Die sportliche Leitung im Österreichischen Skiverband (ÖSV) geht mit der dezimierten Speed-Fraktion bei den alpinen Herren hart ins Gericht. "Die Truppe ist noch immer stark genug, dafür stimmen die Ergebnisse nicht", beklagte Präsident Peter Schröcksnadel in Hinterstoder, wobei er von Hans Pum und Andreas Puelacher Unterstützung erhielt. Im Frühjahr soll reiner Tisch gemacht werden.
"Das Speed-Team ist das stärkste Team, das wir überhaupt haben", erklärte Schröcksnadel. "Es sind natürlich sehr viele mit Verletzungen ausgefallen, aber wir haben trotzdem noch gute Läufer drin, die nicht die Leistung bringen, die sie eigentlich bringen könnten. Ob einen Reichelt, der natürlich seit Kitzbühel ein bisschen ein Problem hat, ob einen Kriechmayr, einen Striedinger, einen Baumann, wie sie alle heißen. Und das gefällt mir nicht."
Neun Ausfälle
Der ÖSV muss derzeit allein im Speed-Bereich auf Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer, Max Franz, Georg Streitberger, Florian Scheiber, Joachim Puchner, Thomas Mayrpeter, Markus Dürager und Daniel Danklmaier verzichten. Sie alle erlitten im Laufe des Winters schwere Verletzungen, bei einigen schlug das Unglück sogar während eines Weltcup-Rennens zu. Ein Lichtblick ist, dass der am Sprunggelenk lädierte Franz noch in dieser Saison ein Comeback feiern könnte, wenn der Heilungsprozess weiter nach Wunsch verläuft.
"Ans Limit gehen!"
"Um ganz vorne dabei zu sein, muss man einfach ans Limit gehen. Es waren sicher schwierige Situationen im Winter, aber es zählen eben nur die Ergebnisse", stellte ÖSV-Sportdirektor Pum fest. Dem schloss sich auch Herren-Rennsportleiter Puelacher an. "Die, die da sind, die müssen eigentlich mehr bringen. Die Burschen probieren alles, die wollen ja vorne dabei sein und unter die Besten fahren. Von dem her kann ich ihnen nichts vorwerfen. Aber dass die Resultate besser sein sollten, als sie im Moment sind, da bin ich der gleichen Meinung", sagte der Chefcoach.
Die besten Ergebnisse in der Abfahrt bewerkstelligte in dieser Saison der von der Schröcksnadel'schen Kritik nicht ausgesparte Hannes Reichelt, der in Santa Caterina und Wengen Zweiter war. Seit seinem Sturz in Kitzbühel, den er mit einer Knochenprellung relativ glimpflich überstand, muss sich der Salzburger erst wieder herantasten. Klaus Kröll fuhr in Wengen auf Platz drei.
Im Super-G zeigten Reichelt (Dritter in Kitzbühel), Mayer (Zweiter in Lake Louise) und Vincent Kriechmayr (Dritter in Jeongseon) auf dem Stockerl Präsenz. Nicht zu vergessen: Technik-Ass Marcel Hirscher, der in Beaver Creek den einzigen rot-weiß-roten Speed-Sieg verbuchte und sich in Hinterstoder auf den dritten Platz hinabstürzte.
Kritik an Serviceleuten
Als einen wesentlichen Faktor für die bisher überschaubare Performance haben die Entscheidungsträger das Material ausgemacht. Puelacher nahm diesbezüglich die Sportler in die Pflicht: "Das ist mehr die Arbeit von den Athleten und den Serviceleuten, dass wir das in den Griff bekommen. Da haben wir heuer nicht immer gut ausgeschaut." Als Vorbild könnte die Akribie eines Hirscher dienen, der mit seinem Team keine Mühen scheut, um für jede Unterlage die optimalen Einstellungen parat zu haben.
"Wenn's steil und schwierig ist, sind wir meistens gut. Und wenn's flach wird, es Wellen gibt und zum Gleiten geht, sind wir im Moment nicht dabei", sagte Schröcksnadel. "Das kann am Material liegen, das kann aber auch an anderen Dingen liegen. Das muss man sich jetzt genau anschauen. Im Frühjahr wird man genau prüfen, welche Gründe das sind."
In Hinterstoder freute sich der Präsident vor allem über den Werdegang des sporadischen Speed-Piloten Hirscher. "Er ist einfach ein guter Skifahrer. Er hat uns hier gerettet. Wobei wenn er nicht Dritter geworden wär, wär der Vinc (Kriechmayr; Anm.) Dritter geworden, so gesehen darf man ja nicht unzufrieden sein. Aber wir haben schon den Anspruch, dass wir ganz oben stehen."
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