Wegen Flüchtlingen
Sorge vor wachsender Gewalt gegen Juden
Viele Migranten kommen mit Sexismus und Antisemitismus im Gepäck in Europa an: Diese Sorge hat zuletzt die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer im "Krone"-Interview zum Ausdruck gebracht. Während Sexismus in Verbindung mit der aktuellen Flüchtlingswelle nach den Sex-Attacken gegen Frauen in Köln und anderen europäischen Städten derzeit in aller Munde ist, scheint nun auch das Thema Antisemitismus an Brisanz zu gewinnen: Binnen kurzer Zeit wurden gleich zwei Übergriffe von Muslimen auf Juden gemeldet - zumindest in einem Fall waren die Täter Flüchtlinge.
"Rassistischer Übergriff am Fährbahnhof in Puttgarden auf der Insel Fehmarn", berichtete die "Bild"-Zeitung am Sonntag: Zwei Flüchtlinge aus Syrien bzw. Afghanistan waren dem Bericht zufolge am Samstag auf einen Juden aus Frankreich losgegangen. Das Duo beschimpfte, bedrängte und beraubte den 49-jährigen Geschäftsmann, der eine Kippa trug und somit deutlich als Jude zu erkennen war.
Die Migranten hätten den Mann laut Polizei zunächst als "Ehud" (Arabisch: Jude) beschimpft, zu Boden gestoßen, getreten und dann eine Tasche mit Bargeld, Handy, Bankomatkarte und Zugticket geraubt. Die Flüchtlinge stiegen nach der Straftat in einen Zug, mit dem sie in eine Asyl-Erstaufnahmeeinrichtung fahren wollten, wurden aber noch während der Zugfahrt von Polizeibeamten festgenommen.
Juden in Marseille mit Machete attackiert
Zu einem zweiten Zwischenfall kam es dann am Montag in Frankreich: In der Hafenstadt Marseille wollte ein Muslim Juden in unmittelbarer Nähe einer Synagoge mit einer Machete attackieren. Ein Lehrer, der den Angreifer abwehrte, sei bei dem Vorfall leicht verletzt worden, hieß es.
Der Mann sei Opfer eines empörenden antisemitischen Angriffs geworden, schrieb Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve auf Twitter.
Der Täter - ein 16 Jahre alter, laut unbestätigten Berichten "geistig verwirrter" Muslim - konnte festgenommen werden. Der Angreifer soll bei seiner Festnahme laut einem Bericht der Regionalzeitung "La Provence" mit neuen Versuchen gedroht haben, Menschen jüdischen Glaubens zu ermorden. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Verfahren wegen Mordversuchs ein.
Die Angriffe auf Juden durch Muslime erfolgen zu einem Zeitpunkt, an dem der Schock über die massiven Sex-Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in europäischen Städten bei vielen Europäern noch tief sitzt. Neben Sexismus und Homophobie wurden im Zuge der aktuellen Flüchtlingswelle aber auch in der Frage des "muslimischen Judenhasses" zuletzt warnende Stimmen lauter. Mit der Zahl der Flüchtlinge wächst auch die Angst vor der arabisch-stämmigen Judenfeindlichkeit.
Antisemitismus unter Flüchtlingen "nicht unterschätzen"
"Wir sollten nicht unterschätzen, wie weit der Antisemitismus unter arabischen Flüchtlingen reicht", hatte etwa der Kolumnist Jan Fleischhauer im Nachrichtenmagazin "Spiegel" Ende des Vorjahres zu bedenken gegeben. Und auch Josef Schuster vom Zentralrat der Juden in Deutschland hatte im November erklärt: "Viele der Flüchtlinge fliehen vor dem Terror des Islamischen Staates und wollen in Frieden und Freiheit leben, gleichzeitig aber entstammen sie Kulturen, in denen der Hass auf Juden und die Intoleranz ein fester Bestandteil ist."
Oskar Deutsch, der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Wien, mahnte anlässlich eines Seminars im vergangenen November ebenfalls, dass ein Teil der Flüchtlinge, die jetzt aus dem Nahen Osten nach Europa kommen, "von klein auf - sei es durch die Erziehung oder Medien - Antisemitismus mitbekommen". Der muslimische Antisemitismus sei "viel gefährlicher" als jener der europäischen Rechtspopulisten, so Deutsch, da der verbale Hass zu "Verbrechen aus Hass" führe.
"Importierter Antisemitismus"
"Das ist der neue, der importierte Antisemitismus", hatte auch der Historiker Klaus Manfrass im Vorjahr nach dem blutigen Anschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" gewarnt. Und weil die Problematik dieses neu geformten Judenhasses fast deckungsgleich sei mit der Problematik der muslimischen Einwanderung, werde sie tabuisiert. Auch Juden in Großbritannien, wo sich antisemitische Übergriffe in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt haben, "fürchten sich vor der Zuwanderung aus Ländern, in denen Antisemitismus Staatspolitik ist und kulturelle Akzeptanz erfährt", sagte Jonathan Sacerdoti, Pressesprecher der Campaign Against Antisemitism (Kampagne gegen Antisemitismus).
Das Thema "arabisch-stämmiger Antisemitismus" im Kontext mit der Flüchtlingsproblematik dürfe jedenfalls nicht ausgegrenzt werden: "Es ist eine Illusion, dass alle, die in Deutschland Schutz und Zuflucht suchen, unser Wertesystem respektieren wollen", hieß es dazu vor Kurzem in einem Beitrag beim Polit-Magazin "Cicero".
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