Schade! Hannes Reichelt ist bei der Kandahar-Abfahrt in Garmisch zwar schnell unterwegs gewesen, allerdings auch ausgeschieden. Österreichs Speed-Ass zeigte am Samstag eine beherzte Fahrt, fuhr aber nach der dritten Zwischenzeit am Tor vorbei. Platz eins ging an den Norweger Aleksander Aamodt Kilde - sein Premierensieg im Weltcup! Der Norweger setzte sich in Abwesenheit seines verletzten Teamkollegen Aksel Lund Svindal vor dem Slowenen Bostjan Kline (+0,22 Sekunden) und dem Schweizer Beat Feuz (+0,24) durch. Bester Österreicher war der Salzburger Patrick Schweiger als 14. (+0,85).
Reichelt ging nur eine Woche nach seinem schweren Sturz in Kitzbühel offenbar völlig unbekümmert an den Start und legte bei einem Rennen mit immer schlechter werdender Bodensicht eine starke Fahrt hin. Bei der dritten Zwischenzeit lag er nur 14 Hundertstel-Sekunden zurück, schied dann aber aus.
Reichelt: "Ärgere mich über meine Dummheit"
"Ich ärgere mich über meine Dummheit, dass ich zu gerade reingefahren bin, obwohl ich wusste, dass man runder fahren soll. Aber ich habe gedacht, ich bin langsam, ich habe mich oben nicht gut gefühlt, und deshalb riskiert. Wenn ich jetzt die Zwischenzeiten sehe, dass ich das gar nicht gemusst hätte, ärgere ich mich noch mehr. Da hat Kitzbühel wohl mein Gefühl etwas durcheinandergebracht - schade", sagte Reichelt über die Passage im Eishang, die aber mehreren Läufern Probleme bereitete.
Nach der grenzwertigen Abfahrt auf der Kitzbüheler Streif, die Svindal sowie den österreichischen Speedpiloten Max Franz, Georg Streitberger und Florian Scheiber das vorzeitige Saisonende eingebrockt hatte, wurde viel über Pistenpräparierung und Sicherheit der Läufer diskutiert. Unmittelbar umgesetzt für Garmisch wurde die Zumischung einer purpurfarbenen fluoreszierenden Farbe bei der Markierung, die jedoch nicht wirklich sichtbar war.
Marsaglia nützt besser werdende Sicht zu Platz sechs
Die Bodensicht war abermals schwierig, der Hang liegt im Schatten, da half auch das schönste Winterwetter nicht viel. Gefahren wurde verändert zum einzigen Training am Donnerstag auf gefrorenem Frühlingsschnee. Es war speziell im unteren Teil eine ruppige Angelegenheit. Bei den hohen Nummern kam dann Sonne in die Piste, was der Italiener Matteo Marsaglia mit Nummer 52 zu Platz sechs nützte.
Kilde: "Ich bin voll ans Limit gegangen"
Kilde sorgte für den 16. Saisonsieg der norwegischen Skiherren nach sieben Erfolgen von Svindal, sechs von Henrik Kristoffersen und zwei von Kjetil Jansrud. Er war in diesem Winter als Dritter im Super-G von Gröden hinter Svindal und Jansrud bereits einmal in seiner Karriere auf dem Podest gewesen. "Nach oft schon guten Teilzeiten und auch etwas Pech ist es mir diesmal gelungen. Ich bin voll ans Limit gegangen, habe keinen Fehler gemacht. Es ist unglaublich", meinte Kilde, der mit Startnummer 30 gefahren war.
Kline: "Nicht gedacht, dass für mich so viel möglich ist"
Bis dahin hatte Kline geführt und auf seinen Premierenerfolg gehofft, er hatte als bestes Ergebnis einen 13. Platz von der Abfahrt im Dezember 2014 in Santa Caterina zu Buche stehen. "Ich habe nicht gedacht, dass für mich so viel möglich ist. Ich bin sehr zufrieden und hatte mit meiner Startnummer sicher auch noch bessere Sicht", sagte der Mann aus Maribor. Im Abfahrts-Weltcup liegt der Südtiroler Peter Fill noch 121 Zähler hinter Svindal, der Kitz-Sieger wurde in Garmisch Elfter.
Baumann: "Ich habe unten eine Kurve komplett verpasst"
Die ersatzgeschwächten Österreicher waren von Spitzenplätzen weit weg, Schweiger hatte als 14. aber nur 0,85 Sekunden Rückstand, Baumann als 16. 0,91. "Ich habe unten eine Kurve komplett verpasst, das war ein Riesenfehler. Es wäre ein super Ergebnis geworden", sagte der Tiroler Baumann, der vergangenes Jahr hinter Reichelt Zweiter geworden war.
Zum übrigens dritten Mal in dieser Saison war direkt vor Baumann ein Läufer gestürzt, diesmal Johan Clarey, der nach ersten Erkenntnissen unverletzt blieb. "Nach dem, was in dieser Saison schon alles passiert ist, ist das alles schon belastend", sagte Baumann. "Die Piste war noch total okay, aber es war schwierig, weil es unruhig war. Ich habe gewusst, dass ein bisserl was möglich ist, weil viele keinen optimalen Lauf gehabt haben", erklärte Schweiger.
