2015 war ein ausgesprochen gutes Jahr für Schauspielerinnen in Hollywood. Nicht nur, weil faire Bezahlung ein großes, viel diskutiertes Thema war, sondern auch wegen der ungewöhnlichen Dichte und Vielfalt an interessanten Rollen für Frauen. Den Beweis treten die fünf Nominierten in der Königinnenkategorie "Beste Hauptdarstellerin" an, die allesamt im Zentrum ihrer jeweiligen Filme stehen. Das Besondere in diesem Jahr: Neben Größen wie Cate Blanchett sind einige schöne junge und talentierte Shootingstars nominiert.
Als Favoritin, wenn auch nicht so klar wie Julianne Moore im Vorjahr, wird Brie Larson gehandelt.
Seit ihrem siebenten Lebensjahr steht die Kalifornierin vor der Kamera, inklusive Ausflügen ins Fernsehen und auf die Pop-Bühne. Nach Rollen in Komödien wie "Greenberg" und "21 Jump Street" erlangte sie erste Aufmerksamkeit als Grace in dem Independent-Drama "Short Term 12" und ihren Durchbruch schließlich 2015 mit "Raum": Im beklemmenden Drama von Lenny Abrahamson meistert sie eindrücklich die Rolle der als Teenager entführten Joy "Ma" Newsome, der nach sieben Jahren Gefangenschaft mit ihrem Sohn die Flucht gelingt. Die emotionale Tour de Force brachte ihr bereits einen Golden Globe und einen SAG Award ein und dürfte ihr auch ihren ersten Oscar sichern.
Die 26-Jährige gehört - wie auch die als beste Nebendarstellerin nominierte Alicia Vikander ("Danish Girl") - zu den aktuell sehr gefragten It-Girls Hollywoods.
Das junge Alter und den Namen im Film teilt Larson mit Jennifer Lawrence, die ihrerseits schon reichlich Oscar-Erfahrung gesammelt hat: Mit ihrer Nominierung als beste Hauptdarstellerin in "Joy" ist die 25-Jährige die jüngste Schauspielerin überhaupt, die bereits vier Oscar-Nominierungen generieren konnte. Einmal hat sie bereits gewonnen, 2013 für "Silver Linings Playbook".
Trailer des Films "Joy - Alles außer gewöhnlich":
Auch ihre diesjährige Preischance geht auf Regisseur David O. Russell zurück: Der besetzte sie in seinem irrwitzigen Biopic als Joy Mangano, einer hoch verschuldeten, alleinerziehenden Mutter, die sich mit Kreativität und Durchsetzungsvermögen zur erfolgreichen Chefin eines millionenschweren Haushaltswarenimperiums boxt.
Den zweiten Oscar braucht Lawrence (noch) nicht, es läuft auch so sehr gut für die bodenständige Schauspielerin: Demnächst steht sie als Kriegsfotografin für Steven Spielberg und in einem noch unbetitelten Drama für Darren Aronofsky vor der Kamera.
Ihre bereits zweite Oscar-Chance im zarten Alter von 21 Jahren kann indes Saoirse Ronan verbuchen.
In John Crowleys Auswandererdrama "Brooklyn" glänzt sie als junge Irin, die sich auf der Suche nach einem besseren Leben 1951 nach New York aufmacht und bald zwischen zwei Ländern, zwei Männern und zwei Lebensentwürfen hin- und hergerissen ist. Für ihre einnehmende Darstellung schöpfte die junge Irin aus dem Erfahrungsschatz ihrer Eltern, die einst ebenfalls nach Übersee emigrierten, wo Ronan auch zur Welt kam.
Aufgewachsen ist sie in Irland, und das teils vor der Kamera: Mit neun hatte sie ihre erste Rolle in einer TV-Serie, mit 13 feierte sie ihren internationalen Durchbruch an der Seite von Keira Knightley in Joe Wrights Kostümdrama "Abbitte". Bei den Oscars 2008 wurde sie dafür als beste Nebendarstellerin nominiert. Acht Jahre später scheint sie die Einzige, die Brie Larson den Preis streitig machen könnte.
Würde ihr zweiter Oscar nicht gerade einmal zwei Jahre zurückliegen, wäre wohl auch sie in der Favoritenfrage ganz vorne mit dabei: Cate Blanchett. 2014 triumphierte die Australierin verdient für die Hauptrolle der exaltierten Upper-Class-Diva in Woody Allens "Blue Jasmine", nun ist die 46-Jährige für eine vergleichsweise zurückgenommene Darstellung nominiert.
Trailer zum Film "Carol: Fenster zur fatalen Begierde"
In Todd Haynes' 50er-Jahre-Melodram "Carol" nach einem autobiografischen Roman von Patricia Highsmith verkörpert sie die elegante Gesellschaftsdame Carol Aird, die trotz großer persönlicher Risiken ihren Gefühlen für eine junge Verkäuferin (als Nebendarstellerin nominiert: Rooney Mara) nachgeht. Es ist die bereits siebente Chance der versierten Theater- und Filmdarstellerin auf einen Oscar, den sie zuvor auch für ihre Nebenrolle in "Aviator" (2004) gewann.
Dass Charlotte Rampling im Alter von 70 Jahren zum allerersten Mal in den Oscarring steigt, verwundert doch. Die Britin gehört zweifellos zu den großen Leinwandstars, feierte erste Erfolge in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren mit Luchino Viscontis Politdrama "Die Verdammten" und Liliana Cavanis Skandalfilm "Der Nachtportier". Nach Woody Allens "Stardust Memories" (1980) wurde es ruhig um sie - offen spricht sie heute darüber, dass sie damals Depressionen plagten. Fulminante Rückkehr feierte sie in der Rolle der verhärmten Krimiautorin in "Swimming Pool" (2003) von Francois Ozon, für die sie den Europäischen Filmpreis erhielt.
Trailer zum Film "45 Years":
Die zarte Rolle der Ehefrau, die in Andrew Haighs "45 Years" Geheimnisse in ihrer jahrzehntelangen Ehe aufdeckt, hat sie 2015 zurück ins Rampenlicht gebracht: Bei der Berlinale erhielt sie den Silbernen Bären als beste Schauspielerin, bei den Oscars ihre erste Nominierung.
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