IS-Terror in Syrien
Doppelanschlag bei Schiiten-Schrein: Über 70 Tote
Bei einem Doppelanschlag nahe einer schiitischen Pilgerstätte in Syrien sind am Sonntag nach Angaben von Aktivisten mehr als 70 Menschen, darunter fünf Kinder, getötet worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte, habe sich ein Selbstmordattentäter mit einem Auto beim Schrein von Sayeda Zeinab im Süden der Hauptstadt Damaskus in die Luft gesprengt. Ein weiterer Attentäter habe seinen Sprengstoffgürtel gezündet, als sich zahlreiche Menschen an Ort und Stelle versammelten.
Die syrischen Staatsmedien hatten zuvor berichtet, dass bei dem Anschlag mehr als 50 Menschen getötet und mehr als 100 weitere Personen verletzt wurden. Die sunnitische Dschihadistenmiliz Islamischer Staat bekannte sich zu dem Blutbad. In einer am Sonntag im Internet verbreiteten Erklärung hieß es, zwei "Soldaten des Kalifats" hätten einen "Märtyrer-Einsatz in einem Nest der Ungläubigen" in Sayeda Zeinab verübt.
Die Sayeda-Zeinab-Moschee beherbergt das Grab einer Enkelin des Propheten Mohammed und ist eine wichtige Pilgerstätte schiitischer Muslime. Das Heiligtum war bereits im vergangenen Februar Ziel eines Anschlags gewesen, als sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft sprengten und vier Menschen mit sich in den Tod rissen. Im gleichen Monat starben bei einem Anschlag auf einen Pilgerbus auf dem Weg nach Sayeda Zeinab neun Menschen. Zu der Tat bekannte sich die mit dem sunnitischen Terrornetzwerk Al-Kaida verbündete Al-Nusra-Front, die wie der IS im syrischen Bürgerkrieg kämpft.
Friedensgespräche schon vor Start auf Messers Schneide
Der Terroranschlag überschattet auch die Syrien-Friedensgespräche in Genf, die am Montag begonnen haben. Sie stehen von Beginn an unter keinem guten Stern, denn bereits im Vorfeld überhäuften sich die Delegationen mit Vorwürfen. Das wichtigste syrische Oppositionsbündnis drohte kurz nach der Ankunft seiner Vertreter in Genf am Samstagabend bereits wieder mit der Abreise. Es machte ein Ende der "Verbrechen" der syrischen Regierung zur Vorbedingung für Verhandlungen.
Durch ihre verspätete Anreise zu den Gesprächen habe die wichtigste Oppositionsgruppe, das Hohe Verhandlungskomitee (HNC), den Konferenzbeginn verschleppt, das sei ein Zeichen für mangelnde Ernsthaftigkeit, sagte wiederum der Leiter der Regierungsdelegation, Syriens UNO-Botschafter Bashar al-Jaafari. Die HNC-Vertreter waren erst nach langem Zögern am Samstagabend in Genf eingetroffen.
UNO: Keine Amnestie für Kriegsverbrechen
Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al Hussein, stellte klar, dass es im Zuge der Verhandlungen zu keiner Amnestie bei Kriegsverbrechen kommen dürfe. "Im Fall von Syrien erinnern wir alle daran, dass es keine Amnestie geben darf, wenn Anschuldigungen die Schwelle zu Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit erreichen", sagte Seid. In der von Regierungstruppen eingeschlossenen Stadt Madaja hungerten die Menschen, sagte Seid und verwies auf die Belagerung von 15 weiteren Orten in Syrien. "Sollte dies vor Gericht bewiesen werden, dann ist das nicht nur ein Kriegsverbrechen, sondern ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit."
Die Konfliktparteien sollen in Genf nicht gemeinsam an einem Tisch sitzen, sondern in getrennten Sälen - UNO-Vermittler sollen zwischen ihnen hin- und herpendeln. Angesichts von bisher mehr als 260.000 Toten in dem Bürgerkrieg wäre schon das Zustandekommen der Gespräche ein Erfolg.
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