aber die Priorität liegt derzeit beim Job, dort ist auch meine größte Passion. Ich stecke viel Zeit hinein und ich habe ein großartiges Team, das meinen Kalender befüllt – alleine würde ich das wirklich nicht mehr auf die Reihe kriegen. (lacht)
"Krone": Wie hat sich dein Leben die letzten Jahre über verändert? Du hast einen enormen Popularitätsschub erfahren.
Lambert: Vor sechs Jahren war die Welt wirklich noch eine andere, natürlich hat sich seither enorm viel verändert. Innerhalb der letzten drei Jahre habe ich die Plattenfirma und auch das Management gewechselt, habe auch viel mehr mit Queen gearbeitet. Gerade in dieser Zeit ist einfach irrsinnig viel weitergegangen, was sehr aufregend für mich ist. Ich spüre derzeit auch die Früchte dieser Arbeit.
"Krone": Ist deine Popularität manchmal auch negativ? Kann man, wenn man dauerhaft im Rampenlicht steht, weniger Leuten vertrauen, mangelt es dann an Ehrlichkeit?
Lambert: Das geht wohl damit einher, das braucht man auch gar nicht abstreiten. Es ist einfach ein Lernprozess, aber ich denke, dass ich schon einen ziemlich guten Instinkt für die richtigen Menschen habe. Ich verurteile niemanden vor, sondern schaue mir jede Person ganz genau an, die sich in meinem Umkreis befindet.
"Krone": Was war denn das Aufregendste in den letzten Jahren? Ich würde sagen, dass es wohl die Nachfolge von Freddie Mercury bei Queen war – immerhin hinterließ er eines der größten Erbe der Musikhistorie und in diese Fußstapfen zu treten erfordert eine gehörige Portion Mut.
Lambert: Es hat anfangs schon eine Sekunde gedauert, bis ich das alles realisiert habe und ich war extrem vorsichtig, wie ich mich dieser Musik nähern sollte, ohne einen Fan zu beleidigen oder zu enttäuschen, weil ich wohl am allermeisten Respekt vor dieser Band und ihrer Legende habe. Ich wollte einfach eine Leistung ablegen, die Fans zufriedenstellt und auch mir Freude bereitet. Es hat natürlich ein bisschen gedauert, bis ich die perfekte Art der Zusammenarbeit mit Brian May und Roger Taylor gefunden habe, aber mittlerweile bin ich wirklich stolz darauf, dass wir einen Weg gefunden haben, den die meisten Fans und Queen-Liebhaber auch mit Freude mitgehen. Mir war von Anfang an bewusst, dass sich immer alles um Freddie drehen würde und deshalb war ich auch dafür, ihn sofort einzubauen. Es gibt bei den Konzerten Momente, wo Freddies Stimme durchdringt oder du ihn auf der Leinwand siehst. Das finde ich sehr okay und es ist auch mir wichtig, dass wir ihm die gebührende Ehre erweisen.
"Krone": Hast du dich am Anfang davor gefürchtet, dass die Fans dich vielleicht nicht akzeptieren würden?
Lambert: Es gab anfangs schon einen Moment, wo mir das in den Sinn kam, aber nach den ersten paar Liveshows fanden wir heraus, dass es eigentlich ganz wunderbar funktioniert. Das ist eine Möglichkeit, die man nur einmal im Leben bekommt, ich musste da einfach zuschlagen.
"Krone": Wo sind eigentlich die größten Unterschiede bei der Zusammenarbeit mit Bryan und Roger von Queen auf der einen, und einem Top-Produzenten wie Max Martin, der dich solo unterstützt, auf der anderen Seite?
Lambert: Queen ist eine Classic-Rock-Band mit einer unglaublichen Vergangenheit und Geschichte, die sich über mehr als 40 Jahre zieht. Ich liebe es einfach, weil sie aus einer Ära kommen, die es so heute gar nicht mehr gibt. Die 70er- und 80er-Jahre waren ein bestimmter Moment in der Rock-'n'-Roll-Geschichte, den man so nicht wiederbringen kann. Sie sind die Sachen einfach ganz anders angegangen und ich habe viel daraus gelernt. Max Martin ist dafür von der neuen Schule, der geht eben modern an die Arbeit heran. Das Schöne daran ist, dass ich von beiden extrem viel lerne und dadurch einen Einblick in verschiedene Epochen der Rockgeschichte kriege.
"Krone": Gibt es zwischen dir, dem Jungen aus dem sonnigen San Diego, und den Briten von Queen auch mal kulturelle Unterschiede?
Lambert: Auf jeden Fall, aber das genieße ich, weil ich auch in dem Bereich irrsinnig viel lerne. Ich war immer ein großer Fan des britischen Humors, ihrer Filme und der Musik. Ich genieße die Zeit in England, fühle mich hier auch sehr wohl.
"Krone": Was ist eigentlich mit dem Duett mit Robbie Williams? Er hat unlängst verlautbart, dass er gerne mit dir zusammenarbeiten würde.
Lambert: (lacht) Ich glaube nicht, dass das so schnell was wird. Robbie wurde in einem Interview auf mich angesprochen und hat gesagt, dass er meine Arbeit mag und schätzt – alles andere haben dann andere Leute hineininterpretiert. (lacht) Aber ich fühlte mich natürlich extrem geehrt, ich liebe diesen Typen. Aber wer weiß? Vielleicht kommt da ja noch was...
Zuvor kommt Adam Lambert jedenfalls live nach Österreich. Am 2. Mai im Zuge seiner "Original High"-Tour solo in den Wiener Gasometer, nur wenige Wochen später, am 25. Mai, mit Queen zum "Steel City Festival" im Linzer Stadion, wo auch Wanda und Co. auftreten werden. Tickets für die Shows erhalten sie unter www.adamofficial.com und www.queenonline.com.
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