Wegen IS-Gefahr

Westen bereitet Kampfeinsatz in Libyen vor

Ausland
19.02.2016 14:19

Während die Blicke der Welt derzeit vor allem nach Syrien gerichtet sind, bahnt sich in Libyen eine weitere Auseinandersetzung mit der Extremistenmiliz Islamischer Staat an. Am Freitag sind laut US-Medien bei einem Luftschlag im Westen des Landes mehr als 40 IS-Kämpfer getötet worden. Der Angriff könnte den Beginn der nächsten Anti-IS-Offensive markieren. In Libyen herrscht seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gadafi Gewalt und Chaos mit zwei rivalisierenden Regierungen. In das Machtvakuum stößt der IS vor und breitet sich aus. Das wollen nicht nur benachbarte Staaten verhindern.

Die Flugzeuge seien gegen 3.30 Uhr Ortszeit gekommen und hätten ein Gebäude im Stadtbezirk Qasr Talil bombardiert, in dem ausländische Arbeiter wohnten, sagte Hussein al-Thwadi, der Bürgermeister der Stadt Sabratha, der Nachrichtenagentur Reuters. 41 Menschen seien getötet und sechs verletzt worden. Unter den Toten seien einige Tunesier, ein Jordanier und zwei Frauen. Der Bürgermeister sagte, Regierungsvertreter hätten den Ort des Geschehens besichtigt. In dem Gebäude seien Waffen gefunden worden.

Die Opferzahlen konnten von anderer Seite nicht bestätigt werden. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf einen nicht identifizierten Informanten aus Regierungskreisen, US-Kampfflugzeuge hätten ein Lager des IS in Libyen bombardiert. Die Getöteten seien IS-Kämpfer gewesen.

Angriff galt Drahtzieher mehrerer Anschläge
Der Luftschlag galt laut der "New York Times" einem aus Tunesien stammenden ranghohen Extremisten des IS. Dieser sei auch der Drahtzieher von zwei großen Anschlägen in Tunesien im vergangenen Jahr gewesen. Der Tunesier soll beim Angriff getötet worden sein. Gleichzeitig soll Washington betont haben, dass der Angriff am Freitag nicht den Beginn einer neuen, breit angelegten US-Operation "in einem muslimischen Land" darstelle. Die US-geführte internationale Koalition gegen den IS hatte zuvor angekündigt, sie wolle ihren Kampf gegen die Terrormiliz intensivieren und deren Machtausweitung im Krisenland Libyen um jeden Preis verhindern. Bisher gab es vereinzelte gezielte Angriffe auf Top-Terroristen.

Zunächst aber steht die Frage im Raum, wie eine Intervention aussehen könnte. US-Präsident Barack Obama hat seine Sicherheitskräfte angewiesen, nach Wegen zu suchen, den IS in Libyen aufzuhalten. Nach Informationen aus Regierungskreisen sind dabei Luftangriffe ebenso eine Option wie der Einsatz von Spezialkräften.

Als Voraussetzung für einen Kriegseinsatz gilt eine Hilfsanforderung einer anerkannten libyschen Regierung. Die Bemühungen um eine Einheitsregierung des in Machtzonen verfeindeter Milizen zerfallenen Staates scheitern jedoch bisher an Widersachern in beiden konkurrierenden Regierungen und Parlamenten in Tobruk und Tripolis. Unklar ist auch noch, wie man den Erfolg eines Militäreinsatzes nachhaltig sichern könnte.

Libyens Nachbarn zittern vor politischer Instabilität
Die Nachbarländer Libyens befürchten politische Instabilität, viele Flüchtlinge und militärische Gegenmaßnahmen der Extremisten, wenn es eine Intervention gibt, ohne dass eine Regierung in Libyen existiert. "Jene Länder, die eine militärische Intervention ins Auge fassen, sollten zuvor die Interessen der Nachbarländer mit in Betracht ziehen", sagte der tunesische Präsident Beji Caid Essebsi.

Nach Informationen französischer und britischer Medien bereiten die USA, Frankreich und Großbritannien bereits seit Monaten den Luftkrieg in Libyen gegen den dortigen IS-Ableger vor. Die Aufklärung erfolge bereits mit Satelliten, Drohnen und bemannten Flugzeugen. So sollen bereits im November des Vorjahres Rafale-Jets des französischen Flugzeugträgers "Charles de Gaulle" auf dem Weg zum Syrieneinsatz über Libyen Aufklärungseinsätze geflogen haben.

Tausende IS-Kämpfer auf Rekrutierungstour in Libyen
Der IS hat nach eigenen Angaben den "Emir" Abu al-Mughira al-Qahtani nach Libyen geschickt. Er soll dort französischen Berichten zufolge zum Kalifen Nordafrikas ausgerufen werden. Unklar ist, wie viele Kämpfer der IS in Libyen aufbieten kann. Rund 3000 Mann sollen vor Ort sein, um Kämpfer anzuwerben und auszubilden. Das Rekrutierungspotenzial wird von Experten auf ein Vielfaches geschätzt.

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