Facebook will der wachsenden Zahl von Hass-Kommentaren in seinem sozialen Netzwerk mit Maßnahmen zur Förderung von Gegenrede und Dialog begegnen. "Facebook ist kein Ort für die Verbreitung von Hassrede oder Aufrufe zu Gewalt", sagte die Geschäftsführerin des US-Unternehmens, Sheryl Sandberg, am Montag in Berlin. Sie kündigte an, Facebooks technologische Expertise sowie Finanzhilfen im Kampf gegen Online-Radikalismus bereitzustellen.
Gemeinsam mit Partnern von staatlicher und zivilgesellschaftlicher Seite stellte Sandberg in der deutschen Bundeshauptstadt Facebooks europaweite "Initiative für Zivilcourage Online" vor. Die Initiative werde Nichtregierungsorganisationen, die sich gegen Extremismus einsetzen, mit rund einer Milliarde Dollar (918 Millionen Euro) fördern und in Marketingfragen beraten, teilte das Unternehmen mit.
Dabei gewonnene Erkenntnisse zum Umgang mit Online-Extremismus würden anderen zur Verfügung gestellt und die wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas gefördert. Deutschland, das nach Unternehmensangaben 27 Millionen aktive Facebook-Nutzer hat, soll dabei Hauptstandort für die europaweit geltende Plattform zur Gegenrede werden.
"Stimme des Friedens, der Wahrheit und der Toleranz"
Die intensive Debatte um die Flüchtlingskrise zeige, wie sehr die Welt inzwischen vernetzt sei, sagte Sandberg. Es brauche daher partnerschaftliches Handeln von Gesellschaft, Unternehmen und Staat, um sicherzustellen, dass "die Stimmen des Friedens, der Wahrheit und der Toleranz gehört werden".
Der am Projekt beteiligte Politikwissenschaftler Peter Neumann betonte, dass das bereits zuvor von Facebook angekündigte Löschen von Hasskommentaren binnen 24 Stunden nur ein Teil der Lösung sein könne. Um nicht in die Totalzensur abzurutschen, müsse eine Gegenöffentlichkeit im Netz geschaffen und gefördert und der Zusammenhang zwischen Online-Hass und Offline-Gewalt besser verstanden werden. Auch müssten Polizei und Geheimdienste Extremisten im Netz noch besser observieren.
Ruf nach "digitaler Zivilgesellschaft"
Laut Facebooks PR-Manager für Europa, Richard Allan, sollten in spätestens einem Jahr erste konkrete Ergebnisse vorzuweisen sein, wie Online-Extremismus effektiv bekämpft werden könne. Dabei sei es wichtig, zwischen "robuster" Kritik beispielsweise an Kriegseinsätzen und eindeutigen Hassbotschaften, die gegen Gesetze verstoßen, zu unterscheiden.
Anetta Kahane von der ebenfalls beteiligten Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich gegen Rechtsextremismus engagiert, sagte, es liege vor allem an den Nutzern, legitime von illegitimer Kritik zu unterscheiden und zu melden. Hasserfüllte Debatten im Netz seien eine "Herausforderung für die Umgangskultur unserer Zukunft", weshalb eine "digitale Zivilgesellschaft" sich diesen Raum umfassend erschließen müsse.
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