Frage des Respekts?

Konservative Muslime wollen Verbot von Homo-Emojis

Web
12.02.2016 10:15

Indonesien, das Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung, fordert von den Betreibern von Chat-Diensten wie WhatsApp, eine Reihe von Emojis aus ihren Apps zu löschen. Konkret geht es um Symbole, die gleichgeschlechtliche Paare und Familien zeigen. Die Löschung der Emojis sei eine Frage des Respekts, so die indonesische Regierung.

Rund 200 Millionen Muslime leben in Indonesien, viele von ihnen sind konservativ. Obwohl Homosexualität im Inselstaat einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" zufolge nicht unter Strafe steht, wollen sie nicht mit gleichgeschlechtlichen Paaren konfrontiert werden. Die Folge: Nutzer der Messenger WhatsApp und Line haben sich bei der Regierung über die Emoji-Auswahl in den Apps beschwert und fordern ein Verbot.

"Soziale Medien müssen Kultur respektieren"
Jetzt hat die Regierung reagiert und fordert die Löschung der als anstößig empfundenen Emojis. "Soziale Medien müssen die Kultur der Länder respektieren, in denen sie eine große Zahl von Nutzern haben", heißt es vom Informationsministerium. Dazu der Hinweis, manche Nutzer fühlten sich bei der Betrachtung der Emojis "unwohl". Der vor allem in Asien populäre Messenger Line hat homosexuelle Emojis daraufhin aus seiner App entfernt.

WhatsApp und dessen Mutterkonzern Facebook haben sich noch nicht zu den Forderungen geäußert, eine etwaige Entfernung der umstrittenen Emojis wäre hier aber mühsamer als beim Rivalen Line, berichtet das IT-Magazin "Quartz". Bei WhatsApp sind die Emojis nämlich direkt in die Tastatur eingebaut, bei Line sind sie als "Sticker" in einem eigenen Menü zu finden.

Homo-Emojis auch bei Apple, Google, Microsoft
Es ist davon auszugehen, dass Indonesien noch weitere IT-Konzerne wegen ihrer Emoji-Auswahl kontaktieren wird. Homosexuelle Emojis gibt's auch auf Apples iPhone, Facebook bietet ein Sticker-Sortiment für seinen Messenger an, und selbst verbreitete Betriebssysteme wie iOS, Android und Windows haben heute entsprechende Emojis an Bord. Ob Apple, Google und Microsoft ihre Betriebssysteme für den indonesischen Markt anpassen werden, bleibt abzuwarten.

Indonesien ist der viertbevölkerungsreichste Staat der Erde. Von rund 240 Millionen Einwohnern sind 200 Millionen Muslime. Religion und Staat sind zwar getrennt und Homosexuelle werden nicht von der Regierung verfolgt, in einigen Provinzen greift jedoch fundamentalistisches Gedankengut um sich. Auf der Insel Sumatra gibt es laut "Reuters" beispielsweise eine Provinz, in der eine "Scharia-Polizei" Jagd auf Homosexuelle macht.

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