Historisches Treffen
Papst und Patriarch Kyrill rufen zu Einheit auf
In der kubanischen Hauptstadt Havanna ist es am Freitag zu einem historischen Treffen zwischen Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. gekommen. Fast 1000 Jahre nach der Spaltung trafen erstmals wieder Oberhäupter der beiden Kirchen zusammen. Nach einem zweistündigen Gespräch in einem Protokollsaal des Flughafens unterzeichneten die beiden eine gemeinsamen Erklärung, in der sie unter anderem zu Frieden in Syrien aufrufen. Zudem wollen sie sich für eine Annäherung der beiden Kirchen einsetzen.
Franziskus und Kyrill begrüßten einander beim Zusammentreffen auf dem Flughafen mit drei Küssen auf die Wangen. Franziskus sagte "endlich" und "wir sind Brüder" - das Treffen sei "Gottes Wille". "Nun sind die Dinge einfacher", wurde Kyrill zitiert. An der Begrüßung der Kirchenoberhäupter nahm auch Kubas Präsident Raul Castro teil.
"Richtiger Ort und richtige Zeit"
"Wir haben wie Brüder gesprochen", sagte der 79-jährige Papst nach der Begegnung. Der 69-jährige russische Patriarch versicherte, dass das Gespräch sehr inhaltsreich gewesen sei: "Es gab uns die Chance, die Position des anderen kennenzulernen. Ich habe den Eindruck, dass wir uns am richtigen Ort und zur richtigen Zeit getroffen haben."
Die römisch-katholische und die östlich-orthodoxe Kirche gehen seit 1054 getrennte Wege. Hintergrund waren theologische und politische Streitigkeiten, unter anderem über den Autoritätsanspruch des Papstes.
Appell für Frieden in Syrien
In der bei dem Treffen gemeinsam unterzeichneten Erklärung riefen der Papst und Kyrill zu Frieden in Syrien, im Irak und in der Ukraine auf. Die beteiligten Parteien sollten sich an entsprechenden Verhandlungen beteiligen. An die Internationale Gemeinschaft appellierten die Kirchenoberhäupter, die im Nahen Osten bedrohten Christen zu schützen und gegen Terrorismus vorzugehen. Die Millionen Flüchtlinge müssten in ihre Häuser zurückkehren können.
"In vielen Ländern im Nahen Osten und in Nordafrika werden ganze Familien, Dörfer und Städte unserer Brüder und Schwestern ausgelöscht", heißt es in der Erklärung. Die Kirchen würden barbarisch verwüstet und geplündert, heilige Objekte und Monumente entweiht und zerstört. Die beiden Kirchenoberhäupter riefen auch andere religiöse Führer dazu auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und Respekt gegenüber anderen Religionen zu leben und zu lehren. "Zu versuchen, kriminelle Taten mit religiösen Slogans zu rechtfertigen, ist inakzeptabel."
"Christenheit näher zusammenführen"
Der Papst und der Patriarch wollen zudem die "Christenheit näher zusammenführen". "In einer Welt, die von uns nicht nur Worte, sondern auch konkrete Taten erwartet, möge diese Begegnung ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen guten Willens sein." Sie hofften, dass die historische Begegnung "zur Wiederherstellung dieser von Gott gewollten Einheit, für die Christus gebetet hat, beitragen kann". Sie prangerten den "zügellosen Konsum" an, der beginne, allmählich die Ressourcen unseres Planeten aufzubrauchen.
Ein Treffen der Oberhäupter beider Kirchen war bereits unter Johannes Paul II. angedacht worden. Franziskus deutete dann 2014 an, dass er Kyrill treffen wolle. Die Ökumene ist ein zentrales Anliegen des Papstes und des Patriarchen, Kyrill gilt allerdings auch als Verfechter traditioneller Familienwerte und ist Gegner von Homosexuellenrechten. Zudem pflegt er gute Kontakte zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, den Franziskus seit seiner Wahl 2013 bereits zweimal traf. Putin sieht die Kirche als Stütze gegen Liberalismus und Werteverfall, Kritiker sprechen von einer "unheiligen Allianz".
Erster Besuch des Papstes in Mexiko
Nach Kuba besucht der Papst Mexiko. Franziskus wurde am Freitagabend auf dem Flughafen in Mexiko-Stadt von Präsident Enrique Pena Nieto zu seinem ersten Besuch in dem Land empfangen. Bei der mehrtägigen Reise stehen die Migration sowie die Drogengewalt im Mittelpunkt. Geplant sind unter anderem Besuche in der Grenzregion zu den USA und in einer Unruheprovinz. Nach Brasilien ist Mexiko das Land mit den meisten Katholiken weltweit. Mehr als 80 Prozent der rund 120 Millionen Mexikaner bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche.
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