Touristen getötet

Attentäter von Istanbul gehörte zu Terrormiliz IS

Ausland
13.01.2016 09:12

Der Selbstmordattentäter von Istanbul war Mitglied der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat. Das gab der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Dienstagnachmittag bekannt. Bei dem Anschlag wurden mindestens zehn Menschen getötet, darunter nach Angaben des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier acht Deutsche. Neun weitere Deutsche seien zum Teil schwer verletzt worden. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte den Anschlag einen "mörderischen Akt".

Bei dem Anschlag in der Istanbuler Innenstadt am Dienstagvormittag wurden zehn Menschen getötet, 15 weitere verletzt. Aus dem Wiener Außenministerium hieß es, bisher gebe es keine Informationen, dass sich unter den Opfern auch Österreicher befinden. Zu der Explosion war es auf dem bei Touristen beliebten Sultanahmet-Platz nahe der Blauen Moschee und der Hagia Sophia gekommen. Die Polizei sperrte das Gebiet umgehend ab, Krankenwagen rasten zum Ort des Geschehens.

Als Selbstmordattentäter sei ein 1988 geborener Syrer identifiziert worden, sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Bereits kurz nach der Explosion hatte ein Vertreter der türkischen Regierung einer Nachrichtenagentur gesagt: "Wir vermuten einen terroristischen Hintergrund." In Sicherheitskreisen war der IS bereits kurz nach dem Attentat als Urheber des Anschlags vermutet worden. Laut dem türkischen Vizepremier Numan Kurtulmus war der Attentäter erst vor Kurzem aus Syrien in die Türkei eingereist. Er sei nicht auf der Liste verdächtiger Extremisten gestanden.

(Bild: AP, Grafik: APA)
(Bild: AP)
(Bild: AP)
(Bild: AP)

Am Mittwoch wurden im Zusammenhang mit dem Anschlag in Instanbul auch drei russische Staatsbürger mit angeblichen Verbindungen zur Extremistenmiliz festgenommen. Die Polizei habe in deren Unterkunft in der Mittelmeerstadt Antalya zahlreiche Dokumente und CDs sichergestellt, meldete die Dogan News Agency. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge hat das russische Konsulat die Festnahmen bestätigt.

Augenzeugen sprachen von großem Feuerball
Kurz nach dem Anschlag am Dienstag hatten türkische Medien Augenzeugen zitiert, denen zufolge es sich bei der Explosion um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe. Laut einem Reporter der Zeitung "Cumhurriyet" zündete der Attentäter seinen Sprengsatz um 10.18 Uhr Ortszeit (9.18 Uhr MEZ) vor einem Obelisken auf dem früheren Pferderennplatz (Hippodrom), als sich dort gerade eine deutsche Reisegruppe aufhielt. Der ägyptische Obelisk befindet sich in der Nähe der weltberühmten Hagia Sophia, der Blauen Moschee und des Deutschen Brunnens - einige der beliebtesten Touristenattraktionen der Türkei.

Augenzeugen berichteten von einem großen Feuerball. Ein auf Twitter veröffentlichtes Foto zeigt den Moment der Detonation, die noch in einigen Kilometern Entfernung zu hören war.

"Explosion in touristischem Zentrum von Istanbul", titelte die auch Nachrichtenagentur AFP auf Twitter.

Regierung verhängt Nachrichtensperre
Die Regierung in Ankara hat nach dem Anschlag eine Nachrichtensperre verhängt. Zur Begründung teilte die Medienaufsicht RTÜK mit, ein solcher Schritt sei laut Gesetz möglich, wenn er der "nationalen Sicherheit" diene. Eine Moderatorin von CNN Türk sagte, wegen der Nachrichtensperre könne der Sender nur noch eingeschränkt berichten.

(Bild: APA/AFP/STR)

Die Regierungspartei AKP erklärte: "Wir verurteilen den gemeinen Anschlag in Sultanahmet. Den Verletzten wünschen wir schnelle Genesung." Ministerpräsident Davutoglu berief nach dem Anschlag ein Krisentreffen mit Innenminister Efkan Ala, Außenminister Feridun Sinirlioglu sowie den Chefs von Geheimdienst und Polizei in Ankara ein, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu.

Merkel: Anschlag in Istanbul "mörderischer Akt"
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel verurteilte den Anschlag in Istanbul als "mörderischen Akt". "Die Terroristen sind Feinde aller freien Menschen, ja, sie sind Feinde aller Menschlichkeit", sagte sie am Dienstagabend in Berlin.

Die Kanzlerin betonte weiter: "Genau diese Freiheit und unsere Entschlossenheit, gemeinsam mit unseren internationalen Partnern, gegen diese Terroristen vorzugehen, werden sich aber durchsetzen." Wie zuvor Außenminister Steinmeier sprach auch sie von acht getöteten Deutschen. Möglicherweise könne es aber noch weitere Todesopfer geben. "Wir können zur Stunde noch nicht wissen, ob es bei dieser Zahl bleibt."

Menschen legen Blumen am Ort des Anschlag nieder. (Bild: APA/AFP/OZAN KOSE)
Menschen legen Blumen am Ort des Anschlag nieder.

Mehrere Anschläge in den vergangenen Monaten
In der Türkei wurden in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge verübt. Im Oktober wurden bei einem doppelten Selbstmordanschlag in Ankara 103 Menschen getötet. Der bisher blutigste Anschlag auf türkischem Boden wurde der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat zugeschrieben.

Am 23. Dezember wurde auf dem Istanbuler Flughafen Sabiha Gökcen bei einem Attentat ein Mensch getötet, zu der Tat bekannte sich die Kurdengruppe TAK. Im Jänner waren im Viertel Sultanahmet zwei Polizisten bei einem Anschlag verletzt worden, der der linksextremen Gruppe DHKP-C zugeschrieben wurde.

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Video: Zahlreiche Tote bei Explosion im Zentrum Istanbuls

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