7-Stunden-Odyssee

Syrer schwamm 8 km durchs Meer nach Griechenland

Ausland
22.12.2015 21:48

Die unglaubliche Geschichte des syrischen Flüchtlings Ameer Mehtr sorgt weltweit für Aufsehen. Weil ihm die Kosten für einen Schlepper zu hoch waren, soll er sich im September dazu entschlossen haben, von der Türkei aus durchs Ägäische Meer nach Griechenland zu schwimmen. Seinen Angaben zufolge kam er nach acht Kilometern und sieben Stunden gesund, aber erschöpft auf der Insel Samos an. Mittlerweile hat er Zuflucht in einem schwedischen Asylzentrum gefunden. Seine Erlebnisse erzählte er nun der britischen "Sunday Times".

Nach einem Bombenangriff wollte Mehtr aus seiner Heimatstadt Damaskus fliehen. "Die Chance auf eine sichere Zukunft sah ich nur in Europa", zitierte ihn die Zeitung. Die Odyssee des Studenten, dessen Alter wegen fehlender Dokumente unklar sei, begann schließlich im September im türkischen Ort Guzelcamli. Seine Ausrüstung, mit der er die gefährliche Reise über Wasser nach Griechenland bewältigen wollte, bestand laut eigener Aussage lediglich aus einer Badehose, einer Kappe, einer Schutzbrille und einer Nasenklammer.

"Glaubte, dass ich sterben muss"
Um von der türkischen Polizei nicht aufgegriffen zu werden, setzte er sich nachts in Bewegung. Immer wieder musste der Syrer dabei gegen Sturm und meterhohe Wellen ankämpfen. "Ich glaubte, dass ich sterben muss", wird Mehtr in der britischen Zeitung zitiert. Aber er gab nicht auf. "Ich hatte nur den Blick auf die Klippen im Visier und habe mir ständig eingeredet, dass Europa meine Zukunft ist."

Datteln gegen den Hunger 
Seinen guten konditionellen Zustand hat er seinem früheren Kickbox-Training zu verdanken, schwimmen lernte er bereits im Alter von fünf Jahren. Kurz war er sogar im syrischen Schwimm-Nationalteam. Damit er im Wasser bei Kräften blieb, ernährte er sich von Datteln, die er auf seiner Schulter befestigt hatte. Seine letzten Habseligkeiten trug er um die Taille: ein paar Kleidungsstücke und Foto-Speicherkarten zur Erinnerung. Nach sieben Stunden und einer Strecke von acht Kilometern kam er schließlich auf der Insel Samos an.

In Griechenland als Flüchtling registiert
Doch damit war sein Leidensweg noch lange nicht vorbei. Es folgte ein weiterer 7,5 Stunden langer Fußmarsch zum Hafen. Dort wurde er offiziell als Flüchtling registriert, und so konnte er einen Tag später seine Reise im Zug quer durch Europa fortsetzen. Nach einem Monat kam er in Schweden an. Dort fand er in einem Asylzentrum Aufnahme. Allerdings ist diese zeitlich begrenzt, wodurch seine Zukunft in Europa noch völlig ungewiss ist.

Trotzdem würde er die gefährliche Reise jederzeit wieder machen. "Wenn ich in Syrien geblieben wäre, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben", so Mehtr, der bei einem Bombenangriff seine gesamte Familie verloren hatte. Im Internet gibt er Flüchtlingen Tipps, wie man den Übergang von der Türkei nach Griechenland schwimmend bewältigen kann. "Doch im Moment will niemand schwimmen, da das Wasser zu kalt ist", sagte Mehtr.

Aus dem Video-Archiv: Rotkreuz-Bilanz - "Asylsystem funktioniert nicht"

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