Jener Mann, der vor sieben Jahren in Salzburg unter falscher Identität ein Kind gezeugt hat und später untertauchte, ist seit beinahe zwei Jahren tot. Wie die Polizei am Donnerstag berichtete, dürfte sich der gesuchte Verdächtige im Mai 2014 in seiner Wohnung in Linz das Leben genommen haben. Insgesamt hat der 34-jährige Deutsche in Österreich unter drei verschiedenen Identitäten gelebt.
Die Hoffnung seines heute sechsjährigen Buben, den leiblichen Vater vielleicht doch irgendwann einmal kennenzulernen, hat sich damit zerschlagen. "Der Mann hat immer wieder mit gefundenen oder gestohlenen Ausweisen die Identität anderer angenommen", sagte Polizeisprecherin Irene Stauffer. Bei den Dokumenten habe es sich stets um deutsche Ausweise gehandelt.
Wie die Ermittlungen ergaben, lebte der gebürtige Sachse zunächst von 2008 bis 2010 mit seiner damaligen Freundin im Salzburger Golling in einer Beziehung. Im April 2009 wurde sein Sohn geboren, noch vor dessen ersten Geburtstag setzte sich der Vater von einem Tag auf den anderen ab.
Gericht forderte Unterhalt von falschem Vater
Das hatte - mit einiger Verspätung - erhebliche Folgen für einen unbeteiligten Dritten: Im Jänner 2015 flatterte einem heute 32-jährigen Koch aus Deutschland unvermittelt die Aufforderung des Bezirksgerichts Hallein ins Haus, die Unterhaltsvorschüsse für sein minderjähriges Kind zurückzuzahlen.
Wie sich herausstellte, war dem Deutschen im Jahr 2007 sein Personalausweis abhandengekommen, der "echte" Vater hatte sich darauf mit dem Dokument eine neue Identität zugelegt. Der Koch erhob umgehend Einspruch und suchte sich einen Anwalt: Name, Adresse und Geburtsdatum würden zwar stimmen, er sei aber mit Sicherheit nicht der Vater des Minderjährigen und habe nie Kontakt mit der Mutter gehabt. Die Frau bestätigte das auch. Dennoch ging die Causa bis vor den OGH und wurde erst kürzlich im Sinne des Kochs entschieden.
Nach dem der Verdächtige 2010 seine Familie zurückgelassen hatte, blieb er in Österreich und lebte von 2010 bis 2011 in Graz. Wieder nahm er die Identität eines anderen an und machte sie sich zunutze. So soll er im Internet etwa über eBay Gegenstände verkauft und Geld kassiert, aber keine Leistung erbracht haben. Außerdem werden ihm Mietbetrügereien vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte deshalb auch wegen Urkundenunterdrückung, Gebrauchs fremder Ausweise und Kreditbetrugs.
Identitätsdieb verplapperte sich nie
2011 zog es den Deutschen weiter nach Linz, wo er bis zum Ende seines Lebens wohnte. Verplappert dürfte er sich dabei in all den Jahren nie haben. "Er hatte regelmäßig Arbeit, meist war er als Lagerarbeiter oder im Küchendienst tätig", so Stauffer. Die Sozialversicherung trickste er geschickt aus, um einen etwaigen Treffer mit der von ihm angenommenen Identität zu verhindern. Laut Polizei dürfte er mit seinen Betrügereien über die Jahre einen Schaden von mehr als 20.000 Euro angerichtet haben - noch ohne die nicht geleisteten Unterhaltszahlungen.
Die Salzburger Polizei hat am vergangenen Freitag ein Fahndungsfoto des Verdächtigen veröffentlicht. Der entscheidende Hinweis kam nun von einer ehemaligen Lebenspartnerin, die den Mann mit den auffallenden Tätowierungen an seinen beiden Oberarmen zuletzt Ende April 2014 gesehen hatte. Die wahre Identität des Deutschen konnte bereits kurz nach dessen Suizid festgestellt werden. Polizeisprecherin Stauffer: "Das ist anhand seiner Tätowierungen und mit einer DNA-Probe gelungen. Der Mann ist in Österreich nämlich früher schon einmal polizeilich aufgefallen."
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