In Gestein aus dem Erdmantel hat ein internationales Forscherteam Zellen entdeckt. Noch ist unklar, um was es sich handelt, aber die Entdeckung erweitert das Spektrum der ungewöhnlichen Bedingungen, unter denen Leben existieren kann.
Als Wissenschaftler des International Ocean Discovery Program im Dezember vergangenen Jahres von einer Expedition zum Atlantis-Massiv mitten im Atlantik zurückkehrten, brachten sie eine kleine Sensation mit. In Gestein, das aus dem Erdmantel stammt, fanden sie Zellen, wie die Eidgenössische Technische Hochschul (ETH) Zürich mitteilte.
Bohrkerne aus "Lost City" analysiert
Das Team unter der Co-Leitung von ETH-Professorin Gretchen Bernasconi-Green untersuchte Bohrkerne aus einem im Jahr 2000 entdeckten Feld mit heißen Quellen. Wegen der hohen, mystisch anmutenden Kalkschlote trägt es den Namen "Lost City", eine Referenz auf die angeblich versunkene Stadt Atlantis des gleichnamigen mythischen Inselreiches.
Weil dort Kontinentalplatten auseinanderdriften, ist Gestein aus dem Erdmantel nach oben an die Oberfläche des Meeresgrunds getreten und wurde nun genauer untersucht. Dabei stieß ein Mikrobiologe an Bord des Expeditionsschiffs im Mantelgestein auf Zellen.
Stammen vermutlich nicht aus Meerwasser
"Es könnte sich um Bakterien oder um sogenannte Archaeen (auch Archebakterien oder Urbakterien genannt) handeln, genau wissen wir das noch nicht", sagte Bernasconi-Green in einem Interview auf ETH-News. Sie unterschieden sich jedoch von den Mikroorganismen, die aus dem Meeressediment bekannt seien. Sie stammten wahrscheinlich auch nicht aus dem Meerwasser. Weitere Laboranalysen sollen nun Antworten liefern.
Die Existenz von Leben ohne Sonnenlicht war bereits bekannt, und auch Leben im Gestein hält die ETH-Geologin für möglich. Das Mantelgestein enthalte das Mineral Olivin, das sich in Verbindung mit Wasser in Serpentinit umwandle. Dabei entstünden Wasserstoff und Methan, die Mikroorganismen als Energiequelle dienen könnten.
Leben unter extrem harten Bedingungen
Ungewöhnlich ist der Fund auch, da die Bedingungen am Fundort extrem lebensfeindlich sind. Die Schlote von Lost City spucken basische Flüssigkeit aus, die es auch zähen Mikroben schwer machen dürfte, die direkte Umgebung zu besiedeln.
Dass Leben in Gestein und unter solch harten Bedingungen existiert, macht auch die Existenz von Leben auf anderen Planeten ein Stück weit wahrscheinlicher. Olivin existiert beispielsweise auch auf dem Mars und dort wurde auch Methan und Wasserstoff nachgewiesen. Jedoch wäre die Existenz von Wasser eine Grundvoraussetzung, die für den Mars noch nicht abschließend bewiesen wurde.
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