Striedinger erleidet Muskelfaserriss im Bizeps
Glück hatte Otmar Striedinger (28.), der mit der Schulter ein Tor abräumte und sich einen Muskelfaserriss im Bizeps zuzog. Er wird die Reise zu den nächsten Speed-Rennen nach Südkorea aber antreten können. Vincent Kriechmayr (41.) laboriert indes an den Nachwirkungen eines Hexenschusses.
Das Ergebnis:
1. A. Aamodt Kilde (NOR) 1:55,28 Minuten
2. Bostjan Kline (SLO) +0,22 Sekunden
3. Beat Feuz (SUI) +0,24
4. Christof Innerhofer (ITA) +0,25
5. Adrien Theaux (FRA) +0,29
6. Travis Ganong (USA) +0,65
6. Matteo Marsaglia (ITA) +0,65
8. Andreas Sander (GER) +0,69
8. Andrej Sporn (SLO) +0,69
10. Steven Nyman (USA) +0,75
11. Peter Fill (ITA) +0,79
12. Benjamin Thomsen (CAN) +0,83
13. Dominik Paris (ITA) +0,84
14. Patrick Schweiger (AUT) +0,85
15. David Poisson (FRA) +0,88
16. Romed Baumann (AUT) +0,91
17. Andrew Weibrecht (USA) +0,92
17. Kjetil Jansrud (NOR) +0,92
19. Andreas Romar (FIN) +1,02
20. Jared Goldberg (USA) +1,22
21. M. Osborne-Paradis (CAN) &nbs; +1,32
22. Guillermo Fayed (FRA) +1,35
23. Wiley Maple (USA) +1,44
24. Maxence Muzaton (FRA) +1,47
25. Mattia Casse (ITA) +1,48
26. Carlo Janka (SUI) +1,49
27. Johannes Kröll (AUT) +1,55
28. Otmar Striedinger (AUT) +1,57
29. Blaise Giezendanner (FRA) +1,58
30. Klaus Kröll (AUT) +1,69
Weiters:
31. Frederic Berthold (AUT) +1,99
41. Vincent Kriechmayr (AUT) +3,16
Ausgeschieden u.a.: Hannes Reichelt, Christian Walder (beide AUT), Erik Guay (CAN), Johan Clarey (FRA)
Der Stand im Gesamt-Weltcup:
1. Marcel Hirscher (AUT) 969
2. Aksel Lund Svindal (NOR) 916
3. Henrik Kristoffersen (NOR) 871
4. Kjetil Jansrud (NOR) 635
5. Peter Fill (ITA) 454
6. Adrien Theaux (FRA) 448
7. Victor Muffat-Jeandet (FRA) 440
8. Felix Neureuther (GER) 431
9. Alexis Pinturault (FRA) 413
10. Dominik Paris (ITA) 370
11. Hannes Reichelt (AUT) 353
12. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 346
13. Carlo Janka (SUI) 328
14. Vincent Kriechmayr (AUT) 313
15. Andrew Weibrecht (USA) 303
Weiters:
18. Romed Baumann (AUT) 273
23. Max Franz (AUT) 213
29. Matthias Mayer (AUT) 172
41. Marco Schwarz (AUT) 140
43. Manuel Feller (AUT) 134
49. Klaus Kröll (AUT) 114
52. Georg Streitberger (AUT) 108
57. Philipp Schörghofer (AUT) 98
57. Marc Digruber (AUT) 98
57. Otmar Striedinger (AUT) 98
63. Patrick Schweiger (AUT) 84
76. Roland Leitinger (AUT) 66
88. Christoph Nösig (AUT) 47
90. Christian Hirschbühl (AUT) 45
105. Michael Matt (AUT) 23
119. Reinfried Herbst (AUT) 13
122. Johannes Kröll (AUT) 12
128. Niklas Köck (AUT) 9
Der Stand im Abfahrts-Weltcup:
1. Aksel Lund Svindal (NOR) 436
2. Peter Fill (ITA) 315
3. Adrien Theaux (FRA) 269
4. Guillermo Fayed (FRA) 247
5. Hannes Reichelt (AUT) 228
6. Kjetil Jansrud (NOR) 227
7. Carlo Janka (SUI) 216
8. Christof Innerhofer (ITA) 215
9. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 187
10. Travis Ganong (USA) 169
11. Beat Feuz (SUI) 164
12. Dominik Paris (ITA) 152
13. David Poisson (FRA) 149
14. Vincent Kriechmayr (AUT) 144
15. Erik Guay (CAN) 137
Weiters:
17. Romed Baumann (AUT) 123
18. Max Franz (AUT) 116
21. Klaus Kröll (AUT) 107
26. Otmar Striedinger (AUT) 78
31. Matthias Mayer (AUT) 42
33. Georg Streitberger (AUT) 33
37. Patrick Schweiger (AUT) 29
43. Johannes Kröll (AUT) 12
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