Fast genau auf demselben geografischen Breitengrad gelegen wie Mallorca, besticht Valencia durch ein ganzjährig angenehmes Mittelmeerklima. Glühend heiß wird's im März. Dann ruft die spanische Stadt zwischen bewegter Geschichte, lebendiger Gegenwart und futuristischer Moderne lauthals aus: "Valencia brennt!"
Gemeint sind die Las Fallas. Hunderte kunstvoll gefertigte Puppen, die beim traditionellen Frühlingsfest von 15. bis 19. März durch die Stadt "tanzen", um auf dem Höhepunkt der Feiern unter Getöse und Jubel in Flammen aufzugehen. Die Mächtigsten der Figuren aus Pappmaché sind beinahe so hoch wie ein Haus und tonnenschwer. Ihr Feuer erleuchtet die Nacht heller als alle Straßenlaternen. Das hitzige Spektakel mit Karnevalflair lockt jedes Jahr Tausende Besucher an. "Der Ursprung des Brauchs liegt im Dunkeln. Eine gängige Erklärung besagt, dass einst die Zimmerleute ihre Holzgestelle für Lampen und Kerzen verbrannt haben, weil sie am Ende des Winters darauf nicht mehr angewiesen waren", verrät unser Guide Luis.
Aufgeladen ist die Atmosphäre bereits zu Monatsbeginn, schon untertags explodieren Feuerwerke. Laut und rhythmisch ist ihr Klang - ein Knallkörperkonzert, die Mascletà. "Ein Jahr lang bereiten sich die Stadtviertel voller Eifer auf Las Fallas vor. Wenn es so weit ist, wird mit derselben Leidenschaft gefeiert", beschreibt Luis die Lebensfreude seiner Landsleute mit Enthusiasmus.
Alte und neue Architektur
Abseits dieses Trubels gibt sich Valencia mediterran-charmant. Mal verträumt-nostalgisch, mal zukunftsorientiert. Den Faible für Kontraste spiegelt die Architektur wider. Altes trifft auf Neues. Seit der Gründung durch die Römer befindet sich die Küstensiedlung stets im Fluss. Der Ausdruck immerwährenden Wandels gipfelte in der Ciutat les Arts i de les Ciències, wie die Stadt der Künste und der Wissenschaften inmitten der 800.000-Einwohner-Metropole auf Valencianisch heißt. Vom Reißbrett der Planer Santiago Calatrava und Félix Candela wurde die urbane Freizeitoase mit viel Grün ins trockengelegte Flussbett des Turia verpflanzt, den die Stadtväter nach Überschwemmungen aus Valencia verbannen ließen. Wo sich zuvor die Fluten ihren Weg durch die Häuserschluchten gebahnt haben, erheben sich nun aus künstlich angelegten Wasserbecken futuristisch anmutende Museen, Musikpalast und Oper. Das 3D-Kino L ’Hemisfèric zwinkert dem Betrachter förmlich zu. Die Kuppel sei konzipiert wie ein Auge, das sich öffnet und schließt, erfahren wir. Genug Zeit sollte für das imposante L’Oceanogràfic bleiben. Auf 110.000 Quadratmetern und mit 42 Millionen Liter Wasser Fassungsvermögen beherbergt Europas größtes Aquarium 45.000 Ozean- und Riffbewohner - Wale inklusive.
Der Wassergerichtshof tagt
Auf antiken Pfaden wird im Viertel rund um die Kathedrale gewandelt - dem Kern der Altstadt, wo sich die Römer niedergelassen hatten. Nach uralter Sitte waltet vor dem Aposteltor heute noch einmal pro Woche der Wassergerichtshof. Mit Spannung verfolgen Studenten und Touristen die Urteilssprüche. Prunkstück des Jugendstils ist die Markthalle des Mercado Central, verziert mit Ornamenten und Kacheln. Ob Beinschinken, Fisch oder Früchte - hier finden sich Spezialitäten in Hülle und Fülle. Auf dem Dach hockt ein blecherner Papagei. "Als Sinnbild für die Händler, die immer plappern", schmunzeln Ortskundige. Gegenüber liegt die ehemalige Seidenbörse - ein Stück spanischer Handelsgeschichte. In derselben Straße hält das älteste Hutgeschäft die Pforten offen. "Und das seit 1820. Wenige Jahre nach Napoleon sperrte der Laden auf", weiß Luis. Mit Londons Covent Garden wird der Columbus Markt samt seiner vielen Cafés verglichen. Zum Bummel mit Meeresbrise laden ausgedehnte Strände, gesäumt von Palmenalleen. Im Sommer ist dort die Hölle los.
Zugegeben, Valencia ist wegen seltener Direktflüge aus Österreich nicht ganz so leicht erreichbar. Doch auch eine knapp vierstündige Zugfahrt vom 350 Kilometer entfernten Barcelona entlang der Küste in den Süden lohnt sich. Denn Valencia sollte man einmal erlebt haben!
INFO
ALLGEMEINE AUSKÜNFTE: Spanisches Fremdenverkehrsamt, 01/512 95 80 oder www.spain.info, viena@tourspain.es
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