Hunderte Verletzte
Nach Erdbeben in Taiwan noch 120 Menschen vermisst
Einen Tag nach dem Erdbeben im Süden Taiwans ist die Zahl der Toten auf 29 gestiegen. Die Rettungskräfte suchten am Sonntag in der Stadt Tainan weiter nach rund 120 Vermissten in den Trümmern. Etwa 500 Menschen wurden verletzt, rund 100 von ihnen werden noch in Krankenhäusern behandelt. Das Beben der Stärke 6,4 hatte in der Nacht auf Samstag mehrere Wohnhäuser in Tainan einstürzen lassen.
Nach Angaben der Rettungskräfte wurden mehr als 200 Menschen aus den Trümmern des Wei-Kuan-Hochhauses gerettet, das komplett auf die Seite stürzte. Die meisten Verschütteten in dem Wohnkomplex werden in den zerstörten unteren Stockwerken vermutet, zu denen sich die Rettungskräfte nur schwer Zugang verschaffen konnten.
In der Zwei-Millionen-Metropole Tainan blieben die zumeist kleineren Häuser unbeschädigt, doch wurden mehrere höhere Häuser schwer beschädigt oder stürzten ein. Die Behörden planen eine Untersuchung, ob es Mängel in der Struktur oder Bauweise gab.
Die Rettungskräfte waren im Dunkeln mit Scheinwerfern im Einsatz, um in den Trümmern nach weiteren Überlebenden zu suchen. Mit Leitern, Kränen und Baggern versuchten sie, in die völlig zerstörten Wohnungen zu gelangen. Wegen Einsturzgefahr wurden mehr als 400 Menschen bei Evakuierungen in Sicherheit gebracht. Das Militär richtete vorübergehend Lager mit 1200 Betten ein.
"Häuser haben geschwankt"
"Ich habe Häuser gesehen, die nach oben und unten, und nach links und rechts geschwankt sind", sagte ein Bewohner des umgestürzten Hochhauses dem Fernsehsender SET TV. Eine Frau berichtete, sie habe mit einem Hammer ihre verbogene Wohnungstür aufgebrochen, um ins Freie zu gelangen. Ein Mann sagte der Zeitung "Apple Daily", er habe Kleidungsstücke zusammengeknotet, um sich von seiner Wohnung im neunten Stock in den sechsten Stock abzuseilen.
Im Wei-Kuan-Hochhaus lebten nach offiziellen Angaben mehr als 250 Menschen. Taiwans Innenminister Chen Wei Jen sagte, dass sich zum Zeitpunkt des Bebens sogar noch mehr Menschen in dem Haus aufgehalten haben könnten, da kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest viele Menschen bei Verwandten zu Besuch seien.
Auch Regierungschef Chang San Cheng eilte zur Unglücksstelle. Eine ältere Frau berichtete ihm unter Tränen, dass ihr Sohn, ihre Schwiegertochter und ihre Enkelkinder im 15. Stock verschüttet worden seien, wie "Apple Daily" berichtete.
In der ganzen Stadt wurden nach Behördenangaben mehr als 300 Menschen verletzt. 60 von ihnen wurden ins Krankenhaus gebracht. Aus den Trümmern eines siebenstöckigen Hauses, das ebenfalls einstürzte, wurden mindestens 30 Menschen geborgen.
Madonna von Beben überrascht
Das Beben der Stärke 6,4 überraschte auch Superstar Madonna und ihre Musiker, die in Taiwan auf Tournee sind. Ihr Manager Guy Oseary schrieb aus Taipeh auf Instagram: "Wir sind alle ok... Hoffe, dass es vorbei ist."
Madonna selbst beschrieb das Erdbeben als "furchterregend". Bei ihrem zweiten Konzert am Samstag in Taipeh, wo die Sängerin im Hotel die Erdstöße miterlebte, sprach sie den Familien der Todesopfer ihr Beileid aus.
Das Zentrum des Bebens lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS 39 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Kaohsiung.
Taiwan wird immer wieder von Erdbeben erschüttert, weil die Insel in der Nähe einer Bruchstelle zweier tektonischer Platten liegt. Bei einem Erdbeben der Stärke 7,6 waren im September 1999 rund 2400 Menschen ums Leben gekommen. Im Juni 2013 starben vier Menschen bei einem Beben der Stärke 6,3.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.