Immer für sieben

Ford Galaxy: Platz ist in der größten Hütte

Motor
20.12.2015 16:59

Mein alter Computer war praktisch - bis das Windows hochgefahren war, konnte ich mir einen Kaffee holen gehen. Ähnlich ist es bei der Heckklappe des Ford Galaxy, aber ungeduldige Zeitgenossen werden ohnehin zum sportlichen Bruder namens S-Max greifen. Beim Galaxy ist der Name Programm: Er ist ein Raumschiff, das ausschließlich als Siebensitzer angeboten wird.

(Bild: kmm)

Und das ist wörtlich zu nehmen, nicht nur im Notfall, denn auch in Reihe drei lässt es sich menschenwürdig reisen, wenn man nicht gerade über 1,80 Meter misst. Allerdings reist ganz hinten irgendwie die Angst mit, dass jemand das Stauende übersieht und man selbst Knautschzone spielt. Aber das ist bei allen Siebensitzern dieser Größenordnung so.

Easy-Entry-Zugang für Platz sechs und sieben, verschiebbare Einzelsitze in der zweiten Reihe, die serienmäßig auf Knopfdruck einzeln wegklappen. Für die Sessel in der dritten gibt es das optional - und die richten sich dann auch wieder auf. Liegt alles flach, ist die Ladefläche völlig eben und bietet 2339 Liter Volumen (1301 Liter mit aufgestellter 2. Reihe, 300 Liter mit allen Sitzen).

Die opulenten Platzverhältnisse ganz vorn auf den höchst bequemen Sitzen, die bereits beschriebenen Rücksitze und eine höchst solide Lederausstattung machen den Testwagen zum veritablen Business-Class-Gleiter. Dazu passt auch die hervorragende Geräuschdämmung, die auch den Zweiliter-Vierzylinder-Diesel umfasst. Alles klingt und wirkt höchst solide wie für die Ewigkeit gemacht. Der schlüssellose Zugang funktioniert wie bei den Premiummarken, also ohne dass man am Türgriff ein Knöpfchen drücken müsste, und sogar an den hinteren Türen, wo man sich etwa bei BMW die Sensoren mittlerweile teilweise spart.

Für den soliden Fahrkomfort hat Ford ein aufwendiges Fahrwerk verbaut, zu dem eine Integrallenkerhinterachse gehört. Ein Segen vor allem für die Passagiere im hinteren Teil des Fahrzeuges, wo man (auf schlechten Straßen) am schnellsten merken würde, wenn der Hersteller gespart hat.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Bei der Bedienung setzt der Testwagen auf einen in die Mittelkonsole integrierten 8-Zoll-Touchscreen, was einen aufgeräumten Eindruck macht. Die Schaltflächen auf dem Display sind aber eher klein und wollen exakt getroffen sowie fest gedrückt werden. Abstriche in der B-Note gibt's für das optionale Navigationssystem, das zwar faktisch gute Dienste leistet, aber von der gemütlichen Sorte ist- so kann man beim Zoomen den Grafik-Segmenten einzeln zuschauen, bis sie die Karte wieder zusammengesetzt haben. Ziele kann man per Sprachsteuerung eingeben, was aber auch bei Ford insgesamt zu umständlich ist.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Digital geht es (im Testwagen mit Titanium-Ausstattung) auch beim Kombiinstument zu, das aus einem 10 Zoll großen TFT-Farbdisplay besteht. Das macht optisch viel her, ist aber so überladen, dass die Hauptfunktionen leider schlecht ablesbar sind - die Zeiger für Tacho und Drehzahlmesser werden nur als Stummel dargestellt.

Allradantrieb - seltenes Gut in dieser Klasse
Beim Fahren gibt sich der Galaxy Ford-typisch keine Blöße. Das Fahrwerk ist komfortabel abgestimmt, wirkt aber in keiner Weise schwammig, auch wenn sich die Karosserie in schnell gefahrenen Kurven deutlich neigt. Die elektromechanische Lenkung gibt ausreichend Rückmeldung für entspanntes, sicheres und zügiges Fahren. Ab Anfang 2016 ist eine sehr empfehlenswerte Adaptivlenkung verfügbar, die ich bereits im Vorserienzustand testen konnte. Schon jetzt erhältlich ist ein intelligenter Allradantrieb - kein sehr häufiges Feature unter den Vans.

Der 150 PS starke Dieselmotor macht die eigentlich recht zierlichen 1738 kg Leergewicht zwar nicht vergessen, lässt aber nicht ständig den Wunsch nach mehr Leistung aufkommen - höchstens nach mehr Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen und nach einer kürzeren Übersetzung des Sechsgang-Schaltgetriebes. Das maximale Drehmoment von 350 Nm ist bei 2.000/min. erreicht, ab 1.500/min. rührt sich was. Einen Hinweis darauf, wie lang das Getriebe übersetzt ist, mag der Schaltratgeber bieten: Bei Tempo 50 im dritten Gang rät er noch nicht zum Hochschalten. Mit einem 0-100-Sprintwert von 12,2 Sekunden kann man leben, der Testverbrauch von 8,5 l/100 km ist ein wenig hoch - immerhin 57 Prozent über dem Normverbrauch.

Assistenten gibt es jede Menge, vom autonomen Einparken über den Adaptivtempomaten (mit abschaltbarer Adaptiv-Funktion) bis hin zum aktiven Spurhalteassistenten, der wahlweise warnt und/oder in die Lenkung eingreift. Warum der nicht ganz deaktivierbar ist, erschließt sich mir allerdings nicht.

Unterm Strich
Wer oft mit viel Gepäck oder vielen Passagieren unterwegs ist, aber nicht gleich zu VW T7 & Co greifen will, ist beim 4,85 m langen Ford Galaxy richtig. Wer Allradantrieb will, erst recht. Der Wagen ist eine rundum stimmige Erscheinung, vom "Aston Martin"-Kühlergrill bis zum fast gerade geschnittenen Heck. Ab 38.100 Euro bekommt man ihn, den großen Ford; dann mit 120-PS-Benziner und durchaus ansprechender Basisausstattung inklusive Zweizonenklimaautomatik. Der Test-Galaxy mit einer ganzen Reihe Extras kommt auf 53.000 Euro. Übrigens: Wer Allradantrieb und Automatik will, kommt um den stärkeren Diesel mit 180 PS und die Titanium-Ausstattung nicht herum. Da ist dann auch die elektrisch betätigte Heckklappe an Bord.

Warum?

  • Sehr solides, komfortables Raumfahrzeug
  • Sehr großer, sehr variabler Innenraum

Warum nicht?

  • Motor bei niedrigen Drehzahlen etwas schwachbrüstig, lange Übersetzung

Oder vielleicht …

… VW Sharan, Seat Alhambra, Renault Espace, BMW 2er Grand Tourer

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(Bild: KMM)



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